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Geschichte der FKK

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Aria » So 31. Okt 2021, 19:57

Tim007 hat geschrieben:Auch wenn mich Behauptungen von Dir nicht "auf die Palme bringen" (so wichtig bist Du nicht): Gerichte müssen sich an das Gesetz halten, ob sie wollen oder nicht. Darüber sollte nicht ernsthaft diskutiert werden.
Ach Tim007, jedes Mal, wenn ich im Forum etwas schreibe, was man als Religionskritik verstehen könnte, bist du gleich zur Stelle. Früher hat dir guenni dabei geholfen, jetzt scheinst du allein auf weiter Flur zu sein, wenn man einmal von Eule absieht, der in Fragen der FKK sowieso jede Einmischung seitens der Religion negiert – da kann ich Beweise bringen von wem auch immer, er betrachtet sie immer als persönliche Meinungen von einzelnen Kirchenmännern, die für die Kirche nicht von Bedeutung waren/sind, selbst wenn diese hohe und höchste Kirchenämter innehatten oder haben und mit ihren Aussagen die Welt der Gläubigen für Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte prägten.

Und dein Pochen darauf, dass die Gerichte sich an Gesetze halten müssen, ist nichts als „sich hinter Formalem verstecken“. Zum Glück müssen auch Gerichte ihre Urteile begründen, und in den Begründungen der höchsten Gerichte spiegelt sich der Zeitgeist und sonst nichts: Weil der Zeitgeist bis in die 1960er Jahre hinein der des Nationalsozialismus und des Christentums war, haben die höchsten Gerichte Deutschlands den Art. 2 GG kurzerhand als nicht auf Homosexuelle anwendbar erklärt.

Eule hat geschrieben:Für mich stellt sich hier die Frage, welche aktive rolle die Kirchen in der Geschichte der FKK gehabt haben soll und in welchem Umfange die Theologie hier eine Rolle spielt. Die FKK hat sich meines Wissens nach unabhängig und nicht in Gegnerschaft zur kirchlichen Moral entwickelt. Ihr lag ein gesellschaftspolitischer Impuls gegen die Verfremdung des Menschen in der Industriegesellschaft und der wilhelminischen Sicht der Gesellschaft zugrunde. Die Theologie spielte hier nun mal wirklich keine Rolle.
Wer, wie du, sagt, die FKK hätte sich nicht in Gegnerschaft zur kirchlichen Moral entwickelt, der lief und läuft blind durch die Welt. Schon allein das, was ich im ersten Beitrag dieses Threads verlinkt und teilweise zitiert habe, hätte dich eines Besseren belehren müssen.

Aber du ignorierst sowohl das, was ich zitiert und geschrieben habe, als auch das, was sonst in dem verlinkten Artikel steht. Auf dieser Basis ist kein Gespräch möglich. Tut mir leid.

Das es auch anders geht, zeigt Hans H.:
Hans H. hat geschrieben:
Eule hat geschrieben:Für mich stellt sich hier die Frage, welche aktive rolle die Kirchen in der Geschichte der FKK gehabt haben soll und in welchem Umfange die Theologie hier eine Rolle spielt. Die FKK hat sich meines Wissens nach unabhängig und nicht in Gegnerschaft zur kirchlichen Moral entwickelt. ... Die Theologie spielte hier nun mal wirklich keine Rolle.
Ich denke, das Zitat im Eingangsbeitrag von Aria zeigt da für die Geschichte der FKK etwas anderes. Welche Rolle das heute noch spielt, kann ich nicht ganz eindeutig bewerten. Diese wird eher gering sein, aber es gibt noch von der Kirche beeinflusste Aktionen gegen die FKK, zumindest war es so an manchen Ostseestränden nach der Wende. Damals in der Anfangszeit der FKK sah das wohl deutlich anders aus und die Entwicklung war nach diesem Zitat tatsächlich in Gegnerschaft zur kirchlichen Moral.
Danke, Hans H. Wenn wir hier über die Geschichte der FKK diskutieren wollen, dann ist damit FKK gemeint, wie sie sich bis zum Ende des 20. Jahrhunderts darstellte – 20 Jahre Abstand sind zwar knapp, aber in der Geschichtswissenschaft nicht unüblich. Womit ich nicht sagen will, dass es hier wissenschaftlich zugehen muss; man sollte nur Beweisbares als Tatsache hinstellen, alles andere können nur persönliche Meinungen und/oder Behauptungen sein, die man nicht unbedingt kommentieren muss. Dieses ev. Schweigen bedeutet aber nicht, dass man mit einer zuvor geäußerten Meinung/Behauptung konform geht.

