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Über den Nutzen von Schutzimpfungen

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Re: Über den Nutzen von Schutzimpfungen

Beitrag von Seelöwe » Di 23. Apr 2019, 19:07

@Zett und alle
Nochmal, es geht hier nicht um Meinungen - da toleriere ich verschiedene -, sondern um das (wissentliches oder auf Dummheit beruhendes) manipulieren von Fakten und das Aufstellen nachweislich (siehe Zitate von Hans H.) falscher Tatsachenbehauptungen.- ich nenne das lügen oder auch betrügen -wenn, wie so oft, wirtschaftliche Interessen dahinter stecken.
Lasst uns bitte bei den Fakten bleiben. Und da sind alle empfohlenen Impfungen wirksam. Wer was anderes behauptet, lügt und betrügt.
Grüße vom Seelöwen

 
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Re: Über den Nutzen von Schutzimpfungen

Beitrag von Tim007 » Di 23. Apr 2019, 19:23

Hans H. hat geschrieben:Wenn man ein "Wissenschaftlerleben" lang diese recht strenge Handhabung des Begriffs Meinung und der Äußerung einer Meinung gewohnt war, ist man davon in gewisser Weise geprägt.


Vielen Dank für die interessante Erläuterung, Hans H.
Wieder habe ich was gelernt.


Ist es nicht tatsächlich so, wie uns ein Lehrer in der Mitte der 1960er Jahre sagte: "Es ist schlimm, dass die große Mehrheit der Menschen die Errungenschaften der Wissenschaften nutzen und dabei von diesen so wenig wissen, wie die Kuh vom Gras das sie frisst"?


Auch das ist wahr.
Ich oute mich als Kuh (oder Stier). :-)

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Re: Über den Nutzen von Schutzimpfungen

Beitrag von Aria » Di 23. Apr 2019, 20:23

Seelöwe hat geschrieben:@Zett und alle
Nochmal, es geht hier nicht um Meinungen - da toleriere ich verschiedene -, sondern um das (wissentliches oder auf Dummheit beruhendes) manipulieren von Fakten und das Aufstellen nachweislich (siehe Zitate von Hans H.) falscher Tatsachenbehauptungen.
Das Manipulieren von Fakten und falsche Tatsachenbehauptungen kann man als solche entlarven, in dem man die richtigen (amtlichen) Fakten bringt.

Klar, es werden sich immer wieder welche finden, die auch den amtlichen Zahlen misstrauen werden, aber damit muss man leben oder ein Gesetz verabschieden, das falsche Tatsachenbehauptungen, wenn sie aus Vorsatz gebracht, bestraft. Aber Vorsatz nachzuweisen, würde sehr schwierig werden, weil man eigentlich nur den Urheber, nicht aber diejenigen, die es weiter verbreitet haben, bestrafen könnte; die könnten sagen, sie haben halt das geglaubt, was sie irgendwo gelesen haben – und dagegen kann kein Gesetz etwas bewirken.

Wir müssten und könnten nur die Ursache bekämpfen, also in diesem Fall die überzeugten Impfgegner, nicht aber die vielen Leichtgläubigen, die für eine Überprüfung nicht fähig oder aber zu faul sind. Insofern ist dieses Problem größtenteils ein Problem unserer Internetzeit, denn früher haben Journalisten diese Kontrollfunktion ausgeübt, sprich eine offensichtlich falsche Tatsachenbehauptung hatte keine Chance, publiziert zu werden bzw. weite Kreise der Bevölkerung zu erreichen.

 

Re: Über den Nutzen von Schutzimpfungen

Beitrag von Ralf-abc » Di 23. Apr 2019, 23:18

Aria hat geschrieben:Wir müssten und könnten nur die Ursache bekämpfen, also in diesem Fall die überzeugten Impfgegner, nicht aber die vielen Leichtgläubigen, die für eine Überprüfung nicht fähig oder aber zu faul sind. Insofern ist dieses Problem größtenteils ein Problem unserer Internetzeit, denn früher haben Journalisten diese Kontrollfunktion ausgeübt, sprich eine offensichtlich falsche Tatsachenbehauptung hatte keine Chance, publiziert zu werden bzw. weite Kreise der Bevölkerung zu erreichen.

