Aktuelle Zeit: Mo 29. Apr 2024, 10:51

FKK-Freunde.info

Das deutsche FKK-Forum

Geschichte der FKK

Hinweis auf Sendungen in Radio und Fernsehen, sowie Artikel in Printmedien. Medienanfragen von Presse, Radio und TV.
 
Beiträge: 513
Registriert: 02.01.2016
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von NackeDuDaDei » Mo 1. Nov 2021, 15:09

Sicherlich zutreffende Betrachtungen zur grundsätzlichen rechtlichen Unbedenklichkeit des Nacktseins als solchem. Das entspricht ja auch der laufenden Rechtsprechung zu Nackwandern etc., wo eine eventuelle Strittigkeit meist überhaupt erst ab einer Stadtgrenze oder bebautem Gebiet beginnt.

Aber gerade dem zum Trotz verbieten immer mehr Spießbürger in Form von Gemeinderäten und Bürgermeistern ausdrücklich mit strafbewehrten Polizeiverordnungen das Nacktsein in der freien Natur abseits der Öffentlichkeit. Also dem, was der durchschnittliche Bürger so als Öffentlichkeit versteht, auch wenn ein abgelegenes Waldstück rechtlich genauso Öffentlichkeit sein mag wie ein Marktplatz.

Wenn man sich den ordnungsrechtlichen Würgegriff des Staates in allen Gebieten so anschaut (Überwachung, Datenspeicherung, Fingerabdruckerfassung aller Bürger, umfassende Verbote ganzer Klassen von früher unbedenklichen Gegenständen wie Messern und Chemikalien, sowie Alkohol-, Aufenthalts- und Verweilverbote im öffentlichen Raum) ist in naher Zukunft neben anderem mit einer erheblichen Ausweitung von (Nackt-)Badeverboten zu rechnen.

Ein paar Wanderer im Wald werden noch durch die Maschen schlüpfen können, weil man meist wegen organisatorischer Hindernisse keine Totalregelung erlassen können wird. Aber an Badeseen haben schon genügend auch kleine Gemeinden gezeigt, daß sie jedes Jahr zehntausende Euro laufende Kosten für Beschilderung und Sicherheitsdienste zu investieren bereit sind, nur um es den perversen Drecksnackten zu zeigen. Eine derartige exzessive Kriminalisierung Unschuldiger hat man bisher nur bei Autofahrern vorgenommen.

Gleichzeitig liegen in diesen Orten jedes Wochenende Scherben, Müll und Kotze auf dem Marktplatz, und die Bürger finden es gut. Solange es nur draußen vor der (kleinen) Stadt den perversen Nackten gezeigt wird.

Ich kann mir das nur mit einer pathologischen Einstellung zur Nacktheit (und Sexualität, denn unausgesprochen geht es dabei ja fast immer auch um Schwulen- und Swingertreffpunkte) erklären. Und die ist offenbar nicht nur noch immer weit verbreitet, sondern bricht sich immer mehr Bahn.

 
Beiträge: 3533
Registriert: 29.11.2005
Wohnort: Bremen

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Tim007 » Mo 1. Nov 2021, 15:30

CHICO hat geschrieben:Und § 118 OWiG ist völlig überflüssig, wenn es um Nacktheit im öffentlichen Raum geht.


Das sehe ich auch so.

Letztlich gibt es zwei Möglichkeiten:
Die eine Möglichkeit könnte darin bestehen, alles rechtlich auszufechten, bis hin zur höchstrichterlichen Entscheidung, die feststellt, dass Nacktheit nicht strafbewehrt ist.
Die andere Möglichkeit: Durch Vorleben wird Nacktheit salonfähig.
Man kann auch beide Möglichkeiten ergreifen, wie Du es machst, CHICO.

In jedem Falle ist das Unbehagen, das bei § 118 OWiG mitschwingt, berechtigt, wobei es sich dabei keinesfalls um eine "Strafvorschrift" handelt, auch wenn die Zahlung einer Geldbuße als Strafe empfunden wird. Der Unterschied ist gravierend. Bei einem Verstoß gegen das OWiG ist man nicht vorbestraft. Außerdem gilt der Grundsatz, dass keine Strafe ohne das geschriebene Gesetz festgesetzt werden darf.

