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Geschichte der FKK

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Aria » Mo 7. Mär 2022, 22:30

In einem anderen Faden habe ich etwas zur Geschichte der FKK geschrieben, was besser hierher passte – Zitat:

Die Nacktheit im ausgehenden 19. Jahrhundert war so verpönt, dass sie als Stichwort „Nacktheit“ oder „nackt“ aus den Lexika (Meyer’s, Brockhaus, Herder) verschwand bzw. nur noch unter „Akt“ und „Nudität“ zu finden war, wobei die Nudität abgewertet wird als „Nacktheit, namentlich in der Mehrzahl anstößige Blößen an Kunstwerken“, so noch Herder im Jahr 1906.

Doch nach dem I. Weltkrieg kam die Weimarer Republik, deren Gesellschaft, abgesehen von kirchlichen Würdeträgern wie bereits in diesem Faden u.a. hier und hier berichtet, aufgeschlossen gegenüber der Freikörperkultur war. Es gab eine Vielzahl an FKK-Zeitschriften, die alle anstandslos erscheinen konnten, nachdem schon im Kaiserreich einige Gerichte zugunsten dieser Zeitschriften und Büchern entschieden hatten.

Aber nach dem Krieg schlugen die Reaktionäre wieder zu, d.h. die Nacktheit war wieder out – Zitat aus dem Herder Lexikon des Jahres 1955:

Die Kleidung gehört zum Wesen des Menschen. Die Nacktkultur ist kein Symptom einer neuen Natürlichkeit, sondern einer erkrankten Zivilisation.

Entsprechend wurden „die Zeitschriften der FKK-Bewegung 1953 als jugendgefährdend eingestuft“ – wie übrigens ab den 1990er Jahren wieder.

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Eule » Do 10. Mär 2022, 02:03

Wenn man sich mit der Geschichte der FKK beschäftigen will, so kann man sich bei der Betrachtung dieses Themas nicht auf die Geschichte der Nacktheit beziehen. Die Nacktheit als solches spielt in der Geschichte der FKK nur eine untergeordnete Rolle. Denn sie ist nicht Selbstzweck der FKK, sondern nur eine Folge. Die Nacktheit als solches steht nicht im Fokus, sie ist nur eine der möglichen Konsequenzen. Wert glaubt, dass mit der Nacktheit des Körpers das Ziel der FKK erreicht wird und wurde, geht an der wesentlichen Intention der FKK vorbei.

Die FKK steht nicht in einem Konflikt mit dem moralischen Anspruch der Gesellschaft. Die bürgerlichen, religiösen und/oder humanistischen Werte und Moralvorstellungen werden durch die FKK nicht infrage gestellt. Diese bürgerlichen, religiösen und/oder humanistischen Werte und Moralvorstellungen werden durch die FKK von einem Ballast befreit, welcher den Blick auf diese Werte versperrt oder gar verzerrt.

Die erste und die grundlegende Frage lautet hier: Welches Ziel verfolgt die FKK? Wann wurde dieses Ziel zum ersten Male formuliert? Und wann erfolgte die Umsetzung dieser Zielvorstellung?

Wenn ich mir nun die Beiträge in diesem Thread unter den vorgenannten Fragen ansehe, so muss ich feststellen, dass diese Fragen nicht behandelt und daher auch nicht beantwortet wurden. Auch ist es mir nicht möglich, aus den Beiträgen in diesem Thread die Vorstellungswelt, die Ideen und das Konzept eines Adolf Koch heraus entwickeln und darstellen zu können. Dabei dürfte hier ein Konsens darüber bestehen, dass Adolf Koch die Idee der FKK so umsetzte, wie sie dem Ursprungsgedanken entsprach und heute noch ihre Gültigkeit hat.

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Campingliesel » Do 10. Mär 2022, 12:22

@ Eule

Die erste und die grundlegende Frage lautet hier: Welches Ziel verfolgt die FKK? Wann wurde dieses Ziel zum ersten Male formuliert? Und wann erfolgte die Umsetzung dieser Zielvorstellung?