Tim007 hat geschrieben:
Die FKK hat sich meines Wissens nach unabhängig und nicht in Gegnerschaft zur kirchlichen Moral entwickelt. Ihr lag ein gesellschaftspolitischer Impuls gegen die Verfremdung des Menschen in der Industriegesellschaft und der wilhelminischen Sicht der Gesellschaft zugrunde. Die Theologie spielte hier nun mal wirklich keine Rolle.
Eule, so ist es.
Beweis für diese Meinung/Behauptung hast weder du noch Eule. Damit lohnt es sich nicht, auf Solches einzugehen.

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Tim007 » So 31. Okt 2021, 20:01

Gut so.

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Hans H. » So 31. Okt 2021, 21:37

Nein, Tim007, das Abbrechen einer Diskussion auf Basis der eigenen besserwisserischen Sturheit nach dem Motto, "nicht sein kann, was nicht sein darf", ist nicht gut. Auf dieser Basis wurden auch die Misshandlungsfälle in der Kirche über Jahrzehnte verharmlost oder negiert und werden bis heute nicht gleichwertig, weder vergleichbar konsequent, noch in vergleichbarer Härte, zu gleichartigen Fällen in der freien Wirtschaft verfolgt. Das entspricht dem Traumwunsch, bloß nichts Negatives der Kirche anhaften zu lassen. Aber gleichzeitig will man nichts modernisieren. Bibelstellen wie die von mir zitierten bleiben erhalten, so dass wie in jeder Religionsgemeinschaft immer die Gefahr besteht, dass sich radikalisierte Gruppen bilden, die alle solche Stellen wieder zur Regel machen wollen. Da fordert man bei einer anderen Religionsgemeinschaft, dass die sich modernisieren soll und Stellen wie "tötet die Ungläubigen" aus ihren Texten eliminieren sollen, aber ignoriert, dass es Texte in der Bibel gibt, die kein Stück besser sind und eine Gefahr für die Gesellschaft bedeuten (wegen der immer bestehenden Gefahr der Radikalisierung Einzelner), solange es diese Stellen gibt.

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Tim007 » So 31. Okt 2021, 23:29

Nicht böse sein, Hans H., doch das hatten wir schon alles.
Jahrelang. Eigentlich fehlt jetzt nur noch die Hexenverbrennung.

Alles wird, und ich nehme Dir ab, dass dies aus Unkenntnis geschieht, in einen Topf geworfen. Passagen werden aus dem Zusammenhang gerissen, menschliche Verfehlungen und Verbrechen werden bemüht, und das ausgerechnet von jemandem, der sich als Wissenschaftler sieht, ohne sich auch nur ansatzweise die Mühe zu machen, sich wenigstens mit dem NT im Allgemeinen und der Bergpredigt im Besonderen auseinanderzusetzen.

Andernfalls würdest Du erkennen, dass die christliche Idee das glatte Gegenteil dessen ist, was Du hier postest. Wer nicht sehen will, der wird auch nicht sehen. Wie Aria. Dazu ist mir meine Lebenszeit zu kostbar.

Wie gesagt: Bitte nicht böse sein.

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Eule » Mo 1. Nov 2021, 00:36

@ Aria + Hans H.
Die FKK ist nicht im Gegensatz zur christlichen Theologie entstanden. Diese spielte hier nun mal wirklich keine Rolle. Idee war ein Protest gegen die wilhelminische und frühkapitalistische Gesellschaft, die zu einer Entfremdung des Menschen von seinem ursprünglichen Sein führte. Moralische Fragen wurden nicht angesprochen, weil die Nacktheit als etwas natürliches und somit moralisch nicht verwerfliches verstanden wurde.

