Tim007 hat geschrieben:Wir wissen gar nicht, wie gut es uns geht. So etwas wie in der DDR will ich nicht erleben müssen.
Dort wären solche Diskussionen wie hier nicht möglich gewesen.
Stimmt, dort wären solche Diskussionen nicht möglich gewesen, weil der Staat zwar nicht offiziell, aber für jeden Bürger völlig bewusst die Bürger überwacht hat.
Der Unterschied zu heute:
Bei uns ist das den meisten Bürgern nicht bewusst, aber der Staat hat über automatisiertes Abhören von EMails und Telefongesprächen eine technische Möglichkeit zur Überwachung der Menschen - davon hätte die Stasi noch nicht einmal zu träumen gewagt. Zwar darf der Staat (Geheimdienste, Polizei) diese Abhörmöglichkeiten gegen Bürger der BRD im Inland nur unter ganz besonderen Voraussetzungen anwenden, aber wer noch glaubt, dass der Staat (erst Recht unter einem Innenminister Seehofer) sich daran noch hält, dem ist nicht zu helfen.
Das alles ist aber eigentlich vollkommen egal, weil die Stasi in der DDR von den Menschen nur halb so viel wusste, wie die heute von sich in den sozialen Medien freiwillig mitteilen. Irgend wie finde ich es ziemlich schizophren, sich über einen Überwachungsstaat aufzuregen, wenn man gleichzeitig vollkommen freiwillig Technologien und Medien nutzt, mit denen man selbst die intimsten Details öffentlich macht (bzw. zumindest für einige Konzerne, die aber eng mit dem Staat zusammenarbeiten).
Der Unterschied zur DDR ist also nicht, dass wir heute Diskussionen führen dürfen und die damas nicht. Der Unterschied besteht vielmehr darin, dass das Führen solcher Diskussionen in der DDR recht zeitnah negative Konsequenzen hatte, während bei uns alles erst mal nur gespeichert wird - ob das dann irgendwann einmal gegen einen verwendet wird - keine Ahnung, aber die technologische Möglichkeit besteht in jedem Fall. Da hatte die DDR zumindest einen gewissen "Vorteil", weil man auch vorher schon wusste, wo man dran war.
Aber dass Tim ein solches System nicht einmal ansatzweise in Frage stellt, das verwundert mich nun wiederum kein bißchen.