Letztlich geht es, und das haben mir die beiden Ausführungen von FNW und CHICO vor Augen geführt, tatsächlich um Respekt: Respekt vor dem eigenen und fremden Körper, auch oder gerade wenn er nackt ist, ebenso Respekt vor anderen Menschen, insbesondere der Obrigkeit. Und plötzlich ergibt das ein Ganzes. Warum war Nacktheit gerade unter den 68ern so "in"? Um der Obrigkeit zu zeigen, was man von ihr hielt. Das war mir nie so bewusst.

Doch es gibt noch andere Gründe, um nackt zu sein. Die Flucht aus den engen Häusern und Fabriken, zurück in die Natur, die freiheitliche Nische in der DDR, das Symbol der Zerbrechlichkeit in der Kunst, das Abwerfen sozialer Trophäen, die soziale Degradierung (Jesus), die Rückbesinnung auf die Wurzeln. Darunter sind durchaus Gründe, die eine Erklärung bieten können, warum (nach meinem Eindruck) wieder mehr junge Leute Sympathien für die FKK empfinden.

 

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von CHICO » Mo 1. Nov 2021, 15:56

@ Tim007
„Durch Vorleben wird Nacktheit salonfähig.“ Das halte ich für einen ganz wesentlichen Aspekt! Darum verberge ich mich hier im Forum auch nicht hinter einem Pseudonym. Und auch nicht auf meiner Website. Gar nicht gut finde ich es, wenn von NackeDuDaBei in seinem Beitrag hier von den „perversen Nackten“ geschrieben wird, wenn er die nackten Wanderer meint und sich damit wohl auch selbst. Auch wenn dieses wohl ironisch gemeint ist.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5133
Registriert: 24.01.2012
Wohnort: München
Geschlecht: Weiblich ♀

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Aria » Mo 1. Nov 2021, 16:49

Hans H. hat geschrieben:
Eule hat geschrieben:Arias Kirchenkritik greift hier einfach zu kurz und ist leider zu einseitig.
Es ging hier doch nicht um eine allgemeine Kirchenkritik, sondern um das Zitat aus einem Text von 1928, das unter Anderem diese Passage enthielt:
Für einen Christen, der der Freikörperbewegung angehört, ist es tief schmerzlich, immer wieder zu erleben, wie die Kirchen und kirchlichen Vereine unsere Bestrebungen bekämpfen, angeblich aus gründen christlicher Sittlichkeit.
...
Es ist wohl nicht böser Wille, aber doch Gedankenlosigkeit und Weltfremdheit, die uns in Artikeln kirchlichen Zeitschriften entgegentritt, wenn man dort einerseits Prostitution, zweifelhafte Nachtlokale, schlechte Filme, Schundliteratur, andererseits Frauenmoden, Bubikopf, Turnbekleidung und – o Schrecken aller Spießer – Nacktkultur in einem Atem nennt und als Zeichen sittlichen Verfalls wertet.
Wenn das ein Zitat aus einem Text von damals ist, dann kann man das doch nicht einfach wegdiskutieren, dass es diese Aussagen in Kirchlichen Zeitschriften gab.
Klar gab es diese Aussagen in katholischen Zeitschriften – und zwar auf Anweisung der deutschen Bischöfe:

Katholische Leitsätze und Weisungen zu verschiedenen modernen Sittlichkeitsfragen verabschiedet im Januar 1925 durch die deutschen Bischöfe der Fuldaer Bischofskonferenz – Zitate:

(…)
V. Schamhaftigkeit und Sittsamkeit sind von Gott als Schutzmauern um die Keuschheit gelegt. Daher versündigt sich, wer unter dem Denkmantel der „Körperkultur“ oder der Literatur oder der Kunst diese Schutzmauern untergräbt und einreißt. Es ist alles zu verwerfen, was unter der Verletzung von Schamhaftigkeit und Sittsamkeit möglich ist.

VI. Dieser Grundsatz gilt ganz allgemein für alle Menschen. Er hat aber besondere Bedeutung für die Jugend, in deren Seele sogar vorübergehende, die Schamhaftigkeit und Sittsamkeit verletzende Eindrücke in ihren Nachwirkungen oft verhängnisvoll werden. Eltern und Lehrer, vor allem auch Turnlehrer und Turnlehrerinnen, sowie Leiter von Jugendvereinigungen und der Turn- und Sportabteilungen, müssen sich der schweren Verantwortung vor Gott, die die Behütung von Schamhaftigkeit und Sittsamkeit ihnen auferlegt, in einer Zeit sittlichen Verfalls wie heute besonders bewußt sein.