Diese Fragen werden in Wikipedia bei "FKK" hinreichend genug beantwortet, was jeder Mensch verstehen kann. Dazu bedarf es keiner Wissenschaft. Man muß halt nur mal endlilch alles genau lesen.


Und echte FKKler wußten das schon immer und wissen es auch heute noch.

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Jochen » Do 10. Mär 2022, 12:36

Eule hat geschrieben:Die erste und die grundlegende Frage lautet hier: Welches Ziel verfolgt die FKK?

Früher andere als heute. Die FKK verfolgte zur Zeit der Gründer, also der "Lebensreformer" und der "Wandervögel", andere als heute. Uns fehlt der Hintergrund der Menschen Anfang des vorigen Jahrhunderts, also auch deren Motive, die heute quasi irrelevant sind.

Mir reicht heute die Lebensfreude, ganz pur die Natur zu erleben. Das ist mein Ziel. Ideologien und theoretische Rechtfertigungen brauche ich dafür nicht.

LnG Jochen

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Campingliesel » Do 10. Mär 2022, 13:57

MIr sind die Grundsätze der FKK immer noch genauso wichtig, und die galten auch damals schon. Und heute immer noch. Nur wissen das viele nicht mehr, wie diese heißen. In Montalivet weiß man das aber und daran sollten sich auch mal alle anderen Plätze orientieren.

Das wichtigste Ziel der FKK war und ist, die Nacktheit der FKK von der Nacktheit der Sexualität abzugrenzen.
Das bedeutet aber nicht, daß man die Sexualität völlig aus seinem Leben ausblenden muß. Nur eben bei der FKK hat es nichts zu suchen.
FKK heißt eben deshalb nicht, einfach nur alleine oder in der Familie nackt zu sein, sondern in der Gemeinschaft mit anderen oder gemeinsam mit anderen. Egal, ob Verein oder öffentlicher Platz. Egal, ob mit oder ohne Camping.

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von ynda » Do 10. Mär 2022, 14:08

Jochen hat geschrieben:Mir reicht heute die Lebensfreude, ganz pur die Natur zu erleben. Das ist mein Ziel. Ideologien und theoretische
Rechtfertigungen brauche ich dafür nicht.

So sehe ich das auch, darum versuche ich auch den Begriff FKK zu vermeiden, weil es für mich eher keine Ideologie
im Sinne der FKK-Gründer ist.
Es ist eher das befreite Gefühl nichts am Leib zu haben und somit die "Elemente der Natur" direkt zu genießen.
Schöne Formulierung :lol:
Nachteil, allerlei stechende und beißende Insekten freuen sich ebenso. Über den freieren Zugang zur Mahlzeit, leider.

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Aria » Do 10. Mär 2022, 16:56

Eule hat geschrieben:Die Nacktheit als solches spielt in der Geschichte der FKK nur eine untergeordnete Rolle.
Echt? Hast du schon vergessen, was Puistola immer wieder gesagt hat? „FKK ist ohne Höschen.“ Das finde ich als die kürzeste und treffendste Beschreibung, denn nichts symbolisiert mehr die FKK als Menschen auf einem FKK-Strand oder auf einem FKK-Camping, die sich beim aufkommenden Wind obenherum anziehen, untenherum aber blank bleiben; würden sie auch untenherum was anziehen, gäbe es keinen Unterschied zum Textilstrand, was natürlich nicht sein darf. :D

Will sagen: Nicht die wissenschaftliche oder sonstige theoretische Definition der FKK ist wichtig, sondern das, was Menschen daraus umsetzen und tun.

Eule hat geschrieben:Die Nacktheit als solches steht nicht im Fokus, sie ist nur eine der möglichen Konsequenzen.
Nein, die Nacktheit als solches ist auf FKK-Geländen ein Muss. Oder anders gesagt: Ohne vollkommender Nacktheit der Menschen auf einem FKK-Strand wird dieser zum Textil-Strand.

