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Ist die Freiköperkultur wirklich auf dem Rückzug?

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Re: Ist die Freiköperkultur wirklich auf dem Rückzug?

Beitrag von Friedjof » Mo 7. Sep 2015, 10:06

Nein, das ist vollkommen in Ordnung. Kein FKKler ist in der Lage, die Entwicklung zu aufzuhalten. Wir sollten nur nicht noch dazu beitragen, dass diese Entwicklung, also weg von FKK, noch schneller vonstatten geht. Ich habe gerade in einem anderen Thread dazu etwas gepostet wo es darum ging, auf welchen FKK-Campingplätzen FKK und Textil gleichermaßen möglich ist. Leider ist diese Tendenz, das Unterlaufen von Textilern auf FKK-Plätzen, immer häufiger zu beobachten. Cloothing optional ist ja grundsätzlich zu befürworten. Auf kommerziellen Fkk-Anlagen führt dies aber nicht selten dazu, dass Betreiber diese zu Textilanlagen umfunktionieren, wenn sie dadurch einen Vorteil für sich sehen.

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Re: Ist die Freiköperkultur wirklich auf dem Rückzug?

Beitrag von Bummler » Mo 7. Sep 2015, 13:41

Ist das Glas nun halbvoll oder halbleer?

In Deutschland wird der Markt für FKK-Ferien auf etwa zehn Millionen Urlauber jährlich geschätzt. Führende Reiseziele in diesem Segment sind derzeit Frankreich und Kroatien. Allein in Frankreich gibt es über 100 naturistische Feriendörfer und Campingplätze, der jährliche Umsatz erreicht einen dreistelligen Millionenbetrag.

Viele Urlaubsorte und Regionen versuchen sich durch entsprechende Angebote an Nacktstränden und Resorts hervorzuheben. In Deutschland sind Sylt und die Ostseeküste bekannt als FKK-freundliche Urlaubsregionen. In Frankreich haben sich das Tal der Cèze, die Biskayaküste und Orte wie Montalivet-les-Bains, Leucate oder Cap d’Agde einen solchen Ruf erworben.

Darüber hinaus werden Tourismusangebote speziell für Nudisten vermarktet. Das Angebot reicht von Campingplätzen, Golfplätzen und Fitnesscentern bis hin zu Segeltörns und Safaritouren. Auch auf einigen großen Kreuzfahrtschiffen wie der AIDAdiva befinden sich gesonderte FKK-Bereiche. Der Kreuzfahrtveranstalter Carnival Cruise Lines stellt einmal jährlich das Schiff Carnival Freedom für eine einwöchige FKK-Kreuzfahrt in der Karibik zur Verfügung. Mit zirka 3000 Passagieren ist dies die weltweit größte Nudistenkreuzfahrt.


Quelle Wikipedia..

Und wenn ich mal ins Kristallbad Ludwigsfelde planschen gehe, dann sehe ich dort auch die jungen Leute an der Sole-Bar, vorausgesetzt ich habe einen Parkplatz bekommen.

Klar, die "Bewegung" wie in den 70-er und 80-er Jahren, die gibt es nicht mehr. Das Massenphänomen ist vorbei. Die Mode abgelatscht.
Aber dafür nimmt die Vielfalt zu und die Exklusivität. Das hat dann nichts mehr mit Freikörperkultur im ideologischen Sinne zu tun, aber mit Nacktheit als freiheitlichem oder positivem Lebensgefühl.

Puistola hat geschrieben:Es ist nicht jedermanns Sache, sowas durchzustehen,
also bleibt eben bei Vielen das Höschen an.

Ist das so schlimm?



Nun ja, schlimm ist nicht, dass das Höschen an bleibt, sondern das man Nacktheit oder das Bekenntnis dazu "durchstehen" muss.
Das ist für mich das Erstaunliche an dieser Gesellschaft, in der man die unmöglichsten Sachen anziehen kann, aber beim Ausziehen plötzlich Konventionen zu beachten sind.

Friedjof hat geschrieben:Cloothing optional ist ja grundsätzlich zu befürworten.


Das wäre die ideale Gesellschaft, von der wir aber offensichtlich sehr weit entfernt sind.

Auf kommerziellen Fkk-Anlagen führt dies aber nicht selten dazu, dass Betreiber diese zu Textilanlagen umfunktionieren, wenn sie dadurch einen Vorteil für sich sehen.


Das ist das Problem in einer nur auf den Profit ausgerichteten Gesellschaft. Es geht nur um den Nutzen in monetärer Hinsicht, während Werte und Ideale auf der Strecke bleiben. Meine Theorie ist ja ohnehin, dass die Änderungen in der Wirtschaftsform, weg von der sozialen Marktwirtschaft hin zum neoliberalen Konzept, die Ursache für den Rückgang der Liberalität in der Bevölkerung ist. Das Kosten-Nutzen-Denken ist Grundlage der Bewertung aller Handlungen geworden.

