Nimm es mir nicht übel, ich glaube nicht, dass du so naiv bist, wie du dich jetzt darstellst. Ich halte diese deine "Naivität" daher für einen taktischen Zug, um mich in die Enge zu treiben. Die damit indirekt ausgedrückte Polemik nehme ich zwar wahr, reagiere aber nicht darauf.
1.) Historischer Hintergrund
Nach meinem Wissensstand gab es zur Zeit Jesu noch keine Unterhose, es gab ein Untergewand. Wenn dem gekreuzigten Menschen von den Soldaten, die die Kreuzigung vornahmen, zuvor das Untergewand abgenommen wurde, so muss davon ausgegangen werden, dass die gekreuzigten Menschen ohne jegliche Bekleidung waren.
2.) Ikonographie der bildlichen Darstellung
Bei der bildlichen Darstellung des gekreuzigten Jesus kam es nicht auf eine Darstellung eines realen Bildes im Sinne einer Photographie oder Porträts an. Dieses kannst du daran erkennen, dass die Darstellung des gekreuzigten Jesus mal mit und mal ohne Gloriole dargestellt wird. Bei der Darstellung des gekreuzigten Jesus geht es also nicht um die Darstellung eines realen Aktes, es geht hier um eine symbolische Darstellung einer theologischen Botschaft.
3.) Nacktheit im Spannungsfeld zur bürgerlichen Moral/Ansicht
In der bürgerlichen Moral/Ansicht wir die Nacktheit als ein Fehlen von ... beurteilt. Es fehlt also etwas und was hier also fehlt, muss erst der Umstand erläutern, in dem dieses Fehlen geäußert wird. Gott ist vollkommen und Gott kann nichts fehlen. Also kann bei einer göttlichen Darstellung ein Ausdruck des Fehlens nicht genutzt werden. Da die Künstler in der Ikonographie der europäischen Kunstgeschichte nun im Konflikt mit der göttlichen Vollkommenheit einerseits und der Realität des Verlustes des Untergewandes anderseits standen, aber die Unterhose als solche noch nicht erfunden war, lösten sie diesen Konflikt mit einem Ledenschurz um den Leib Christi.
Sollte dir diese meine Antwort nicht ausreichen, dann wende dich an die Uni in München, du wohnst ja in München, und erkundige dich dort bei den Kunsthistorikern oder bei den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Museen in München. Diese Personen können dir dann diese Frage ggf. besser und umfassender Beantworten.
Dein Versuch, mich in die Ecke der Körperfeindlichkeit der kath. Kirche und somit in die Problematik der Sexualmoral der kath. Kirche zu treiben, ist erlaubt und nicht unüblich, verfängt jedoch nicht. Denn dieses ist hier in diesem Fall nicht Thema der Ikonographie. Auf deine Frage, welche meiner drei Darstellungen hier in diesem Thread die richtige sei, kann ich nur sagen, alle drei.
@ Tim
ja, so sehe ich dieses auch.Die entscheidende Botschaft hat nichts damit zu tun, ob und was ein Mensch an hat.
@ EhepaarHL
Meine Antwort an Aria betrifft einerseits die historischen Gegebenheiten und ist auch im Hier und Jetzt ebenso zutreffend.Ich finde das Thema ja sehr interessant allerdings im Hier und Jetzt.
@ BOeinNackter
In der Archäologie gibt es auch Textilfunde, so dass die Historiker hier nicht nur auf die bildlichen Darstellungen der jeweiligen Zeit angewiesen sind.Erst einmal können wir überhaupt nicht wissen, wann Menschen irgendwann in der Geschichte nackt waren.
Es sind mir auch in der heutigen Zeit verschiedene Umstände hierzu bekannt und vorstellbar. Ich hoffe jedoch, dass dieses nur für eine kleine Randgruppe zutrifft. Dieses zu erörtern sprengt nun den Rahmen dieses Threads und wir sollten es daher unterlassen uns darüber breit auseinander zu setzen..In einer wirklich intimen Beziehung wird nicht nur über Sex sehr offen gesprochen. Intimität in diesem Sinne verstehe ich als etwas, das ich nur mit wenigen teile. Nacktheit gehört bei mir also gar nicht dazu. Unter welchen Umständen kann es für Menschen ganz anders sein?
Dieser Aussage kann ich nur voll und ganz zustimmen.Nacktheit muss keinem Zweck dienen.