VIII. Daraus ergeben sich u.a. folgende praktische Regeln, die von jedem Katholiken gewissenhaft befolgt werden müssen:

1. Das Turnen muss nach Geschlechtern getrennt geschehen und der Turnunterricht muss von den Lehrkräften des gleichen Geschlechts wie die Turnenden erteilt werden. Die Turnkleidung darf das Schamgefühl nicht verletzten. Badeanzug beim Turnunterricht ist für Knaben wie für Mädchen nicht zu dulden. Nacktübungen jeglicher Art sind zu verwerfen. – Für die Mädchen ist jede Turnkleidung abzulehnen, die die Körperformen aufdringlich betont oder sonst für weibliche Eigenart unangemessen ist. Mädchenturnen soll nur in Hallen oder auf Plätzen veranstaltet werden, wo die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist. Sofern dies nicht möglich ist oder wenn eigene Turnkleidung nicht beschafft werden kann, muss man sich auf turnerische/Übungen beschränken, die im gewöhnlichen Kleid ausführbar sind. – Schauturnen und Wettkämpfe der Mädchen und Frauen sind abzulehnen; sie wecken zumeist ganz unweibliche Art. Diese Ablehnung gilt auch für Veranstaltungen innerhalb von Vereinen.

2. Dieselben praktischen Gesichtspunkte gelten in erhöhtem Maße für Baden und Schwimmen. Die Geschlechter sind zu trennen. Das seitens der Schule angeordnete Baden ganzer Schulklassen darf nur von Personen gleichen Geschlechts beaufsichtigt werden, Schauschwimmen von Mädchen und Frauen ist abzulehnen. – Bei Strandbädern (an See oder Fluss) ist vollständige Trennung der Geschlechter zu fordern und auf getrennte Aus- und Ankleideräume, zu deren Einrichtung die Ortsbehörden anzuhalten sind, sowie auf anständige Badebekleidung und auf beständige Aufsicht zu dringen. – Dasselbe ist zu verlangen bei den immer mehr aufkommenden Freilicht-Luftbädern und zwar sowohl für Erwachsene wie auch für Kinder.
(…)

5. Zu einer besonderen Gefahr werden heute für viele Kreise die sogenannten rhythmischen Schulen. Ein großer Teil derselben geht in den Grundsätzen auf pantheistische, materialistische oder rein ästhetisierende Ideen zurück. Vielfach sieht man in der Rhythmik das Allheilmittel der Erziehung, oder leistet theoretisch oder praktisch der Nacktkultur und der Abstumpfung des Schamgefühls Vorschub. – Da solche Schulen dem christlichen Sittengesetz zuwider sind, müssen sie abgelehnt werden, und die Katholiken dürfen in sie nicht eintreten. Mit dieser Ablehnung soll die Verwendung einzelner einwandfreier rhythmischer Übungen beim Turnen nicht getroffen werden.
(…)
10. Die katholischen Mitglieder der Volksvertretungen, besonders auf der kommunalen, müssen mit Energie und Ausdauer darauf hinwirken, dass Staat und Gemeinden gegeneinen schmachvollen Niedergang des deutschen Volkes, der sich in dessen Entsittlichung drohend ankündigt, umfassendere und ernsten Maßnahmen treffen. Von den Zentralbezirks- und Ortsbehörden erwarten wir Verständnis und Unterstützung für unsere dem wahren Volkswohl dienenden Grundsätze und Forderungen.
Insbesondere muss sich die katholische Presse der großen Verantwortung bewusst werden, die sie in Vertretung und Durchführung unserer katholischen Grundsätze und Forderungen hat. Sie muss diese Richtlinien als maßgebend sowohl im Text als im Anzeigeteil und besonders auch bei der Auswahl von Illustration befolgen.
Im Januar 1925.
Die deutschen Bischöfe der Fuldaer Bischofskonferenz


Wer, wie Eule, diese und andere von mir gebrachten Zitate aus jener Zeit liest und trotzdem sagt, die katholische Kirche als Institution hätte nichts gegen die FKK gehabt, der ist unverbesserlich oder verbohrt.

PS: Ich bitte die Diskutanten in diesem Thread, der sich mit der Geschichte der FKK beschäftigen soll, nicht mit den Beiträgen zu heutigem oder zukünftigem Stand der FKK zu stören.

Es steht dir frei CHICO, einen entsprechenden Thread einzurichten.

