Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

[ynda]

Es sind ja nicht nur Kirchen in denen Missbrauch geschieht, der findet überall dort statt, wo Menschen eine wie
auch immer geartete Form von Macht haben. In manchen Fällen mehr, in manchen Fällen weniger. Wir wissen
ja auch, dass es auch in Sportvereinen Missbrauchsfälle gab, nur da können Kinder eher weg laufen wie aus einem
Internat z.B.

[hajo]

Bedeutet das nun Generalabsolution?

[ynda]

Nö, bedeutet es absolut nicht, auch keine Relativierung.
Egal wo Missbrauch statt findet, es ist schlimm, fürchterlich, absolut zu verdammen und konsequent zu bestrafen!
OK!?

[ynda]

Bedeutet das nun Generalabsolution?

Nö, bedeutet es absolut nicht!
Egal wo und wie Missbrauch statt findet, er ist zu verdammen und zu verurteilen, immer und überall!
OK!?

[hajo]

Gerne!

Dennoch kam mir das einer Relativierung nahe.

So nach dem Motto:

"Aber DER hat doch auch!"

[ynda]

Mich störte lediglich diese scheinbare Festlegung auf religiöse Einrichtungen, so als ob es das wo anders gar nicht gäbe.
Was aber auch fast überall gleich ist, ist oftmals diese Vertuschung durch übergeordnete Stellen/Personen, so nach dem
Motto: Was nicht sein darf, ist auch nicht.

[Aria]

Mich störte lediglich diese scheinbare Festlegung auf religiöse Einrichtungen, so als ob es das wo anders gar nicht gäbe.

Das ist eine Fehlinterpretation dessen, was ich u.a. am Mi 26. Jan 2022, 12:29 geschrieben habe – Zitat:

Um das Ganze richtig einzuordnen: Der sexuelle Missbrauch in den kirchlichen Einrichtungen mag von den Zahlen her nicht besonders groß sein – die meisten Missbräuche geschehen ja im familiären Umfeld –, aber nur diese Kirche behauptet von sich, eine moralische Instanz zu sein.

Insofern war dein Hinweis auf Sportvereine nichts anderes als ein Versuch der Relativierung. Falls du das nicht verstehst: Die Sportvereine mit den Kirchen zu vergleichen, ist es wie kleine Steine mit einem Bergmassiv vergleichen zu wollen.

Danke, tytoalba, für die Links – ich zitiere aus der Welt vom 08.11.2020:

Während aus der katholischen Kirche 272.771 Menschen austraten, verabschiedeten sich rund 270.000 Frauen und Männer aus der evangelischen Kirche. Einer Studie der Universität Freiburg zufolge könnte sich bis 2060 die Zahl der Kirchenmitglieder halbieren.

Langsam tut sich hier was, denn nur solange die Kirchen in Deutschland auf Millionen Mitglieder verweisen können, haben sie auch die Macht, auf diese Gesellschaft in ihrem Sinn einzuwirken. Fast unnötig zu betonen, dass dieser Sinn immer rückwärtsgewandt war und ist: Kirchen erwiesen sich bisher immer als Bremser des Fortschritts. Das haben schon die französische Revolutionäre erkannt, deswegen gingen sie nicht nur gegen Adel vor, sondern auch gegen Kleriker, weil sie, wie überall, den herrschenden Adel stützten.

Das tat die Kirche auch später noch – siehe z.B. Diktator Franco in Spanien, der sich ohne der katholischen Kirche nicht hätte so lange an der Macht halten können, oder der Entzug der Lehrerlaubnis den sogenannten Befreiungstheologen in Lateinamerika, die sich gegen Diktatoren und für die Armen einsetzten – Zitat:

Der Vatikan lehnte die Befreiungstheologie in den 1970er-Jahren offiziell ab und entzog einigen prominenten Vertretern die Lehrbefugnis. Papst Johannes Paul II. setzte sich etwa durch Versetzung von Priestern, die ihr anhingen, oder durch Ernennung von Gegnern zu Bischöfen gegen die Befreiungstheologie ein.

Doch zurück zu dem System Kirche. In einem Artikel des ehemaligen Chefredakteurs der Süddeutschen wird u.a. gesagt – Zitat (Fettschreibung durch mich):

Es wäre so einfach wie verlockend, den Titel "Die hohlen Männer" auf jene Mitglieder der römisch-katholischen Hierarchie zu übertragen, die den Skandal mehr gefürchtet haben als das Verbrechen. Sie haben in vielen Fällen die Verbrecher in ihren Reihen geschützt, weil sie glaubten, der öffentliche Skandal sei viel schlimmer. Das Gutachten zum Missbrauch im Erzbistum München/Freising wirft auf dieses Kalkül ein grelles Licht.
(…)
In jenen Bistümern, in denen es unabhängige Untersuchungen gibt, blickt man in Abgründe von Straftaten, Vertuschung und Schweigen. Das heute so inflationär benutzte Wort "systemisch" wird hier zu Recht angewandt: Missbrauch und Vertuschung hingen mit den Eigenheiten der Klerusorganisation, dem Weltverständnis der Kirchenhierarchen und dem Eigenschutzverhalten des Systems zusammen. Missbrauch und Vertuschung sind systemisch bedingt.
(…)
Die römische Kirche ist eine Wahlmonarchie. Ihr König, der Papst, herrscht absolut; er gilt nicht nur in Fragen der Lehre als unfehlbar, sondern er sieht sich auch in der besonderen Gnade Gottes. Der Papst wird von etwa 120 Kardinälen gewählt, die wiederum von Päpsten ernannt werden. Schon dieses System der Selbstrekrutierung verhindert tiefgreifende Reformen - und zwar Reformen jenseits des Zölibats oder der stärkeren "Einbindung" von Frauen und Laien.
(…)
Vieles spricht dafür, dass im Laufe der nächsten Jahrzehnte die katholische Kirche als Organisation in Deutschland jene Rolle verlieren wird, die sie seit Karl dem Großen mit unterschiedlicher Macht gespielt hat.

Von dieser Macht habe ich und andere in diesem Faden geschrieben, was wiederum andere beständig bestritten haben. Das ist bzw. wird weiter Teil eines gesellschaftlichen Wandels sein, deswegen ist diese Diskussion hier richtig, ob das Tim007 passt oder nicht.

[Tim007]

..., deswegen ist diese Diskussion hier richtig, ob das Tim007 passt oder nicht.

Nein, nein, tu Dir keinen Zwang an.
Lass es raus.

Hoffentlich ist Dein Friseur bald wieder da.

[Seelöwe]

Ich finde die Beiträge von Aria fundiert und bereichernd, im Gegensatz von den ständigen Hassausbrüchen von Tim007. Und was hat jetzt ein Friseur damit zu tun?
Aria, ich lese gerne weiter von dir.
Grüße vom Seelöwen

[FNW ♫]

Da können wir ARIA nur beipflichten. Und auch Dir, Seelöwe
Wer Normen setzt und von anderen deren Einhaltung einfordert, muss denselben entsprechen.
Zum Thema Missbrauch und (z.T. historische) Hintergründe könnt Ihr gerne nachlesen:
https://medpsych.at/Artikel-SV-im-Kontext-SexDel-gratis.pdf
Gesundheit!
... und möglichst fröhliche Tage & Nächte!
V.