Eule hat geschrieben:Die FKK steht nicht in einem Konflikt mit dem moralischen Anspruch der Gesellschaft. Die bürgerlichen, religiösen und/oder humanistischen Werte und Moralvorstellungen werden durch die FKK nicht infrage gestellt. Diese bürgerlichen, religiösen und/oder humanistischen Werte und Moralvorstellungen werden durch die FKK von einem Ballast befreit, welcher den Blick auf diese Werte versperrt oder gar verzerrt.
Indem die FKK-ler den moralischen Anspruch der Gesellschaft für sich nicht akzeptieren, stellen sie diesen infrage, sind also im Konflikt mit ihr. Man kann natürlich sagen, die FKK versuche die Gesellschaft durch ihr Beispiel von dem moralischen Ballast zu befreien, aber Fakt ist, sie stellt sich damit außerhalb dieser Gesellschaft: FKK-ler werden zu Exoten, die toleriert werden, solange sie nicht versuchen, größere öffentliche Räume zu besetzen – die Gerichtsurteile gegen Nacktradlerdemonstrationen sprechen eine deutliche Sprache.

Eule hat geschrieben:Welches Ziel verfolgt die FKK? Wann wurde dieses Ziel zum ersten Male formuliert? Und wann erfolgte die Umsetzung dieser Zielvorstellung? Wenn ich mir nun die Beiträge in diesem Thread unter den vorgenannten Fragen ansehe, so muss ich feststellen, dass diese Fragen nicht behandelt und daher auch nicht beantwortet wurden.
Das kannst du in Wikipedia nachlesen. In diesem Thread geht es um die Geschichte der FKK, d.h. was hat wer wann wie gesagt oder getan, um die Idee der FKK voranzubringen oder eben diese zu verhindern.

Eule hat geschrieben:Auch ist es mir nicht möglich, aus den Beiträgen in diesem Thread die Vorstellungswelt, die Ideen und das Konzept eines Adolf Koch heraus entwickeln und darstellen zu können.
Natürlich nicht, denn darüber ist in diesem Faden kaum gesprochen worden. Es steht dir aber frei, dies hier nachzuholen.

Eule hat geschrieben:Dabei dürfte hier ein Konsens darüber bestehen, dass Adolf Koch die Idee der FKK so umsetzte, wie sie dem Ursprungsgedanken entsprach und heute noch ihre Gültigkeit hat.
Es gab nicht einen Ursprungsgedanken, sondern deren viele. FKK entstand aus Naturheilbewegung (Rickli), Bodenreformbewegung, Vegetarismus, Kleider- und Ernährungsreform (Pudor) und auch Frauenbewegung. Man kann all diese Bewegungen unter dem Begriff Lebensreformbewegung zusammenfassen. Sie alle waren zunächst bürgerlichen und kleinbürgerlicher Natur und ziemlich idealistisch: Die Lebensreform verstand sich als Selbstreform. Nacktkultur war eine der radikalsten Bewegungen, stand bei ihr der Körper, zumal der nackte Körper im Mittelpunkt: Befreiung aus den Zwängen der Kleidung und gleichzeitig auch aus den Zwängen der Kultur, sprich der Prüderie, doppelter Moral und falscher Scham. Das Verhältnis der Geschlechter zueinander sollte von den überkommenden Zwängen befreit werden, die Hinwendung zur Natur, d.h. zum natürlichen Leben ohne Drogen, etc. Abhärtung, sportliche Fitness, Körpertraining und -kontrolle waren wichtig und dienten zur Legitimierung der Nacktheit: Man könne nur am nackten Körper sehen, wo es hapert – daher Nacktgymnastik. Dabei spielte auch Ästhetik eine wichtige Rolle (Diefenbach, Fidus).

