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Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Aria » Di 19. Okt 2021, 11:16

Bummler hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Zitat aus der Zusammenfassung einer Studie der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung über die Medienkompetenz der sächsischen Bevölkerung:
...
Wenn ich das lese, dann verstehe ich, wieso manche Kommentare in diesem Forum so sind, wie sie sind.
Ja nun, dann muss man aber auch mal nach den Gründen suchen.
(…)
Digitale Unterversorgung und strukturschwache Regionen und so weiter und so fort. Bei solchen Bedingungen muss man sich ja nicht wundern.
Digitale Unterversorgung und strukturschwache Regionen gibt es auch anderswo, ohne dass die AfD da so stark geworden wäre wie in Sachsen.

Bummler hat geschrieben:Das erinnert mich übrigens an früher, wo die Sachsen auch kein Westfernsehen hatten. Aber das ist schon über dreißig Jahre her.
30 Jahre sind zu wenig, um das Denken der Menschen zu korrigieren, die zuvor 40 Jahre belogen worden sind, ohne dies erkennen zu können, weil ihnen das Korrektiv Westfernsehen fehlte. Und die sind Eltern derer, die erst nach der Wende in die Schule gingen und gehen.

Bummler hat geschrieben:Aber in dem Zusammenhang ist wirklich eines bedenklich:
Die größten Wissenslücken zeigen sich
vor allem bei den jüngeren Befragten unter 35.
Was bitte schön haben die denn in der Schule gelernt? Die hatten ja schon die Demokratie.
Ja, aber die Schule und Eltern (siehe oben) waren nicht so verschieden, wie wir das gerne glauben wollen. Denn wer lehrte in diesen Schulen? Größtenteils auch Menschen, die ihr ein ganzes Leben lang der Indoktrination eines totalitären Regimes ausgesetzt gewesen sind. Die waren und sind zwar verpflichtet, Demokratie zu lehren, aber es reichte schon ein abschätziger Tonfall, um zu signalisieren, wie wenig sie davon hielten.

Die Situation war/ist vergleichbar der in den in den 1950-60er Jahren im Westen, als sowohl Eltern als auch Lehrer weiter so dachten, wie ihnen in nur 12 Jahren der Naziherrschaft mit Brachialmethoden beigebracht worden ist.

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von hajo » Di 19. Okt 2021, 11:33

Aria hat geschrieben:Die Situation war/ist vergleichbar der in den in den 1950-60er Jahren im Westen, als sowohl Eltern als auch Lehrer weiter so dachten, wie ihnen in nur 12 Jahren der Naziherrschaft mit Brachialmethoden beigebracht worden ist.

Hm.
Ich bin nun in den 1950/60ern sozialisiert worden.
Weder meine Eltern noch meine Lehrer haben mir den Eindruck vermittelt, sie dächten wie zu Zeiten der Nazis.
Wenn auch nur ein kleinwenig gebe ich vor, das beurteilen zu können, da zu Hause sehr viel über diese Zeit geredet wurde, die ich nicht erlebt hatte.

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von ynda » Di 19. Okt 2021, 11:37

Aria hat geschrieben:Die Situation war/ist vergleichbar der in den in den 1950-60er Jahren im Westen, als sowohl Eltern als auch Lehrer weiter so dachten, wie ihnen in nur 12 Jahren der Naziherrschaft mit Brachialmethoden beigebracht worden ist.

Oh ja, ich kann mich an zumindest 2 Lehrer erinnern, deren "freundliche Ansichten" über die vergangene Nazizeit
selbst für uns damals ca 10jährige deutlich erkennbar war!
Da das in meinem Elternhaus vollkommen anders war, hab ich es umso mehr bemerkt.
Meine Großeltern haben so manches mal von Ihrer Angst um Ihre Tochter berichtet, ob Ihrer "großen Klappe" gegen
die Nazis.