Ja, mir ist es durchaus bekannt, dass es kath. wie ev. Geistliche gab und wohl noch gibt, die sich gegen die Nacktheit als solches aussprachen/aussprechen. Aber theologisch war und ist dieses nicht zu begründen. Weiter sollte man nicht vergessen, auch Geistliche sind Personen ihrer Zeit und kamen seinerzeit überwiegend aus dem bürgerlichen Kreis. Arias Kirchenkritik greift hier einfach zu kurz und ist leider zu einseitig. Eine gute Kritik umfasst sowohl die positiven wie die negativen Aspekte des zu kritisierenden Gegenstandes.

Hans H., hast du dir schon mal die Frage gestellt, wann die von dir zitierten Bibelstellen niedergeschrieben wurden und welches Wissen zu dieser Zeit zur Verfügung stand? Weist du, wann sich dieses Wissen verändert hat? In meinem Büchlein "Qua vadis, ecclesia?" aus dem Jahre 2008 (ISBN 9783837056228) kannst du z.B. auf der Seite 61 dieses nachlesen. In meinem späteren Buch "Brauchen wir eine neue Moral?" (ISBN 978-38391-5207-2) wird dieses Thema wieder aufgegriffen und ausführlicher behandelt.

Wenn ich mal zwei Extrempositionen betrachte und bewerte, auch wenn diese nicht unbedingt im Gegensatz zueinander stehen, so ist Zett mit seiner einseitigen Gesundheitsposition näher an der Gründungsrealität als Arias mit ihrer einseitigen Kirchenkritik. Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen und kann daher deinen Verweis auf das alte Testament in seinem Bezug zur Geschichte der FKK nicht einordnen. Nur soviel kann ich sagen, die Frage der Homosexualität spielte bei der Gründung der FKK keine Rolle.

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Hans H. » Mo 1. Nov 2021, 01:47

Tim007 hat geschrieben:Eigentlich fehlt jetzt nur noch die Hexenverbrennung.
...
Andernfalls würdest Du erkennen, dass die christliche Idee das glatte Gegenteil dessen ist, was Du hier postest.

Du hast es nicht verstanden! Ich habe mit diesen Zitaten von nichts geschrieben, was in der Vergangenheit war und vollständig überwunden ist (deshalb geht das mit der Hexenverbrennung voll an der Diskussion vorbei), sondern von Dingen, die nach wie vor so in der Bibel stehen, wie zitiert. Ich habe damit nicht die christliche Idee bewertet, so dass die Aussage, dass sie das glatte Gegenteil ist, voll ins leere geht. Sie kann nicht das Gegenteil von etwas sein, was ich gar nicht geschrieben habe. Es ging mir an dieser Stelle um diese Zitate und vergleichbare gibt es noch zahlreiche weitere im alten Testament.

Und das ist gefährlich, weil sich in allen Religionen immer wieder Fundamentalisten herausbilden, die alles wörtlich nehmen, was in den Schriften steht. Niemand kann dafür garantieren, dass nicht plötzlich auch wieder christliche Fundamentalisten ihr Unwesen treiben, so wie jetzt im Islam. Auch dieser ist eigentlich das glatte Gegenteil von dem, wie er von den Fundamentalisten und auch den Taliban vorgelebt wird. Mohammed hatte geschrieben, und die Stelle hat mir ein Türke wörtlich übersetzt, dass jede Regel im Gesetz ersetzt werden kann, wenn durch die Weiterentwicklung der Gesellschaft dafür eine neue, bessere Regel eingesetzt wird. Er hatte sich also für eine ständige Modernisierung eingesetzt, was anscheinend weitestgehend in Vergessenheit geraten ist.