Diese Bewegungen waren naturphilosophisch beeinflusst, doch die Begründung lag im medizinisch-hygienischen-funktionalen Bereich. Und: Nur in der Nacktheit liege die echte Sittlichkeit, die Kleidung aber ist unsittlich, weil sie Begehren wecke (Pudor). Diese Umkehrung der bisherigen Sichtweise zielte auf gesellschaftliche Anerkennung, man wollte nicht Außenseiter sein, sondern Elite.

Entsprechend waren der Mittelstand und das Bildungsbürgertum davon begeistert. So entstanden Zeitschriften „Kraft und Schönheit“ (1901) und „Schönheit“ (1903), die nicht nur der Nacktheit das Wort redeten, sondern auch allgemein über Schönheit, Kunst, Kleidung, Wohnungseinrichtung und Lebensgenuss berichteten. Es entstanden „Wissenschaftliche Nacktloge A.N.N.A“, die „Aristokratische Nudo-Natio-Allianz“ mit „Mitgliedern unter dem Geburts- und Geistesadel“: Die „schöne“ aristokratische Nacktheit stand da gegen die angenommene Hässlichkeit des Proletariats.

Der Herausgeber der „Schönheit“ Vanselow gründete 1905 „Vereinigung für Sexualreform“ mit den Zeitschriften „Sexualreform“ und „Geschlecht und Gesellschaft“, in denen dann Sexualwissenschaftler Fragen der Leser beantworteten. Um Bilder lebenden nackten Menschen veröffentlichen zu können, führte Vanselow aus 2 Musterprozesse, die er gewann und damit auch anderen Zeitschriften den Weg ebnete.

Doch dabei blieb es nicht, bald haben die schönen Griechen als Vorbilder ausgedient – weil Südländer und damit nicht arisch. Richard Ungewitter verdammte das, denn für ihn zählten nur noch die nordisch-germanische Rasse, äußerlich zu erkennen am hohen Wuchs, blonden Haaren und Blauen Augen. Er bemühte sich, Nacktheit zu enterotisieren, indem er sagte, wer sich einen nackten Körper ohne den erotischen Zweck nicht vorstellen kann, der sei moralisch minderwertig. Vielmehr müsse der „Verfall der Volkskraft“ durch „planmäßige Züchtung, schöner, rassereiner, gesunder Menschen“ aufgehalten werden (1907). Er war Vegetarier, Antialkoholiker und rauchte nicht, liebte aber Abhärtung und körperliche Ertüchtigung. Seine Verhaltensregeln wurden zum Vorbild einer in FKK-Kreisen weit verbreiteten asketischen Moral.

Die Angst davor, irgendwelcher erotischen Interessen beschuldigt zu werden, führte dazu, die propagierte Freiheit der Nacktheit mit einem Schutzwall von Vorschriften und Verhaltensmaßregeln zu umgeben, die der FKK das Etikett der Prüderie einbrachten, obwohl gerade die Prüderie des 19. Jahrhunderts eines der ersten ideologischen Angriffsziele der FKK war.

Später wurden diese Regeln zwar abgeschwächt, aber der Ruf, prüde zu sein, hat sich bis heute erhalten. :D

Dennoch, die FKK wurde ausschließlich von Männern ins Leben gerufen und entsprechend sahen auch ihre Zeitschriften aus: Sie wurden dominiert von Bildern weiblicher Nacktheit, was sich wie nebenbei auch förderlich auf deren Absatz auswirkte. :D

Das war jetzt ein kurzer Abriss zur Entwicklung der FKK-Bewegung bis zum I. Weltkrieg.

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Konrad R. » Do 10. Mär 2022, 18:47

Jochen hat geschrieben:
Eule hat geschrieben:Die erste und die grundlegende Frage lautet hier: Welches Ziel verfolgt die FKK?

Früher andere als heute. Die FKK verfolgte zur Zeit der Gründer, also der "Lebensreformer" und der "Wandervögel", andere als heute.