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Hans H. » Do 21. Okt 2021, 21:35

Auch bei uns gab es Lehrer, die so manches Nazi-Gedankengut bis in die 60er Jahre hinein noch nicht ganz abgelegt hatten. Und deutlich spürbaren Rassismus gab es bei manchen Lehrern, aber auch in der Nachbarschaft noch über die 60er Jahre hinaus! Bei farbigem Besuch aus Tunesien war die Reaktion der Nachbarn einfach unglaublich. Ich meine nicht nur aus heutiger Sicht unglaublich, sondern fand es auch aus der Sicht der 70er Jahre bereits so.

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Aria » Di 26. Okt 2021, 16:42

ynda hat geschrieben:Oh ja, ich kann mich an zumindest 2 Lehrer erinnern, deren "freundliche Ansichten" über die vergangene Nazizeit
selbst für uns damals ca 10jährige deutlich erkennbar war!
An diesem Sonntag war ich u.a. in Penzberg im Museum, wo derzeit Werke von Heinrich Campendonk ausgestellt sind.

Im alten Teil des Museums gibt es auch einen Raum, in dem die Penzberger Mordnacht geschichtlich aufbereitet ist. Eine kurze Zusammenfassnung, was danach geschah: Die Täter wurden gefasst und 1948 verurteilt: Zwei wurden zum Tode, zwei bekamen lebenslänglich, einer zu 15 Jahren, einer zu dreieinhalb Jahre Zuchthaus und zwei wurden freigesprochen. In den 1950er Jahren wurden sämtlichen Strafen herabgesetzt, einer der Haupttäter, die zuvor zum Tode verurteilt war, wurde nun freigesprochen, der andere 1958 aus der Haft entlassen.

Und warum war das möglich? Die Ex-Nazis wurden in den 1950er Jahren wieder als Richter eingesetzt und haben natürlich nichts Schlechtes darin gesehen, dass einen Tag bevor die Amerikaner in Penzberg eintrafen, die örtlichen politischen Gegner (SPD- und KPD-Mitglieder) der Nazis und andere ihnen nicht genehme Menschen umgebracht wurden.

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Aria » Mi 27. Okt 2021, 10:24

Laut Leibnitz-Institut für Länderkunde befinden sich mehr als ein Drittel aller Kultureinrichtungen Deutschlands in Kleinstädten, die damit einen wichtigen Teil der Daseinsvorsorge für knapp 30 Prozent der Bevölkerung erbringen. 8-)

Diese Karten und Grafiken veranschaulichen das. Karte 1 zeigt Kleinstädte mit mindestens 4 kulturellen Einrichtungen aus 9 Sparten: Bibliotheken, Jugendkunstschulen, Kinos, Kunstvereine, Museen, Musikschulen, Soziokulturelle Einrichtungen, Theater und Volkshochschulen. Auffallend: Sachsen-Anhalt verfügt über keine solche Kleinstadt. :shock:

Zur Bummlers Freude ist die Stadt Lübben in Brandenburg darunter. :D
Allerdings allein auf weiter Flur. :?

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Aria » Mi 8. Dez 2021, 14:31

Je liberaler Gesellschaften und Gesetze werden, desto mehr stärkt dies die Konservativen – Zitat aus der SZ vom 1. Dezember 2021:

"Mein Eindruck ist, dass die Debatte um die Abtreibung auch früher schon immer wieder stattgefunden hat", sagt Daphne Hahn. Sie ist Professorin für Gesundheitswissenschaften und empirische Sozialforschung, außerdem war sie früher Vorsitzende des Verbandes "Pro Familia", der ungewollt schwangere Frauen berät. Heute spielten sexuelle Rechte etwa im Kontext von LGBT und Gleichberechtigung aber eine größere Rolle in der Debatte als früher, Frauenrechte seien Teil vieler internationaler Vereinbarungen. Die Aufmerksamkeit für diese Themen sei damit ganz allgemein gewachsen - und diese neue Offenheit führe eben auch zu Gegenbewegungen: Je nachdrücklicher auf der einen Seite für mehr Rechte gestritten wird, desto mehr Zuspruch erführen auch eher konservative Strömungen.
(…)
Es macht den Eindruck, als würde der Kampf zwischen liberalen und konservativen Kräften weltweit auf dem Rücken - oder eher den Bäuchen - der ungewollt Schwangeren ausgetragen. In den USA befasste sich der Supreme Court am Mittwoch mit einem Gesetz aus Mississippi, das Abtreibungen nach der 15. Schwangerschaftswoche fast ausnahmslos verbietet. Das Gericht soll nun klären, ob das Gesetz mit dem berühmten Grundsatzurteil Roe gegen Wade aus dem Jahr 1973 vereinbar ist, das das Recht auf Abtreibung festschreibt.


