Ist schon witzig, dass die Diskussion jetzt auch noch über so triviale Dinge wie die Statistiken der Lebenserwartung losgeht. Wie man diese auch noch falsch verstehen kann, ist mir rätselhaft. Wenn es aber dem Zweck dient, Aussagen zur Gesundheit bzw. Krankheit abweichend vom anerkannten Stand der Wissenschaft zu verdrehen, dann ist natürlich jedes Mittel Recht ...
Nun ja, ich finde die Sache mit der Statistik der Lebenserwartung ist ausdiskutiert. Wer die Fakten verdrehen will, tut es eben trotzdem. Also füge ich dem nichts weiter hinzu.
Ich gehe aber noch einmal einen Schritt zurück (auf die vorherige Seite des Threads):
Zett hat geschrieben: ... Welch Unvernunft! 95% Durchimpfung? Wieviel Diabetiker (Typ 1), Asthmatiker, Heuschnupfengeplagte usw. wollt Ihr denn noch haben! Soll die Menschheit vollkommen dahinsiechen?
Ist es Euch denn völlig unmöglich, die Gefahr der Impfungen überhaupt mal in Betracht zu ziehen?!? Die völlige Verweigerung neuer Informationen und die völlige Verweigerung des Nachdenkens (ok, ein Gläubiger hat dem Denken abgeschworen, er muss glauben statt denken) kann nicht gut gehen! ...
Klar, ihr hattet schon darauf geantwortet. Dem ist aus der sachlichen Sicht ja auch nichts hinzuzufügen, aber etwas ganz anderes sollte dazu erwähnt werden:
Zett unterliegt hier einem schweren Irrtum, wenn er meint, dass die Wissenschaftler in der medizinischen und in der pharmazeutischen Forschung sich der Informationen verweigern, die er seiner Argumentation zugrunde legt. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Die Schriften der Pharma-Gegner (ebenso natürlich auch der Impf-Gegner) werden dort genauestens studiert und untersucht. Da wird genau geprüft, welche Argumente auf einer sachlich richtigen Basis beruhen und welche auf Fehlinterpretationen von Beobachtungen, auf falschen Deutungen von Daten oder nicht verstandener Statistik, teilweise - wie bei der Diskussion um die Masern-Impfung schon erwähnt - auch auf gefälschten Statistiken und wo es Grundlagen der Erfahrungsmedizin gibt, die oft dann auch ernsthaft untersucht werden. Oft bedeutet nicht immer, weil dieses Gebiet so extrem vielfältig ist, dass man nicht in einem Jahrhuntert alle Erkenntnisse aus der Erfahrungsmedizin (einschließlich der traditionellen chinesischen medizin und vieler Übelieferungen von Schamanen anderer Kontinente) vollständig erforschen kann. Es ist aber ein Fakt, dass man schon viele Erkenntnisse für die Medizin auch aus diesen Kreisen gewinnen konnte. Manche erfolgreiche Entwicklungen basieren auf ursprünglichen Erkenntnissen der Pharmagegner, Lebensmittelindustrie-Gegner, Naturheilkundler und teilweise auch der Anthroposophen. Denkt an die Kritik an der homogenisierten Milch in den 70ger Jahren und was man aus den Erkenntnissen der direkten Aufnahme der Mikrotröpfchen in die Darmzellen mitsamt intakter Enzyme inzwischen für neue Wege gefunden hat, bis hin zum inhalierbaren Insulin!
Diese ständige Entgegenstellung: Schulmedizin gegenüber denen, die angeblich nach deren Meinung die alleinigen Nachdenkenden sind, ist seit über 30 Jahren veraltet.
Es ist kein Gegensatz mehr, sondern man arbeitet zusammen! Es war damals in den 70ger-Jahren durchaus noch so, dass man in der "Schulmedizin" alle anders-Denkenden als Spinner abgetan hat. Damals hörte ich (als Jungwissenschaftler) auch noch in der Pharmaindustirie von einem Abteilungsleiter den Satz: "Wenn Vollkornbrot wirklich gesünder wäre, als Weißmehl-Semmeln, dann wäre doch ganz klar, dass es die Weißmehl-Semmeln bereits nicht mehr gäbe." Damals musste man wirklich gegen Betonwände argumentieren, um die alten Holzköpfe, von denen es noch zu viele gab, zu einem neuen Denken zu bewegen. Aber schon damals waren in den obersten Ebenen (Forschungsleitungen und medizinische Leitungen) der großen Unternehmen Menschen mit Weitsicht, die sagten, man müsse "Querdenker" fördern, denn nur mit völlig neuen Gedanken, abseits der festgetretenen Pfade, wird man auch zu neuen Ergebnissen gelangen. Da kam die Zeit, dass z.B. die chemische Großindustrie begonnen hat mit dem Öko-Institut zusammenzuarbeiten, um sich nicht weiter Fehler vorwerfen zu lassen, sondern um Wege zu finden, die vorherigen Fehler erfolgreich zu bereinigen und für die Zukunft zu unterbinden.
In dieser Zeit begann man auch, nicht mehr nur an einzelnen Schreibtischen insgeheim, sondern ganz offiziell in den Unternehmen alle alternativen Richtungen der Medizin ernst zu nehmen und zu prüfen, wo überall da verborgene Potenziale liegen. Man hat z.B. anhand der Berichte von Schamanen im Amazonasgebiet (und anderen Regionen) tausende von Pflanzen auf ihre Wirkstoffe untersucht und dabei eine Menge Interessantes gefunden. Nicht alles davon kann man in künstlichen Kulturen mit der vollen Wirksamkeit herstellen, aber bei aussichtsreichen Wirkungen arbeitet man daran. Auch dabei hat man zu Beginn große Fehler gemacht, und die ärmeren Ursprungsländer der wirkstoffhaltigen Pflanzen nicht angemessen am möglichen zukünftigen Gewinn (und den Patenten) beteiligt. Da gab es dann beispielsweise Einreiseverbote für Wissenschaftler in manche Regionen, bis das zur Zufriedenheit aller Seiten geregelt wurde. Natürlich kann man auch da wieder denen, die primär die Gewinnaussichten im Kopf haben, den Vorwurf machen, dass sie nur auf erzwungenen Druck sozialverträglich vorgehen. Da gibt es wohl immer und sicher auch in Zukunft einiges zu kritisieren.