Aria, Aria - ist das wirklich so schwer zu verstehen? *kopfschüttel*
Die Argumentation von überzeugten Impfgegnern bewegt sich auf dem Niveau von Verschwörungstheoretikern. Die haben ein geschlossenes Weltbild, dass sich gegen jede Form von Kritik immunisiert hat. Da werden wissenschaftliche Fakten einfach bestritten oder in betrügerischer Absicht grob verfälscht. Und wenn selbst das nichts hilft, dann wird halt die Quelle dieser Fakten mit erfundenen "Gegenfakten" als betrügerisch diffamiert.
Du hast doch hier im Forum nun wirklich genug Diskussionen mit Christen geführt und weißt daher sehr genau, dass es ganz egal ist, wie viele Fakten Du ier anführst - Du dringst damit nicht durch.
Da kannst Du im www noch so viele Aufklärungskampagnen starten - bei diesem Spiel kannst Du nicht gewinnen, weil jegliche Informationenen, die nicht die Weltsicht eines Verschwörungstheoretikers bestätigen, von vorne herein als Lüge abgelehnt werden. So jemanden wirst Du nie so weit bringen, dass die ihr Weltbild kritisch überprüfen.
Bei Donald Trump ist es doch erwiesen, dass der jeden Tag mehrfach Lügen twitter - und die sind so dummdreist, dass die jeder Bürger nach einer kurzen www-Recherche als Lüge entlarven könnte - aber die Trumpanhänger interessiert das nicht. Die wollen das glauben oder es ist denen zumindest absichtlich egal.
Und da glaubst Du ernsthaft, Du könntest Zett & Co. mit der Wahrheit überzeugen?

 

Re: Über den Nutzen von Schutzimpfungen

Beitrag von Ralf-abc » Di 23. Apr 2019, 23:46

Hans H. hat geschrieben:Aber ist das überhaupt noch zu schaffen, ganz ohne irgendwo mit Regulierungen zu beginnen, zumindest was deren übermäßige Internetpräsenz betrifft? Ich habe da gewisse Zweifel. Und wenn das nicht in kurzer Zeit zu schaffen ist, gebe ich eher den Meinungen von Bummler und Ralf in diesem Punkt Recht.

Wie das abläuft, dafür gibt es in der jüngeren Geschichte doch ein Paradebeispiel: Der Klimawandel bzw. dessen Leugnung.
Bereits seit Mitte der 1980er Jahre ist der Klimawandel in der Wissenschaft unstrittig. Die genauen Zusammenhänge kannte man zwar noch nicht bis ins letzte Detail (das hat noch bis zur Gegenwart gedauert), aber die grundlegenden Mechanismen und auch die potenziellen Folgen waren bekannt. Es war Mitte / Ende der 1980er Jahre eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis es - angelehnt an die internationale Zusammenarbeit beim FCKW-Verbot - auch beim CO2 zu internationalen Verträgen kommt.
Aber dann hat die US-Chemie, -Erdöl und -Kohleindustrie zum großen Gegenschlag ausgeholt. Die habe eigene Institute gegründet, deren Aufgabe es war, die Beweise der anderen Wissenschafler anzuzweifeln oder zumindest so darzustellen, dass die nicht ausreichen, um daraus irgend welchen Gegenmaßnahmen abzuleiten. Um das klar zu sagen: die haben nicht einen einzigen Beweise vorgebracht, der den Klimawandel widerlegt, sondern die haben nur Zweifel gesät. Eigentlich hätte man jetzt sagen können, dass ist eine absolute Außenseitermeinung, aber dann kam der öffentlichkeitswirksame Geniestreich: die haben die Medien daraufhin bearbeitet, dass die solche Minderheitenmeinungen nicht unterdrücken dürfen. Und da hinter diesen Wissenschaflern ja gewaltige finanzellle Mittel steckten haben die das auch geschafft. Und zwar so effektiv, dass das in den Medien nicht als Außenseitermeinung gekennzeichnet wurde, sondern das wurde in der Öffentlichkeit so dargestellt, dass der Klimwandel ein Thema wäre, das in der Welt der Wissenschaft kontrovers diskutiert wird. Ein Handvoll Industrie-Wissenschafler hat es geschafft, ein Thema, bei dem sich 90% der Wissenschaftler einig sind, als große wissenschaftliche Kontroverse darzustellen.
Und die haben es damit geschafft, jegliche konkrete Maßnahmen zu einem weltweiten CO2-Abkommen seit über 30 Jahren zu verhindern!

