Was für Integration?
Naja, aber nochmal zurück zum Thema. Die jungle.world hat wohl anlässlich der Hitze ein ganzes Paket zu dem Thema der Bekleidungslosigkeit geschnürt. Mit m.E. recht akzeptablen intellektuellen Hintergrund.
Z.B. hier:
https://jungle.world/artikel/2019/23/nackte-kontrolleVon Fremden im Internet beurteilt und psychologisiert zu werden, ist eine normale Praxis der gegenseitigen Kontrolle, die im 21. Jahrhundert als ein neuer Faktor des »Zivilisationsprozesses« nach Norbert Elias gelten kann. Der deutsch-jüdische Soziologe beschrieb im britischen Exil in den dreißiger Jahren eine Entwicklung, bei der »Fremdzwänge sich in Selbstzwänge verwandeln«. Diese Internalisierung von Kontrollfunktionen führt Elias zufolge zu einer je nach Gesellschaftsform unterschiedlich gestalteten Erfahrung der Gefühle von Scham und Peinlichkeit.
Der Elias wurde hier ja auch schon öfter zitiert.
und weiter geht es munter:
Die schamhafte Vermeidung der Nacktheit sei ein Kennzeichen des Bürgertums, meint der Historiker Jean-Claude Bologne in seinem Buch »Nacktheit und Prüderie – eine Geschichte des Schamgefühls«. Für den Bürger sei die Kleidung das äußere Zeichen seines Wohlstands, Nacktheit beraube ihn der Würde.
Auch das ist uns ja bekannt, man denke nur an die Kleidungsvorschriften in Städten aus dem Mittelalter.
Das hier ist allerdings zumindest mir unbekannt:
Samuel Schirmbeck unterstellte linken Studierenden in seinem Buch »Gefährliche Toleranz« einen Hang zur Prüderie.
Prüde sein, heißt aus linker wie aus liberaler Sicht, die Freiheit anderer einzuschränken und selbst in Zwängen gefangen zu sein.
Da muss ich nochmal nachforschen, wie das gemeint ist.
Wer darf einer Frau vorschreiben, wie viel von ihrer Haut und ihrem Haar für wen zu sehen sein darf? Aber auch: Wer darf ihr vorschreiben, wie sie sich dabei zu fühlen hat? Der Vorwurf der Prüderie und Verklemmtheit begegnet mit gewisser Regelmäßigkeit Frauen, die sich »zieren«, die sich also nicht so freizügig geben, wie das Gegenüber es sich wünscht. Diese soll dann aufgeklärt, enthemmt, entideologisiert werden, womit ihnen eine neue soziale Kontrolle auferlegt wird.
Das klingt irgendwie ein wenig weit hergeholt. Natürlich gibt es diese soziale Kontrolle, das wird ja wohl jedem klar sein. Aber während man der Aufklärung noch etwas positives abgewinnen kann, wird es bei den Hemmungen schon schwierig und bei der Ideologie fällt bei mir endgültig die Akzeptanz.
Wir haben hier unter den Nackten genauso viele verschiedene Ideologien wie unter den Textilen. Welche Ideologie sollte denn die Prüderie befürworten? Ich sehe eigentlich nur eine zeitliche Parallele von Nacktheit und Ideologie, nämlich die der neoliberalen.
Aber dieser Zusammenhang wird hier ja auch bestritten.