In den christlichen Schriften gibt es gar nicht erst so eine Aussage und was einmal geschrieben und von der Kirche als gültig angenommen wurde, bleibt auf ewig bestehen. Wobei es schon ziemlich selektiv war, was damals die Kirche als gültig angenommen hat. Es gibt ja auch noch andere Bücher im Vatikan, die manches aus der damaligen Zeit anders beschreiben und deshalb bis heute nicht kopiert werden dürfen.
Eule hat geschrieben:Arias Kirchenkritik greift hier einfach zu kurz und ist leider zu einseitig.
Es ging hier doch nicht um eine allgemeine Kirchenkritik, sondern um das Zitat aus einem Text von 1928, das unter Anderem diese Passage enthielt:
Für einen Christen, der der Freikörperbewegung angehört, ist es tief schmerzlich, immer wieder zu erleben, wie die Kirchen und kirchlichen Vereine unsere Bestrebungen bekämpfen, angeblich aus gründen christlicher Sittlichkeit.
...
Es ist wohl nicht böser Wille, aber doch Gedankenlosigkeit und Weltfremdheit, die uns in Artikeln kirchlichen Zeitschriften entgegentritt, wenn man dort einerseits Prostitution, zweifelhafte Nachtlokale, schlechte Filme, Schundliteratur, andererseits Frauenmoden, Bubikopf, Turnbekleidung und – o Schrecken aller Spießer – Nacktkultur in einem Atem nennt und als Zeichen sittlichen Verfalls wertet.
Wenn das ein Zitat aus einem Text von damals ist, dann kann man das doch nicht einfach wegdiskutieren, dass es diese Aussagen in Kirchlichen Zeitschriften gab.
Eule hat geschrieben:Hans H., hast du dir schon mal die Frage gestellt, wann die von dir zitierten Bibelstellen niedergeschrieben wurden und welches Wissen zu dieser Zeit zur Verfügung stand?
Und warum werden diese Textstellen dann nicht beseitigt? Natürlich hat sich das Wissen und die Moral geändert, aber die Gefahr, die von solchen Texten ausgeht, besteht, solange sie existieren! Da werden Kinderbücher abgeschafft, die das "N"-Wort enthalten und ähnliche Dinge, aber solche untragbaren Texte bleiben auf ewig in der Bibel stehen. Und das ist für mich untragbar. So etwas gehört längst bereinigt.
Eule hat geschrieben:Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen und kann daher deinen Verweis auf das alte Testament in seinem Bezug zur Geschichte der FKK nicht einordnen.
Das bezog sich auf den Beitrag von Tim007 ganz unten auf der ersten Seite des Threads und die Beiträge, die mit diesem in direkter Verbindung standen. Das ging von der Frage der Auslegung des Art. 2 GG aus und der Sicht was noch aus gesetzlicher Sicht unsittlich war in den 20 Jahren nach dem GG. Und dafür waren die von mir zitierten Stellen aus dem alten Testament schließlich die Grundlage!

 

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von CHICO » Mo 1. Nov 2021, 07:19

Auch wenn das Thema hier „Geschichte der FKK“ heißt, sollten wir uns weniger mit der Vergangenheit und den Religionsgemeinschaften in diesem Zusammenhang beschäftigen. Mit geht es mehr um die Zukunft – also die weitere Geschichte - der FKK; bzw. vornehmlich um das problemlose Nacktsein im öffentlichen Raum. Und in diesem Zusammenhang ist der Ausgangspunkt für mich immer wieder der Art. 2 GG inclusive der dort indirekt geforderten um bestimmten Toleranz und die Diskussion um § 118 OWiG. In 2019 habe ich mich mit Ordnungsamt, Polizei, Staatsanwaltschaft und Amtsgericht meiner Nacktwanderungen wegen lange herumgeschlagen; erfolgreich. Seitdem kann ich von diesen Institutionen unbehelligt im hiesigen Umfeld meine nackten Wanderungen seit ca. 15 Jahren weiter praktizieren. Es geht mir aber nicht nur um das „hiesige Umfeld“. Es muss uns um die Allgemeingültigkeit gehen.

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Tim007 » Mo 1. Nov 2021, 11:11

CHICO hat geschrieben:Es geht mir aber nicht nur um das „hiesige Umfeld“. Es muss uns um die Allgemeingültigkeit gehen.


Dafür kann man Dir auch gar nicht genug danken. Vor Jahren hatte Puistola in der Schweiz für die entsprechenden Ziele gekämpft.

Letztlich geht es um zweierlei: Zum einen geht es um das gedeihliche Miteinander von Menschen. Zum anderen geht es um die Erkenntnis, dass der menschliche Körper an sich keinen Grund geben darf, hysterisch nach der Polizei zu schreien.

Es ist bemerkenswert, dass ein weggeblasene Schädel im TV für viele erträglicher ist als ein nackter Mensch. Was für ein Menschenbild mag dem zugrunde liegen?