Inzwischen hat der Klimawandel ja Ausmaße angenommen, dass auch der dümmste Vollpfosten aus eigenem Erleben erkennen kann (zumindest aber bei einem Blick in die Nachrichten über das weltweiter Wetter), dass da sich da gerade ganz gewaltig etwas verändert (wem das Wetter am letzten Osterwochende nicht bedenklich vorkommt, dem ist nicht mehr zu helfen). Das gilt auch für die USA. Aber Fakt ist, dass in den USA weniger Menschen die Zusammenhänge des Klimawandels kennen, als in den 1980er Jahren.

Und da wird hier im Forum ernsthaft darüber diskutiert, welche Folgen eine Desinformationkampagne im www haben kann ?!?

Hätte der (US-)Staat dieser Desinformationskampagne damals einen Riegel vorgeschoben, dann wäre wir beim Thema Klimaschutz heute schon 30 Jahre weiter!

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Re: Über den Nutzen von Schutzimpfungen

Beitrag von Aria » Mi 24. Apr 2019, 11:17

Ralf-abc hat geschrieben:Und da wird hier im Forum ernsthaft darüber diskutiert, welche Folgen eine Desinformationkampagne im www haben kann ?!?
Desinformationskampagne gegen das Impfen? Welche denn und von wem finanziert?

Um gegen Impfgegner vorzugehen, braucht man Gesetze, die gegen Fälscher von Fakten gerichtet sind. Es kann aber kein Gesetz geben, das das Verbreiten irriger Meinungen – egal, ob in Bezug auf Impfen oder anderen Sachen – einschränkt.

Das habe ich bereits geschrieben, aber du, Ralf-abc, versuchst es lieber mit der Ablenkung: Was hat das Vorgehen der Impfgegner mit den Vorgängen um den Klimawandel zu tun? Nichts, denn die Impfgegner haben keine Industrie im Rücken, die damals Wissenschaftler kaufte, um einige Zeit erfolgreich Zweifel über den Klimawandel unter die Leute zu streuen – dennoch tust du so, als wäre das auch hier der Fall.

Vertreter der Verschwörungstheorien haben durchaus ihre Schwierigkeiten, wenn man ihnen entschlossen mit Wissenschaft und tatsächlichen Daten begegnet; das Schweigen Zetts zu den amtlichen Zahlen im Zusammenhang mit Impfungen gegen Mumps in Deutschland ist daher symptomatisch.

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Re: Über den Nutzen von Schutzimpfungen

Beitrag von Hans H. » Mi 24. Apr 2019, 14:43

Au wei, da habe ich doch das Wort "zitieren"falsch genutzt, statt "auf das Buch verwiesen" zu schreiben, und das veranlasst Zett zu einem ganzen Absatz der Polemik zu diesem Fehler. Danach schreibt er:
Zett hat geschrieben:Und zweitens dürfte es selbst bei einer Verschiebung um drei oder auch um zehn Jahre zu keiner anderen Aussage kommen, da es bei den meisten Krankheiten keinen auf Impfwirkung schließbaren Knick in der Verlaufskurve gibt.
Das ist bei dieser Kurve, die in dem Buch von G. Buchwald abgebildet ist durchaus so, da diese Kurve völlig ungeeignet ist, über die Impfung etwas auszusagen. Zu dem Thema liegt mir eine fast 300 Seiten lange Ausarbeitung aus der Charité vor, die belegt, dass diese Kurven der Todesfälle nur bei den wenigen hoch-letalen Infektionen (z. B. Pocken, Tetanus) für eine solche Aussage geeignet sind. Dazu aber weiter unten nach meinem "Beispiel für ungeeignete Beweisführung".