Jetzt könnte einer argumentieren: Halt Bummler, wenn ich nackt rumlaufe brauche ich keine Sachen kaufen und habe deshalb einen monetären Vorteil! Doch so einfach ist dann die Sache doch nicht. Denn bei der Bewertung fließen viele Faktoren mit ein, z.B. auch die Karrierechancen oder die Anerkennung im Team. Und da fällt dann das Urteil gnadenlos.

Klar, in einer Gesellschaft, in der man wirtschaftlich abgesichert ist und keinen sozialen Abstieg befürchten muss, da kann man sich Freikörperkultur leisten. In einer Gesellschaft aber, in der diese Sicherheit nicht da ist, eben nicht. Und das wissen die 15- bis 25-jährigen ganz genau.



Gruß
Bummler

 

Re: Ist die Freiköperkultur wirklich auf dem Rückzug?

Beitrag von hajo » Mo 7. Sep 2015, 18:06

Bummler hat geschrieben:...das Erstaunliche an dieser Gesellschaft (ist, dass) man die unmöglichsten Sachen anziehen kann, aber beim Ausziehen plötzlich Konventionen zu beachten sind.


Besser kann man es kaum ausdrücken.

Danke dafür!


Gruß

HaJo

 

Re: Ist die Freiköperkultur wirklich auf dem Rückzug?

Beitrag von Friedjof » Mo 7. Sep 2015, 19:09

Das stimmt nicht ganz. Im Forum wurde wiederholt vom Dresscode gesprochen, der in immer mehr Bereichen des öffentlichen Lebens unserer Gesellschaft anzutreffen ist. Und wehe, jemand richtet sich nicht danach. Das beginnt bereits im Grundschulalter. Da werden bereits Kasten gebildet. Da gibt es die Kinder, die von Kopf bis Fuß von Aldi oder Lidl eingekleidet sind und dazu den Schulranzen vom Lebensmitteldiscounter für 24,95 Euro verschämt unter die Schulbank schieben und dann die aus der Doppelverdiener-Helikoptereltern-Schicht, die ihre Kinder einschl. der Unterwäsche nur mit Klamotten mit Markenemblem einkleiden. Die Unterschiede kennen die kleinen bereits ganz genau. Hier beginnt bereits die Ausgrenzung der "Armen". Diese Differenzierung und Ausgrenzung wird in den Folgejahren stetig verstärkt. Dann der Einstieg ins Berufsleben: Freie Klamottenwahl? Weit gefehlt! Hier schlägt der Dresscode hammerhart zu. ich lernte den im öffentlichen Dienst bereits 1980 kennen. Und dort besteht er noch heute: Keine reinen Freizeitklamotten in Abteilungen mit Puiblikumsverkehr (keine Joggingbekleidung, keine Jeans mit extremen Aufhellungen oder Löchern wie sie heute gern getragen werden, keine Spagettihemden oder durchschimmernde Shirts ohne BH usw). In sehr vielen Banken ist bei Männern der Anzug Pflicht und bei Frauen ein dunkles Kostüm. Dies gilt auch für Angestellte auf der Chefetagenebene.
Einzig in der Freizeit gets leger zu. Da ist dann so ziemlich alles erlaubt. Wirklich? Auch da nicht immer. Einer unserer Nachbarn ist Filialleiter einer Bank. von ihm wird erwartet, dass er sich auch in seiner Freizeit im öffentlichen Bereich korrekt kleidet. Ein Joggiganzug ist grundsätzlich ok, sollte aber nicht aus schlabberigem Sweatstoff bestehen, bei dem der Schritt zwischen den Knien hängt. Begründet werden diese Empfehlungen damit, dass Bankangestellte insbesondere der höheren Ebene, die Bank gegenüber ihren Kunden repräsentieren, dies auch in ihrer Freizeit.
Ich fragte besagten Nachbarn mal, ob es ihm möglich sei, nackt im heimischen Baggersee zu baden bzw. FKK "zu leben". Die Antwort: "Im Prinzip schon, jedenfalls so lange ich dabei nicht erwischt werde". "und wenn?" "Das hätte mit Sicherheit ein ernstes Gespräch mit meinem Vorgesetzten zur Folge." "Aber solche Vorgaben sind doch nicht Gesetzeskonform!" "Wo lebst du denn? Glaubst du danach fragt jemand?"

Tja, so ist das mit der freien Klamottenwahl. Das muss natürlich beim Postboten und der Bäckereifachverkäuferin nicht so sein. ;)

 

Re: Ist die Freiköperkultur wirklich auf dem Rückzug?