Aber was man nun wirklich nicht mehr sagen kann, ist, dass die Wissenschaft die Augen verschließt vor anders Denkenden. Diese werden ernst genommen und alle Aussagen werden geprüft. Wenn sich dann aber die Argumente wie zum Beispiel bei den verschiedenen Büchern der Impfkritiker allesamt vollständig als falsch und zum Teil als manipuliert herausstellen, dann wird dies auch klipp und klar gesagt.
Weder die Informationen, auf die Zett sich stützt, wurden von den Fachleuten verweigert, noch das Nachdenken darüber vernachlässigt. Nein, in der Fachwelt hat man sich das genauestens angesehen und über alle Argumente nicht nur nachgedacht, sondern sie mit wissenschaftlichen klaren Daten und Fakten widerlegt. Das kann man alles in der Fachliteratur nachlesen (die ich aber nicht mehr im Detail zitieren kann, da ich wie schon geschrieben, nicht mehr den Zugang zu den Bibliotheken meiner ehemaligen "Wissensquellen" habe - ich werde nicht für die Diskussion in diesem Forum in die Deutsche Bibliothek nach Frankfurt fahren, den Aufwand ist mir das nicht wert).
Manche der Diskussionspunkte der Impfgegner sind auch tatsächlich nicht einfach vom Tisch zu wischen, sondern da muss man eine Risiko-Nutzen Abwägung vornehmen, die sich dann auch auf Statistiken stützen muss, zum Beispiel der Häufigkeiten ernsthafter Impfzwischenfälle gegenüber der Häufigkeit lebensgefährlicher Erkrankungen bei nicht Geimpften. Man ruht sich aber nicht auf dem Ergebnis dieser Risikoabwägung aus, sondern man arbeitet istensiv daran, die erkanten Risiken weiter zu minimieren. Das ist bei der Polio-Impfung ganz besonders und auch bei den Impfungen der "Kinderkrankheiten" und auch der Grippe-Impfung in deutlich nachweisbarem Ausmaß gelungen. Die Risiken liegen weitaus niedriger, als vor 50 Jahren (teils statistisch um mehrere Zehnerpotenzen niedriger als damals). Auch bei Vergleich des letzten 10-Jahre-Zeitraums erkent man bei der Grippe-Impfung und einigen anderen Fortschritte. Allerdings das von Zett angesprochene Risiko: "Diabetiker (Typ 1), Asthmatiker, Heuschnupfengeplagte" das tatsächlich von einigen Impfgegnern vor Jahren schon ins Feld geführt wurde, entbehrt jeglicher Grundlage und ist wissenschaftlich längst 100%ig widerlegt. Bei allen tatsächlich noch bestehenden Unklarheiten in bezug auf diese Krankheiten: den Zusammenhang mit Impfungen gibt es nicht. Die Fakten sind eindeutig und es gibt auch nicht einmal ernstzunehmende Statistiken, die einen Verdacht begründen könnten. Und bevor Zett hier mitreden will, sollte er erst einmal das "Handbook of Allergic Deseases" und ähnliche Literatur lesen (für das Handbuch habe ich über 1 Jahr benötigt, da extrem umfangreich, und hatte hinterher mehr Fragen als vorher - aber auch eine erhebliche Menge an Verständnisgewinn).
Die Behauptung dieser Risiken von den Impfkritikern beruht auf keinerlei Fakten, sondern allein auf der Beobachtung der Zunahme dieser Erkrankungen aus allen Zusammenhängen herausgerissen. Andere Änderungen werden dabei völlig ignoriert. Z.B. die Ernährung (man sollte dazu u.a. dies lesen:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-87997205.html - wenn auch darin Vieles oberflächlich dargestellt ist - ist aber eben zum Verstehen für nicht wissenschaftliche Leser geschrieben).
Man sollte auch bedenken, dass die pro Person in Deutschland durchschnittlich täglich zu Fuß zurückgelegte Wegstrecke im Jahr 1910 noch 20 Km betrug, 1950 noch 10 Km und heute weniger als 1 km.
(Nur nebenbei: Mein Schulweg der Grundschule war auch 2 x 4 Km ohne Schulbus oder Auto etc. und später bei Fahrt mit der Bahn in die Stadt summierten sich die Fußwege von und zu den Bahnhöfen auf insgesamt 6 Km ohne Bus, Tram etc. - und wenn ich für die Bahn zu spät dran war, nahm ich gelegentlich das 3-Gang-Fahrrad für die insgesamt 21 Km und kam noch pünktlich an.)
Das sind so drastische Änderungen - die in so einer Diskussion zu übergehen (und bei den Allergien den als erheblich mitverantwortlich bewiesenen Rußstaub auch zu übergehen), und dann alles nur auf Impfungen zu schieben, ist schon regelrecht ignorant. So weit diese Leute nicht wirklich dumm sind, wird dabei gezielt selekierte Information zum Zweck des Beweises der vorgefassten Meinung betrieben. Wer das liest, und diese Manipulation nicht durchschaut, hat entweder von den Zusammenhängen nichts verstanden, oder ist eben genauso verbohrt, wie die Autoren, die alles ausblenden, was die vorgefasste Meinung gefährden könnte.