Ich muss hier sogar noch auf einen zweiten Fehler in meinem Text vom 19.04. hinweisen: da hatte ich vom Masern-Verlauf in Großbritannien gesprochen. Das muss sich aber nur um eine bestimmte Region in Großbritannien gehandelt haben. Den Text habe ich leider nicht mehr und genau weiß ich deshalb nicht die Region. Jedenfalls habe ich jetzt die Untersuchungen zu den Verläufen der Masern in England und Wales wiedergefunden, und da war der Impfbeginn von Ort zu Ort über eine größere Anzahl von Jahren unterschiedlich, so dass allein aus diesem Grund eine Aussage über den Einfluss auf den Verlauf in ganz England oder ganz Wales völlig unmöglich ist. Aber, wie gesagt, diese Kurven der Todesfälle sind ohnehin keine geeigneten Daten, eine Aussage abzuleiten (Zahlen der Infektionshäufigkeit gab es nirgendwo landesweit in dieser Zeit, sondern nur sehr lokal begrenzt).

Erst noch zu einem anderen Thema:
Seelöwe hat geschrieben:Lasst uns bitte bei den Fakten bleiben. Und da sind alle empfohlenen Impfungen wirksam. Wer was anderes behauptet, lügt und betrügt.
Da müssen wir etwas differenzieren: Es gibt die Einen, die Daten fälschen, um ihren unhaltbaren Behauptungen mehr Gewicht zu verleihen und es gibt die Anderen, die nicht den Einblick in die wissenschaftlichen Hintergründe haben und diesen Fälschern blind vertrauen. Zu letzteren zählen auch manche Leute mit medizinischer Ausbildung, ja, sogar Ärzte. Die meisten von denen haben aber auch keine Erfahrung in wissenschaftlicher Arbeit und erkennen nicht so leicht, welche Ableitungen von Aussagen aus bestimmten Datenpools für eine Beweisführung völlig ungeeignet sind. Mit solchen Leuten (auch Ärzten) habe ich auch einige Diskussionen geführt und das läuft natürlich auf einer ganz anderen intellektuellen Ebene, als hier mit unserem allerletzten Ende des Alphabets.

Gefälscht war von A. Wakefield (USA) der angebliche Zusammenhang mit Autismus. Die Studie wurde inzwischen zurückgezogen und dennoch glauben nach einer Umfrage in den USA noch 20% der Erwachsenen an die Gefahr dieser Nebenwirkung. Gefälscht war eine ganze Menge in dem Buch von G. Buchwald, und darüber gibt es genügende von Stellungnahmen. Ob es nun eine Rolle spielt, dass er 1976 als den Beginn einer verstärkten Durchimpfung gegen Masern bezeichnet und 1973 nur als Beginn der Verfügbarkeit der Impfung (was beides nicht stimmt), ist eigentlich egal. Schlimmer sind seine frei erfundenen Zahlen zu Tetanus-Erkrankungshäufigkeiten bei Geimpften und Ungeimpften und ähnlich zu einigen anderen Krankheiten.

Völlig haltlos sind im Internet die (u.a. von Zett wiedernolten) Aussagen des Bestehens einer "Impflobby", die damit großes Geld verdienen will. Tatsache ist, dass die Pharmaindustrie an den Krankheiten ca. zehn mal mehr Geld verdient, als an den Impfstoffen. Bei den Ärzten ist der Faktor des Verdienstes an den Krankheiten gegenüber der geringfügigen Honorierung für eine Impfung noch viel höher.

Ebenso unsinnig sind die Aussagen, die STIKO (ständige Impfkommission) sei von den Pharmavertretern beeinflusst. Die Satzung der STIKO kann man im Internet auf der Homepage des RKI herunterladen und sehen, welch strenge interne Vorschriften sie sich erlassen haben. Es gibt kaum eine unabhängigere Kommission in Deutschland, als diese, und zwar sowohl unabhängig von der Politik (Gesundheitsministerium etc., das natürlich Kosten fürdie Krankenkassen niedrig halten will), als auch völlig unabhängig von der Industrie. Soweit sie Studien der Industrie verwenden, prüfen sie die Methoden und statistischen Ableitungen sehr genau auf wissenschaftliche Korrektheit.