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von FNW ♫ » Mo 1. Nov 2021, 11:26

Darf ich mich auf das Biblische bzw. Kleirkale beziehen:

Genau hier liegt ein Wesens-Unterschied.
Der Klerus interpretiert seit jeher autoritär, immer noch. Bisweilen klar entgegen nachweislichen Fakten. Das aber nun dem biblischen Verständnis von Körper zuzuschreiben, ist ungenau. Auch "Moral" Lässt sich allein daraus nicht ableiten.

In der nun doch zitierten Bibel wird Nacktheit an den bekannten Stellen keineswegs als Regelverstoß oder gar Unmoral beschrieben.
Die Nacktheit der Jünger in der Szene am See Genezareth (z.B. Mt 14:22-34) wird sogar als völlig normal dargestellt - schließlich wäre es für die Fischer ja äußerst unpraktisch gewesen, mti irgend einer Tunika oder einem gebundenen Hüfttuch immer wieder ins Wasser zu springen, um Netze zu entwirrern oder den Fang heraus zu holen. Dass es überhaupt erwähnt wird, hängt mit dem hohen Respekt dieser Leute vor ihrem Idol zusammen: Sie wollten sich bedecken, weil sie völlig unvorbereitet mitten bei der Arbeit einer geachteten, geliebten Respektsperson gegenüberstanden, die plötzlich erschienen war und dabei auch noch über das Wasser zu schreiten schien.
Soviel zur biblischen Erzählung.

Ein Zeichen von Respekt ist es also, das Leute bis heute(?) dazu veranlasst, sich bisweilen zu bedecken.

So gesehen, ist Nacktheit normal und sich zu bekleiden die Ausnahme.

Was der Klerus über die Jahrhunderte daraus gemacht hat, entsprang dem jeweiligen Zeitgeist. Klerus war bisweilen ident mit Adel. Klerus und Adel teilten sich die Macht über einzelne, miteinander in Konkurrenz stehende italienische Stadtstaaten und Erzbistümer zwischen Rom, Salzburg und Aachen, sozusagen. (Die Geographie wist selbstverständlich weiter, wen nwir wollen, bis in die Kolonien, wo Missionare die EinwohnerInnen bedrängten.)

Offenbar haben sich andere Machthaber gerne angeschlossen, wo die schlichte Bekleidung dazu führte, Respekt nicht bloß freiwillig jemandem zu erweisen, sondern sich allenfalls unfreiwillig einer Autorität zu unterwerfen.

Autoritäre Regimes im Kleinen wie im Großen halten bis heute Nacktheit für einen subversiven Ausdruck des inneren Dissens, einer unbezwingbaren inneren Unabhängigkeit: quasi atavistische Freiheit.
Manche versuchten, diese Freiheit zu kanalisieren und erlaubten Nacktheit beim Baden - quasi als Ventil.
Andere missbrauchten Nacktheit, indem sie den schlicht unbekleideten Menschen in einen politisch motivierten zwänglich-idolhaften "Körper-Zucht-und-Ertüchtigungs-Wahn" integrierten. So wurden Nackte ungewollt zu Herolden der Ideologie.

All diese Varianten aber zuletzt auf die Bibel zurück zu interpretieren, ist als Argument unschlüssig und daher nicht weiter beachtenswert.

Allgemein zu beobachten bleibt: Was heute zusehends abhanden kommt, ist der freiwillige Respekt vor Mitmenschen.
Daran (nicht bloß gegen das Symptom) könnten wir, die wir uns als Naturisten bezeichnen, gerne und mit Kreativität weiter arbeiten.

Denn andere zu respektieren, schafft eben kein Autoritätsgefälle, sondern die Möglichkeit, mein Gegenüber als Partner (m/w/i) wahrzunehmen und gerne zu kooperieren. Zusammenarbeit, wechselweise Unterstützung!, ist uns zwar "angeboren", doch gegenwärtig nicht sehr gefragt, denn es ist einer der Gegensätze zur grassierenden Elitenbildung und der Autorität elitärer Gruppen.
Gerade hier aber ist anzusetzen.