So sehe ich das auch. Wer verfolgt heute denn welche FKK-Ziele?
Die schriftlichen Selbstdarstellungen der Vereine sind das eine, die meist sehr begrenzte Nacktheit (wie hier zu lesen nicht beim Sport, nicht bei Sommer-, Familienfesten etc.) das andere. Nur das gemeinschafltiche Nacksein tagsüber mit Kaffee, Kuchen, Bratwurst kann es doch auch nicht sein, oder?

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Eule » Do 10. Mär 2022, 19:24

@ Jochen
Früher andere als heute.
Stimmt. Aber wenn wir uns mit der Geschichte beschäftigen, dann befassen wir uns mit diesem Früher.
Die FKK verfolgte zur Zeit der Gründer, also der "Lebensreformer" und der "Wandervögel", andere als heute.
Dieses sehe ich nicht so. Elemente der „Lebernsreform“ finden wir in Reformhäusern, der Bio- und der Klimabewegung wieder. Und aus den Wandervögeln sind die unterschiedlichen Jugendbewegungen hervor gegangen.
Uns fehlt der Hintergrund der Menschen Anfang des vorigen Jahrhunderts, also auch deren Motive, die heute quasi irrelevant sind.
Auch dieses kann ich so nicht unterschreiben. Die Gedanken, die Vorstellungen von damals werden heute nur anders ausgedrückt und dargestellt. Sie sind somit immer noch vorhanden und relevant.
Mir reicht heute die Lebensfreude, ganz pur die Natur zu erleben.
Das ist ja auch völlig ok so. :D Aber wenn wir uns mit der Geschichte der FKK beschäftigen, dann geht es um die Geschichte und nicht um das Erleben des Einzelnen. Dieses sollte also getrennt werden.

@ ynda
Es ist eher das befreite Gefühl nichts am Leib zu haben und somit die "Elemente der Natur" direkt zu genießen.
Eine wirklich sehr schöne Beschreibung. :D Und wir alle können dir hier nur wünschen, dass dir diese Freude lange erhalten bleibt. Aber wie oben schon gesagt, wir beschäftigen uns hier mit der Frage der Geschichte der FKK und nicht mit dem persönlichen Empfinden eines jeden von uns.

@ Aria
Du hast eine sehr schöne und umfassende Kurzbeschreibung der Gesichte der FKK bis zum ersten Weltkrieg abgegeben. Jedoch vermengen sich bei dir die Intention und die Wirkung dieser Intention und durch diese Vermengung veränderst du die Zielrichtung der Intention. Und wegen dieser Vermengung der Intention mit der Wirkung verfehlst du den Pfad zur Pädagogik und Politik von Adolf Koch.

Die moralischen Vorstellungen im ausgehenden 19. und beginnendem 20. Jahrhundert waren sehr streng, einengend und teilweise gegen jegliche Lebensfreude ausgerichtet. Die Darstellung des unbekleideten Körpers durfte nur in religiösen oder mythologischen Sinnzusammenhang dargestellt werden. Als Modell diente teilweise die klassische griechische Kunst. Diese ungesunde Moral zeichnete sich durch eine Doppeldeutigkeit aus, in dem sie das Begehrte verbot und dieses Verbot mit allerlei Schauermärchen oder religiös scheinenden Begründungen belegt wurde. Die Lüge bestand also darin, das Verbot mit aller Macht durchsetzen zu wollen und es gleichzeitig heimlich zu praktizieren.

Wir müssen uns aber gleichzeitig die wirtschaftliche Situation dieser Zeit ansehen, welche geprägt war vom Frühkapitalismus mit all seinen negativen Auswüchsen.

Dieses ist in Kurzform eine Beschreibung der Lebensrealität der Wilhelminischen Zeit. Und wie sah das Gegenmodell der FKK aus?