Und völlig aus der Luft gegriffen ist die Behauptung, es gäbe keinen Nachweis für die Wirksamkeit. Tatsache ist, dass die STIKO keine Impfung empfiehlt, für die es nicht ganz klare Nachweise für die Wirksamkeit gibt.

Es gibt also eine Menge an Falschaussagen, aber es gibt eine große Zahl von Menschen, denen man keinen Vorwurf machen kann, dass sie die Fehler nicht erkennen können und denen glauben schenken. Da wird eine derart massive Propaganda gemacht, dass viele dazu verführt werden, den Impfbefürwortern nicht mehr zu vertrauen und tatsächlich zu glauben, da würden mafiöse Strukturen dahinter stecken, um Impfstoffe zu vermarkten. Die Argumentationsketten sind tatsächlich für Menschen ohne wissenschaftlichen Background sehr verführerisch.

Doch jetzt mal ein Beispiel für ungeeignete Beweisführung:
Stellt Euch vor, man zeichnet eine Kurve der durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit der Bürger ab ca. 1850 bis heute auf. Dann zeichnet man Punkte ein, wie Erfindung des ersten Autos und ab den 1960er Jahren die massive Zunahme des PKW-Individualverkehrs. Es wird in der Kurve der Zunahme der durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit keinen Knick geben ab den 1960er Jahren, da der Einfluss der zunehmenden Bahngeschwindigkeit und der zunehmenden Flugreisen das überlagert! Wollte man daraus nun schließen, dass die enorm hohe Zunahme an privaten PKW ab Mitte der 1960er Jahre keinerlei Einfluss auf unsere Mobilität hätte, dann wäre das eine gleichartig abgeleitete Schlussfolgerung wie die, anhand der Todesfälle einer Krankheit ab Anfang des letzten Jahrhunderts nach all den Einflüssen wie saubere Trinkwasserversorgung, hygienische Abwasserentsorgung, bessere Hygiene in der Lebensmittelversorgung und bessere Wohnbedingungen in dieser Multikomponenten-Wirkung die darin für einige Infektionen nicht differenzierbare Einzelwirkung der Impfung für die Aussage der Unwirksamkeit zu nutzen. Diese Ableitung ist unsinnig. Zur multikausalen Erklärung des Rückgangs der Infektionskrankheiten (die o.g. Faktoren vorrangig und zusätzlich zur Wirkung der Impfungen) s.: Leven, K., 1997. Die Geschichte der Infektionskrankheiten. Von der Antike bis ins 20. Jahrhundert, Landsberg/Lech: Ecomed. (S. 86)

Niemand bestreitet, dass die anderen genannten Effekte, besonders das saubere Trinkwasser einen (statistisch zahlenmäßig) höheren Effekt auf unsere Gesundheit hatten, als die Impfungen. Nachdem die Kurven aber recht weit unten waren, kamen die Impfungen dazu. Dann zu behaupten, der weitere Verlauf der Kurven ist genau eine Fortsetzung des vorherigen Verlaufs, also von Impfungen nicht beeinflusst (so in den Seiten der Impfgegner) impliziert die Behauptung, die Krankheitsraten wären ohne Impfungen genau so niedrig, wie sie jetzt sind. Dass dies falsch ist, zeigten schon die eindeutigen Statistiken der erheblichen Zunahme der Krankheitsfälle seit Verringerung der Impfquote.

Außerdem war die Wirkung dieser anderen Effekte in ganz Mitteleuropa bereits Anfang der 1970er Jahre voll wirksam. Die Senkung der Masern-Todesfälle von weit über 100 auf rund 40 p.a. (Deutschland) war eine gewaltige Leistung ohne Impfung. Danach gab es keine weiteren Verbesserungen mehr, und das weitere Absenken auf zeitweise unter 5 p.a bis zu den 1990ger Jahren war ein eindeutiger Erfolg der Impfungen. Ohne diese wäre die Zahl bei 40 geblieben. Das kann man aus der Kurve natürlich nicht ableiten, sondern indirekt aus den anderen Beobachtungen mit eindeutigen Beweisen der Wirkung schließen.