Entscheidungen, die sich auf die Gesamtheit aller auswirken (z.B. Klima, Atomenergie, Waldrodungen, Flächenversiegelungen) sind nicht geeignet, von Einzelnen oder obskuren Gruppen getroffen zu werden. Obskur heißt in dem Zusammenhang: zumindest teilweise geheim, von Leuten, die einander kennen und unter sich entscheiden, bevor die eigentlichen Entscheidungsträger, etwa die Bevölkerung, gefragt wird.
Wenn beispielsweise Polen sich über EU-Recht setzt, das entsprechende Urteil nicht respektiert, geschieht das gegen etwa 80% der Bevölkerung, jedoch in einem Zitraum zwischen Wahlen, wo die WählerInnen nichts tun können, außer sich auf der Straße zu versammeln. Selbst das kann unterbunden werden.
Autorität eben, die nicht freiwillig übertragen wurde. Mangel an Respekt vor dem Souverän, der Gesamtheit aller WählerInnnen.

Umgekehrt muss das Gesagte aber auch etwa für entgrenzte Jugendliche gelten, die sich etwa auf fertig gebautee Straßen setzen, dort Gebäude errichten (wie zur Zeit in Wien) und eines der besonders hübschen Mädels (die sichtlich nicht all die kalten Nächte in der Jurte verbracht hat) in laufende Cameras und offene Micros schreien lassen, dass diese Welt ihnen gehöre (??! Wer besitzt oder eignet gar "die Welt"?!!), und dass die Erwachsenen verprlichtet seien, ihre Welt nun für sie genau so gestalten, wie sie sich das vorstellten. Unbedacht und ungerührt nützen sie dabei jedes Jahr ihre neuen Smartphones, die auch die Eltern ihnen kaufen, und sehen das Intzernet als Selbstverständlichkeit an, obwohl weltweit alle Server bereits das Dreifache an Energie verbrauchen (bzw. an CO2 verursachen) wie etwa der gesamte Flugverkehr.
Ja, das ist beachtlich.

Nicht soll der Jugend vorgeworfen werden, dass sie sich der selben, oft verächtlichen, Rhetorik bedienen, wie sie ihnen vorgespielt wurde und wird. Man darf ihnen aber vorhalten, sich in einem zu engen Denk-Horizont aufzuhalten, besonders dann, wenn dieser ihnen erst die Heftigkeit ihrer (oft nur scheinbar redlichen) Argumentation ermöglicht.

So kommen wir zu der zweiten Schlussfolgerung:
Respekt jedes/jeder Einzelnen erzeugt nicht nur Kooperation, sondern auch Redlichkeit im Denken und Handeln.

Fehlt ein Grundrespekt, scheitert Koooperation und steht jede Klimakonferenz - jeder Klimaprotest - auf rein ideologischen Beinen.

[Übrigens kann man auch Viren nicht mit Ideologie bekämpfen. Nur so als Randnotiz.]

V.

 

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von CHICO » Mo 1. Nov 2021, 13:27

@ Tim007
Grundüberlegungen zu § 118 OWiG:
Text:
Belästigung der Allgemeinheit
(1) Ordnungswidrig handelt, wer eine grob ungehörige Handlung vornimmt, die geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen oder zu gefährden und die öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen.
(2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße geahndet werden, wenn die Handlung nicht nach anderen Vorschriften geahndet werden kann.

Es handelt sich bei diesem Paragrafen um eine allgemeingefasste Strafvorschrift, die zur Anwendung kommen soll, wenn kein konkret definiertes zur Bestrafung vorgesehenes Delikt ansteht; aber trotzdem das Bedürfnis zur Ahndung einer bestimmten Handlung als notwendig gegeben erscheint. Zu einer solchen Handlung glauben im Einzelfall Bürger, Polizei, Ordnungsamt und Gerichte das Nacktsein in der Öffentlichkeit zählen zu können. Das Nacktsein in der Öffentlichkeit wird in diesen Fällen als „Belästigung der Allgemeinheit“ gesehen.