Eben, der Geist des Jahres 1973 war weltweit ein anderer als der von heute. Oder anders gesagt: Reaktion schlägt zurück. Und offenbar mit Erfolg: Porno-Portalen droht die Abschaltung – Zitat aus der FAZ vom 02.12.2021:

Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht gab am Mittwoch bekannt, dass die Landesanstalt für Medien NRW (LfM) die frei zugänglichen Inhalte von Porno-Anbietern mit Sitz in Zypern zu Recht beanstandet und ihre künftige Verbreitung in dieser Form in Deutschland zu Recht untersagt habe. Die Entscheidung erging im Eilverfahren, das Hauptverfahren steht noch aus.

Zur Illustration: Deutschland hat im Jahr 2020 an Google 445 Anträge (davon 273 oder 61 % durch Gerichte) auf Löschung* von 1941 Inhalten (davon 1195 oder 61 % durch Gerichte) gestellt.

Zum Vergleich Japan, das zwar größere Bevölkerung hat (125 Millionen zu 83), aber weniger verbotswütig ist: 227 Anträge (davon 190 oder 83 % durch Gerichte) auf Löschung von 1070 Inhalten (davon 969 oder 90 % durch Gerichte).

Interessant ist bei dem Staatenvergleich die Diskrepanz bei den Anträgen, die durch Gerichtsentscheidungen veranlasst worden sind, und die ich allein für gerechtfertigt finde. Die Anträge von anderen staatlichen Stellen, sei es von der Polizei, von Behörden für Information und Kommunikation, Datenschutzbehörden oder schlicht von der Regierung halte ich für nicht gerechtfertigt, weil eben nicht von einer unabhängigen Stelle (Gericht) überprüft.

Und: Deutschland stellte 16 Anträge auf Löschung wegen der Erwachseneninhalte, Japan keinen.

* Antrag auf Löschung bedeutet, dass die Web-Adresse mit dem inkriminierten Inhalt in der Google-Ergebnisliste nicht gezeigt werden sollte. Weiteres dazu siehe hier: https://transparencyreport.google.com/g ... s/overview

 
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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von riedfritz » Mi 8. Dez 2021, 16:46

Das Fazit dieses Artikels kann ich nur bestätigen.
Im Zuge des Umzugs einer Bekannten von Dresden in die Nähe von Strassburg postete ein Mitglied der früheren Wandergruppe einen Link zu einer Seite "www.christenschutz.com". Die Überschriften dieser Seite machten mich hellhörig (z.B. Abtreibungsbefürworter Biden besucht den Papst!) und so stieß ich im Impressum als Verantwortlichen auf Sven von Storch, den Ehemann von Beatrix von Storch (AfD). M.E. wäre diese Seite eine Fundgrube für Verfassungsschützer. Wie man unter dem Deckmantel "Schutz des Christentums" derartige rechtsradikale Hetzartikel verbreiten kann, macht mich sprachlos.

 

Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von MathiasF » Mi 8. Dez 2021, 16:54

Ansichtssache. Für die einen (Linke, Grüne) ist es Hetze, für andere die Wahrheit. Und wenn es angeblich Hetzerei sein soll, dann hätte der Verfassungsschutz schon lange etwas unternommen. Da reicht schon der Nachname von Storch, daß die hellhörig werden. Also lass die Kirche mal im Dorf.

 
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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von riedfritz » Mi 8. Dez 2021, 17:33

Und wenn es angeblich Hetzerei sein soll,
Wenn auf der Kommentarseite zu einem Artikel "Afghane schändet Kirche" steht, "ich hätte ihm persönlich die Hände abgehackt" dann ist das weder rechts noch links, noch christlich, sondern pure Hetze! Schau dir mal die Seite an, du hst bestimmt Freude daran.

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