Da einerseits die Todesfälle bei Masern und einigen anderen Krankheiten für die Statistik ungeeignet sind, weil die bessere Behandlung und die besseren Lebensbedingungen die Mortalität dieser Krankheiten drastisch gesenkt haben, was bedeutet, dass die Kurve der Infektionszahlen einen deutlich anderen Verlauf genommen hat, als die Zahl der Todesfälle, und weil andererseits zu wenig großräumiges Zahlenmaterial vor 2001 vorliegt (wie Infektionszahlen für ganz Deutschland oder andere Länder) muss man die Daten aus viel kleineren räumlichen Bereichen vornehmen wie Statistiken bestimmter Kliniken oder von Ärzten, die längere Aufzeichnungen vorgenommen haben. Daraus ergeben sich eine Vielzahl von Einzelnachweisen, die den Aussagen des RKI und Anderer zugrunde liegen.

Für diejenigen, die zu Masern noch Links haben wollen:
https://www.bayerisches-aerzteblatt.de/ ... t-den.html
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... -in-Europa
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Ep ... cationFile
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Ep ... asern.html
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2 ... ung-risiko
http://www.euro.who.int/de/media-centre ... ean-region
Und sogar Wikipedia liefert hier einige Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Masern

Ein Beispiel für Nachweise in lokal begrenztem Raum für die Wirkung einer Impfung war der statistische Nachweis, dass in der Pockenepidemie im Krieg 1870/71 deutsche geimpfte Soldaten von der Epidemie verschont blieben, während sie aber von den französischen Kriegsgefangenen dann auf die Zivilbevölkerung übergegriffen hat.
S. oben zitierte Arbeit von: Leven, K., 1997, auf Seite 90,
oder auch: Militär-Medizinal-Abtheilung des Königlich Preussischen Kriegsministeriums unter Mitwirkung der Militär-Medizinal-Abtheilung des Königlich Bayerischen Kriegsministeriums, der Königlich Sächsischen Sanitäts-Direktion und der Militär-Medizinal-Abtheilung des Königlich Württembergischen Kriegsministeriums hrsg., 1886. Sanitäts-Bericht über die deutschen Heere im Kriege gegen Frankreich 1870/71. In Die Seuchen bei den Deutschen Heeren im Kriege gegen Frankreich 1870/71. Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn.

Und wem das noch nicht reicht, hier noch einige Zitate zu verschiedenen Infektionskrankheiten (diese wird man aber teilweise nicht im Internet finden, also ist dann ein Gang zu einer wissenschaftlichen Bibliothek angesagt):

Binkin, N., Salmaso, S., Tozzi, AE., Scuderi, G., Greco, D., 1992. Epidemiology of pertussis in a developed
country with low vaccination coverage: the Italian experience. The Pediatric Infectious Disease
Journal, 11(8), S. 653–661.

McKeown, T., 1982. Die Bedeutung der Medizin. Traum, Trugbild oder Nemesis?, Frankfurt a.M.: Suhrkamp
Verlag KG.

Van Ramshorst, J. und Ehrengut, W., 1965. Die Diphtherieschutzimpfung. In Herrlich, A., hrsg. Handbuch
der Schutzimpfungen. Berlin: Springer, S. 394–425.

Ehrengut, W., 1964. Impffibel, Stuttgart: Schattauer. (Eine weitere desselben Autors gibt es von 1966)

Landesgesundheitsamt Niedersachsen, 2013. Historie der Poliomyelitis in Deutschland. http://www.nlga.niedersachsen.de/infekt ... 19302.html

Heininger, U., 2004. Risiken von Infektionskrankheiten und der Nutzen von Impfungen. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, 47(12), S. 1129–1135.

 

Re: Über den Nutzen von Schutzimpfungen

Beitrag von Ralf-abc » Mi 24. Apr 2019, 16:35

Aria hat geschrieben:Desinformationskampagne gegen das Impfen? Welche denn und von wem finanziert?
Stimm, da hast Du recht. Das Wort "Kampagne" ist nicht korrekt, weil jemand fehlt, der das ganze steuert. Aber wie nennt man das denn heutzutage, wenn sich in den "sozialen Medien" ganz spontan Menschen zusammentun um für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen? Solhe Aktionen sind nicht koordiniert, haben aber dank facebook & Co. heutzutage eine Öffentlichkeitswirksamkeit, wie das früher nur mit organisierten Kampagnen möglich war.