Beitrag von guenni » Mo 7. Sep 2015, 20:43

Friedjof hat geschrieben:
Ich fragte besagten Nachbarn mal, ob es ihm möglich sei, nackt im heimischen Baggersee zu baden bzw. FKK "zu leben". Die Antwort: "Im Prinzip schon, jedenfalls so lange ich dabei nicht erwischt werde". "und wenn?" "Das hätte mit Sicherheit ein ernstes Gespräch mit meinem Vorgesetzten zur Folge."



so schlimm ist es nun auch wieder nicht, zumal, wenn der "erwischende" auch nackt war. ich wurde in einer ähnlichen berufssituation stehend als banker mehr als einmal "erwischt", folgenlos.

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Re: Ist die Freiköperkultur wirklich auf dem Rückzug?

Beitrag von nordnackt » Mo 7. Sep 2015, 22:07

Wenn der "Erwischende" auch nackt war, besteht doch überhaupt kein erkennbares Problem. Ähnlich dürfte es sich beispielsweise auch bei einem zufälligen Treffen der beiden Protagonisten im Puff verhalten. Wer soll denn da wem einen (allenfalls auch nur moralisch begründeten) Vorwurf machen? "Einseitige" Nacktheit kann dagegen vorstellbar schon zu beruflichen Problemen führen, etwa bei hervorgehobener oder repräsentativer Funktion. Das hat mit dem Rückzug von FKK allerdings weniger zu tun, sondern ist ein allgemeines Problem gesellschaftlicher Ablehnung von Minderheiteninteressen mit Stirnrunzelpotential. Das dürfte es zu den Hochzeiten der FKK auch schon gegeben haben.

 

Re: Ist die Freiköperkultur wirklich auf dem Rückzug?

Beitrag von Friedjof » Mo 7. Sep 2015, 22:23

Es ändert nichts daran, dass es in vielen Bereichen einen Dresscode gibt und dass man eben nicht und überall anziehen kann, was man will. Es mag ja sein, dass es ne bank gibt, wo die Angestellten in Shorts und Unterhemd herumlaufen. Aber das wird die Ausnahme sein.

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Re: Ist die Freiköperkultur wirklich auf dem Rückzug?

Beitrag von Bummler » Di 8. Sep 2015, 10:41

Friedjof hat geschrieben:Es ändert nichts daran, dass es in vielen Bereichen einen Dresscode gibt und dass man eben nicht und überall anziehen kann, was man will.


Das Berufsleben ist ja auch gar nicht gemeint. Wenn das in Banken, auf Baustellen oder beim Bund eine Bekleidungsvorschrift gibt, dann ist das ja mitunter vernünftig. Wer erschießt schon gerne den Kameraden?

Aber wenn man nicht mal im Freizeitbereich so rumlaufen kann, wie man will, also z.B. mit Sandalen und Tennissocken, wenn man so veranlagt ist.
Was bleibt dann noch von der freiheitlichen Gesellschaft übrig?

Die Frage der Freikörperkultur ist damit eine Frage nach der Freiheit. Ist mit "Freiheit" nur eine politische Freiheit oder eine Reisefreiheit oder eine Konsumfreiheit gemeint, oder handelt es sich bei der "Freiheit" um etwas was nicht situations- oder anderweitig gebunden ist?

Wenn nämlich Freiheit wirklich Entscheidungsfreiheit bedeuten würde, dann darf doch weder Staat noch Gesellschaft dem Individuum Einschränkungen auferlegen. (Solange natürlich nicht irgendwelche Rechte verletzt werden...blablabla.)
Da sehe ich aber bezüglich der Nacktheit doch allerlei Probleme.

Anders, wenn Nacktheit ein Konsumverhalten wäre. Dann gäbe es keine oder nur geringfügige Probleme damit. Also leben wir in einer Konsumgesellschaft und nicht in einer freiheitlichen.

Ganz klar.

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Re: Ist die Freiköperkultur wirklich auf dem Rückzug?

Beitrag von Aria » Di 8. Sep 2015, 12:02

Bummler hat geschrieben:Also leben wir in einer Konsumgesellschaft und nicht in einer freiheitlichen.
Das Eine schließt das Andere nicht aus – also leben wir in einer Konsum- und freien Gesellschaft.

 

Re: Ist die Freiköperkultur wirklich auf dem Rückzug?

Beitrag von Friedjof » Di 8. Sep 2015, 12:22

Aria will einmal wieder für ihre Studien provozieren. ;)
Ja, wir leben in einer Konsumgesellschaft.
Nein, wir leben in keiner freien Gesellschaft, allerdings freier wie die Gesellschaft Nord-Koreas z.B. Zwänge gibt es in jeder Gesellschaft, in der einen Mehr, in der anderen weniger. Das hängt u.a. davon ab, wie abhängig die Menschen in einer bestimmten Gesellschaft voneinander sind. Frei im Sinne von "ich kann alles machen was ich will wenn ich nicht eindeutig gegen das Strafgesetz verstoße" sind wir nicht. Wer anders denkt und handelt wird im Leben immer Schwierigkeiten haben.

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