Die Lebensreformer und damit auch die FKK’ler beklagten eine völlige Entfremdung des Menschen in seiner Privaten- wie Arbeitswelt von der Natur. Das private Leben sowie die Arbeitswelt wurden geprägt von Bestimmungen, die dem natürlichen Sein des Menschen nicht entsprachen. Der Mensch lebte somit in einem Korsett, welches ihn von der Natur entfremdete und den natürlichen Gegebenheiten sogar entzog. Mit dem Slogan: „Zurück zur Natur“ sollte der Mensch wieder zurück zur Natur und dem Empfinden der Natur geführt werden. Damit die Natur günstig auf den Menschen einwirken könne, sollten alle Zwänge, die dieses verhinderten, abgelegt werden. Diese Notwendigkeit des Ablegens der Kleidung wurde seinerzeit auch von der Medizin gefordert und praktiziert. Ein Umstand, auf das Zett immer wieder hingewiesen hat.

Die Intention der Lebensreformer und FKK’ler bestand also darin, den Körper von dem zu befreien, was seiner gesunden Entwicklung widerspricht. Die Nacktheit als solches war hier Mittel zum Zweck, nämlich der Raumschaffung für den natürlichen und gesunden Körper. Es gab keinen Zwang zur Nacktheit. Es gab nur die positive Begründung zur Nacktheit und damit die Erlaubnis zur frei gewählten Nacktheit.

In der moralischen Bewertung gab es zwischen den Lebensreformern und FKK’lern zur übrigen Gesellschaft keinen Dissens. Die moralischen Grundwerte wurden nicht aktiv angegriffen. Ein Dissens bestand nur in dem zwingendem Gebot des Kleidertragens und dem Gebot der Natürlichkeit, welches dieses Gebot des Kleidertragens relativierte. Und es gibt in der Tat kein moralisches Gebot, welches das Tragen einer Kleidung zwingend vorschreibt.

Die Auseinandersetzung der Moralisten mit den Lebensreformern und FKK’lern findet nicht auf dem Feld der Moral statt, auch wenn dieses immer wieder so erklärt wird; sie findet statt auf dem Feld der Zivilisation. Die Norm der Bekleidung entsprang und entspringt aus unserem Verständnis der Zivilisation.

Und wenn wir diese beiden unterschiedlichen Lebensansätze, nämlich die Moral der bürgerlichen Gesellschaft und die Befreiung des Menschen zu seiner Natürlichkeit in der Lebensreform und FKK auf dem Feld der Zivilisation ansehen, dann kann ich die unterschiedlichsten Aspekte der FKK in ihrer Vielfallt problemlos einordnen und für die heutige Zeit bewerten. Begebe ich mich auf die Metaebene der Moral oder der Religion, dann klappt dieses nicht mehr, weil hier kein gemeinsamer Bezug herstellbar ist. Diesen Gedanken will ich jetzt mit einem kleinen Witz abschließen. Ein Geistlicher, der eine Messe/Gottesdienst in einem FKK-Verein abgehalten hat wird gefragt, ob die Nacktheit der Besucher ihn nicht gestört habe. Er sagte: „Nein, gestört hat mich dieses nicht. Ich habe mich nur gefragt, wo die das Geld für die Kollekte haben?“

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Aria » Fr 11. Mär 2022, 11:52

Eule hat geschrieben:@ Aria
Du hast eine sehr schöne und umfassende Kurzbeschreibung der Gesichte der FKK bis zum ersten Weltkrieg abgegeben. Jedoch vermengen sich bei dir die Intention und die Wirkung dieser Intention und durch diese Vermengung veränderst du die Zielrichtung der Intention. Und wegen dieser Vermengung der Intention mit der Wirkung verfehlst du den Pfad zur Pädagogik und Politik von Adolf Koch.
Ich sehe nicht, dass ich irgendetwas vermengt bzw. „den Pfad zur Pädagogik und Politik von Adolf Koch“ verfehlt habe, zumal Koch zu Beginn des ersten Weltkrieges erst 17 Jahre alt war.

Ich hoffe, du kannst deine pauschalen Vorwürfe konkretisieren und begründen, schließlich habe ich meine Ausführungen auch mit Namen der Protagonisten und deren Publikationen untermauert.

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