Aria hat geschrieben:Um gegen Impfgegner vorzugehen, braucht man Gesetze, die gegen Fälscher von Fakten gerichtet sind. Es kann aber kein Gesetz geben, das das Verbreiten irriger Meinungen – egal, ob in Bezug auf Impfen oder anderen Sachen – einschränkt.
Dann mal viel Spaß dabei. Mit solchen Gesetzen könntest Du nur den eigentlichen Fälscher juristisch haftbar machen. Bei allen anderen, die diese Fälschung nur verbreiten, müsstest Du nachweisen, dass die genau gewusst haben, dass es sich dabei um eine strafbare Fälschung handelt. Einen Vollpfosten wie Zett, der wirklich der absoluten Überzeugung ist, dass seine angeblichen "Beweise" alle wahr sind, könntest Du mit einem solchen Gesetzt nicht dranbekommen. Dein Vorschlag mag auf den ersten Blick also naheliegend sein, aber in der Praxis wäre das juristisch wirkungslos.

Aria hat geschrieben:Das habe ich bereits geschrieben, aber du, Ralf-abc, versuchst es lieber mit der Ablenkung: Was hat das Vorgehen der Impfgegner mit den Vorgängen um den Klimawandel zu tun? Nichts, denn die Impfgegner haben keine Industrie im Rücken, die damals Wissenschaftler kaufte, um einige Zeit erfolgreich Zweifel über den Klimawandel unter die Leute zu streuen – dennoch tust du so, als wäre das auch hier der Fall.
Das ist keine Ablenkung, sondern ich versuche nur, Dir zu verdeutlichen, dass diese Aussage
Aria hat geschrieben:Das Manipulieren von Fakten und falsche Tatsachenbehauptungen kann man als solche entlarven, in dem man die richtigen (amtlichen) Fakten bringt.
nicht greift. Ende der 1980er Jahre gab es keine "sozialen Medien" - damals musste die Industrie eigene Wissenschaftler kaufen und über teure Kampagnen in die Öffentlichkeit bringen. Heutzutage brauchst Du dafür weder bekannten Wissenschaftler, noch eine Medienkampagne. Du brauchst nur einen guten Werbefachmann, der in der Lage ist, eine genehme Darstellung/Auslegung zu irgend einem Thema so aufzubereiten, dass man das in den sozialen Medien an einer geeigneten Stelle plazieren kann. Die meisten so erstellten Meldungen werden nie die nötige Bekanntheit erreichen aber wenn man über einen längeren Zeitraum konsequent immer wieder solche Meldungen veröffentlicht, dann wird das früher oder später eine ausreichende Verbreitung finden. Ich bin überzeugt, wenn man das richtig angeht, könnte man auf diese Weise selbst Rauchen über einen Zeitraum von 15 - 20 Jahren wieder zu etwas so selbstverständlichem machen, wie es das vor 30 Jahren mal war. Nicht, dass sich die medizinischen Erkenntnisse zu diesem Thema ändern würden, aber das Beispiel Klimawandel zeigt eben, dass die öffentliche Meinung von Emotionen viel stärker beeinflussbar ist, als durch reine wissenschaftlichen Fakten.

 
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Re: Über den Nutzen von Schutzimpfungen

Beitrag von PundV » Mi 24. Apr 2019, 17:41

Aria hat geschrieben:Desinformationskampagne gegen das Impfen? Welche denn und von wem finanziert?


Leider sind viele Hebammen daran schuld, dass Kinder nicht geimpft werden, dass Homöopathie und sonstiger Unfug Einzug in das Kinderzimmer hält.

 

Re: Über den Nutzen von Schutzimpfungen

Beitrag von hajo » Mi 24. Apr 2019, 18:20

Richtig!

Schuld sind sowieso meist die anderen!

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