Eine Belästigung wird in diesem Paragrafen gesehen, wenn:
1. Eine „grob ungehörige Handlung“ vorgenommen wird, die – gleichzeitig – geeignet ist,
2. die „Allgemeinheit zu belästigen“ oder zu gefährden und
3. die „öffentlich Ordnung zu beeinträchtigen“.
Mit diesen drei wesentlichen Momenten des Paragrafen - „grob ungehörige Handlung“ / „Allgemeinheit zu belästigen“ / „öffentlich Ordnung zu beeinträchtigen“ – ist sich zu beschäftigen und in Bezug auf die Nacktheit im öffentlichen Raum abzuklären, ob § 118 OWiG Anwendung finden kann.
1. Nacktheit selbst sei definiert als das – ggf. fast – völlige Fehlen von Bekleidung eines Menschen. Also insbesondere das Sichtbarsein der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale des Menschen. Diesen Zustand als Handlung zu verstehen, mag kaum angehen. Ggf. ist das Entkleiden eine Handlung; oder auch der reine Aufenthalt im öffentlichen Raum eine Handlung. Es mag dahingestellt sein, weil es nicht um eine Handlung generell geht, sondern um eine grob ungehörige Handlung, die ggf. zu bestrafen ist. Das Nacktsein selbst kann niemals grob ungehörig sein. Das Nacktsein ist der ganz natürliche Zustand des Menschen. Darum kann er nicht abwertend – als grob ungehörig - charakterisiert werden. Grob ungehörig kann Nacktheit nur sein, wenn besondere Verhaltensweisen oder Umstände des Nackten gegeben sind. Das ist aber hier nicht gefragt.
2. Gibt es keine besonderen Verhaltensweisen eines Nackten, also nur Verhaltensweisen wie bei Bekleideten üblich, ist zu klären, unter welchen Gegebenheiten Nacktheit eine Belästigung der Allgemeinheit auslösen könnte. Der reine Anblick eines nackten Menschen kann keine Belästigung sein, weil das Bild eines nackten Menschen bekannt ist und nicht überraschend sein kann. Maximal überraschend in einem ungewöhnlichen Umfeld. Aber der Überraschungseffekt legt sich schnell. Wer das Betrachten eines nackten Menschen als Belästigung – aus welchen Gründen auch immer – empfindet, hat offensichtlich Assoziationen, die der betrachtete nackte Mensch nicht zu verantworteten hat. Auf eine Belästigung durch die Nacktheit von Menschen kann unter diesen Umständen nicht plädiert werden. Auch das subjektive Schamgefühl das der Nacktheit von Menschen ausgesetzten Personen kann nicht zum Nachteil der Nackten gehen. Dass Schamgefühle ggf. sattfinden, wenn einzelne Personen auf Nackte treffen, ist nicht von der Hand zu weisen. Aber für diese nichtnotwendigen Schamgefühle ist nicht der Nackte verantwortlich zu machen. Fühlt ein Einzelner sich durch das Treffen auf nackte Personen betroffen und empfindet dadurch eine Belästigung, ist nicht auf eine Belästigung der Allgemeinheit zu schließen. Was ein Einzelner als Belästigung empfindet, ist ggf. für die Allgemeinheit „akzeptables oder zu tolerierendes Verhalten“. Z. B.: Feuerwerk in der Silvesternacht, mag für einen Einzelnen eine Belästigung darstellen; für die Allgemeinheit bedeutet es eine Gaudi.
3. Nacktsein im öffentlichen Raum kann sich sehr unterschiedlich darstellen. Nacktsein im öffentliche Raum – im Gegensatz zum privaten Raum – zeigt sich ggf. als nacktes Einkaufen auf der Frankfurter Zeil bis hin zum Sonnen an einem einsamen Strand der Ostsee. Am einsamen Strand an der Ostsee kann Nacktheit per Definition die „öffentliche Ordnung nicht beeinträchtigen“. Würde jemand nackt auf der Zeil zum Einkaufen gehen, mag tatsächlich durch ungebührliches Verhalten anderer Einkäufer die öffentliche Ordnung beeinträchtigt werden. Nacktsein muss nicht um jeden Preis praktiziert werden. Sozialverträglich aber nicht schüchtern scheint mir die richtige Devise. Und § 118 OWiG ist völlig überflüssig, wenn es um Nacktheit im öffentlichen Raum geht.
Gerne lese ich weitere Meinungsäußerungen zu diesem Thema: Die zukünftige Geschichte der FKK / des Nacktsein.

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