 

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von CHICO » Mo 1. Nov 2021, 17:23

Ich werde nicht weiter stören; aber immer wieder lachen über die Ideen von Religionsgemeinschaften. Oder sollte man weinen?

 
Beiträge: 3533
Registriert: 29.11.2005
Wohnort: Bremen

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Tim007 » Mo 1. Nov 2021, 17:41

Nein.
Wir wollen hier niemanden weinen sehen.
Fairerweise muss man allerdings bedenken, dass die Kleiderordnung 1928 allgemein eine andere war.
Ich sage nur: 28.9.1932. Der Zwickelerlass. :-)

 

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von CHICO » Mo 1. Nov 2021, 17:53

Der Zwickelerlass ändert nichts an der Lächerlichkeit der Texte der Bischöfe. Ein Zwickelerlass muss die Bischöfe nicht kümmern! Unentschuldbar!

 
Beiträge: 3533
Registriert: 29.11.2005
Wohnort: Bremen

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Tim007 » Mo 1. Nov 2021, 17:54

Nachtrag:

1928 dürften die Vorstellungen von "Zucht und Ordnung" allgemein andere gewesen sein als 1968. Stichwort: Wechselwirkung. Noch vor wenigen Jahrzehnten hatten Männer draußen Hüte zu tragen. Vor gar nicht so langer Zeit, ich erinnere mich genau, wäre es unüblich gewesen, in kurzer "Turnhose" in die Innenstadt zu gehen.

Tempora mutantur.

Aber wahrscheinlich findet Aria in ihrem Giftordner noch ein Oberpfaffenhofener Gemeindeblatt aus dem Jahre 1986, in dem kurze Hosen, soweit sie nicht krachledern waren, als Teufelswerk verdammt wurden.

 

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von CHICO » Mo 1. Nov 2021, 18:04

Warum ich die zitierten Texte der Bischöfe lächerlich finde, liegt schlicht daran, dass ich es lieber mit Bertrand Russel halte.
Einer der großen Denker des letzten Jahrhunderts - britischer Philosoph, Mathematiker, Logiker und Literatur-Nobelpreisträger –
Er schreibt 1929 in seinem Buch
"Ehe und Moral” (Marriage and Morals)"
Ein deutliches Bekenntnis zum Naturismus und zur Nacktheit in der Sonne im Freien:
„Es gibt auch viele wichtige Gründe für die Gesundheit zugunsten von Nacktheit bei geeigneten Umständen, wie im Freien bei sonnigem Wetter. Sonnenschein auf der nackten Haut hat eine äußerst gesundheitsfördernde Wirkung. Außerdem muss jeder, der je Kinder ohne Kleidung im Freien herumlaufen sah, davon überrascht sein, dass sie sich viel besser verhalten und sich freier und schöner bewegen, als wenn sie angezogen sind. Dasselbe gilt für erwachsene Menschen. Der richtige Ort für Nacktheit ist draußen in der Sonne und im Wasser. Wenn unsere Konventionen dies erlauben würden, würde dies bald keinen sexuellen Anreiz mehr auslösen; wir sollten uns alle besser halten, wir sollten von dem Kontakt von Luft und Sonne mit der Haut gesünder sein, und unsere Schönheitsstandards würden fast mit den Gesundheitsstandards übereinstimmen, da sie sich mit dem Körper und seiner Haltung befassen würden, nicht nur mit dem Gesicht. In dieser Hinsicht war die Praxis der Griechen zu empfehlen."
Mit Religionsgemeinschaften sollte man sich nur abgeben, wenn man unbedingt ein Geländer zu festhalten benötigt.

 
Beiträge: 3533
Registriert: 29.11.2005
Wohnort: Bremen

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Tim007 » Mo 1. Nov 2021, 18:35

Es gibt vieles, worüber wir nach hundert Jahren unser weises Haupt schütteln können.

Russell war ein kluger Kopf. Der Text über die Nacktheit ist auch sehr schön. Er hätte sich mit Franz von Assisi oder Johannes dem Täufer sicherlich gut verstanden. :-)

Weil Griechenland erwähnt wird: Du wirst seine Aussagen kennen, wonach er sich im hohen Alter verwundert darüber gezeigt hatte, sich in einer alten christlichen Kirche heimischer gefühlt zu haben als in heidnischen Gebäuden.

Geländer haben im Übrigen auch ihr Gutes. Sie verhindern oftmals, dass sich jemand zerschmettert am Boden wiederfindet.

VorherigeNächste

Zurück zu FKK in den Medien

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 49 Gäste