Coronavirus Covid 19

[Allgaeuer]

Wir alle lebten nicht in Nazideutschland, trotzdem wissen wir, …

Ja, wissen wir tatsaechlich...?

War es nicht die gefaehrliche Mixtur aus devoter Hoerigkeit der Menschen,
gepaart mit einem uebersteigerten Zusammengehoerigkeitsgefuehl und pathetischer
Rethorik, die letztlich zum Tod vieler Menschen fuehrte?

Oder waren es die "Noergler", die den Krieg zu verantworten hatten?

Heute ist der Gegner "nur" ein Virus, aber die Kriegsrhetorik kommt doch
irgendwie bekannt vor, oder?


Christian Drosten meinte unlaengst im Fernsehen, Viren seien eine Stellgroesse
in der Natur, die sich aus gutem Grund ueber Jahrmillionen gebildet habe. Und
dass ohne sie viele Oekosysteme aus dem Gleichgewicht geraten wuerden.

Dass der Mensch seine Umwelt ueberaus belastet, steht wohl ausser Frage. Aber
der Gedanke, dass ausgerechnet COVID-19 nun wieder fuer ein Gleichgewicht sorgen
wird, scheint mir dann doch zu esoterisch.
Ebenso wird man eine Strafe Gottes, wie vielfach behauptet wird, mit Sicherheit
ausschliessen koennen.

Dagegen spricht unter anderem, dass es, zynisch gesprochen, auch nur die Alten,
Kranken und Schwachen trifft. Menschen mit einem intaktem Immunsystem haben
wenig oder nichts zu befuerchten.
Zudem sind die Todeszahlen viel zu gering um eine Wirkung zu erziehlen.

Also ist der Untergng der Menschheit (noch) nicht zu befuerchten.

In ein paar Wochen, die Menschen haben sich besabbeln lassen und ein
Schnueffelprogramm auf ihre tragbaren Wanzen mit Telefonfunktion installiert,
ist alles wieder hochgefahren und langsam kehrt Normalitaet in den Alltag
zurueck. Bis auf die Hinterbliebenen sind alle wieder gluecklich und zufrieden,
mit sich selbst, mit der Regierung und den tollen Wissenschaftlern und Experten.

Schnell wird vergessen, dass es eine Pandemie gab und Grundrechte ausser Kraft
gesetzt wurden, denn nun muss versaeumtes schnell aufgeholt werden.
Das goldene Kalb namens Kapitalismus wird wie eh und jeh angebetet.

Weiter geht es mit der Zerstoerung der Umwelt und weiter geht es auch mit der
Ausbeutung derselben zum Zwecke des eigenen Wohlstandes.

Somit steht letztlich fest:
Die Geschichte lehrt den Menschen, dass die Geschichte den Menschen nichts
lehrt.


homo sapiens
non serviam

Toll geschrieben - Luzifer - - LG

[Aria]

Wir alle lebten nicht in Nazideutschland, trotzdem wissen wir, …

Ja, wissen wir tatsaechlich...?

War es nicht die gefaehrliche Mixtur aus devoter Hoerigkeit der Menschen,
gepaart mit einem uebersteigerten Zusammengehoerigkeitsgefuehl und pathetischer
Rethorik, die letztlich zum Tod vieler Menschen fuehrte?

Die Ursachen dafür sind egal, Tatsache ist: Es starben Millionen Menschen.

Heute ist der Gegner "nur" ein Virus, aber die Kriegsrhetorik kommt doch
irgendwie bekannt vor, oder?

Nicht bei uns - aber andere, die diese Pandemie ziemlich unvorbereitet getroffen hat, versuchen mit solcher Rhetorik ihr Versagen vergessen zu machen.

Ebenso wird man eine Strafe Gottes, wie vielfach behauptet wird, mit Sicherheit
ausschliessen koennen.

Rational denkende Menschen schließen das aus, ja, aber es gibt sicher eine Milliarde, wenn nicht mehr Menschen, für die es feststeht, dass diese Pandemie eine Strafe Gottes sei.

Dagegen spricht unter anderem, dass es, zynisch gesprochen, auch nur die Alten,
Kranken und Schwachen trifft. Menschen mit einem intaktem Immunsystem haben
wenig oder nichts zu befuerchten.
Zudem sind die Todeszahlen viel zu gering um eine Wirkung zu erziehlen.

Derzeit sind wir bei 140.000 Toten weltweit, und bis die Pandemie nächstes Jahr zu Ende ist, werden es mehr als 1 Million sein. Das ist schon eine Zahl, die Konsequenzen nach sich ziehen wird, zumal diesmal auch die erste Welt betroffen ist.

Bis auf die Hinterbliebenen sind alle wieder gluecklich und zufrieden,
mit sich selbst, mit der Regierung und den tollen Wissenschaftlern und Experten.

Ohne der Wissenschaft und Technik wäre die Welt genauso hilflos dem Virus ausgeliefert, wie bei der Spanischen Grippe, die in 3 Jahren in 3 Wellen um die Welt ging und 50 Millionen Tote forderte.

Schnell wird vergessen, dass es eine Pandemie gab und Grundrechte ausser Kraft
gesetzt wurden, denn nun muss versaeumtes schnell aufgeholt werden.

Nein, diese Pandemie wird ebenso in Erinnerung bleiben wie die zahlreichen Pestpandemien oder die besagte Spanische Grippe in Erinnerung geblieben sind.

Weiter geht es mit der Zerstoerung der Umwelt und weiter geht es auch mit der
Ausbeutung derselben zum Zwecke des eigenen Wohlstandes.

Alles Lebendige beutet in irgendeiner Weise die Umwelt aus, weil anders Leben nicht möglich ist: Die einen mehr, die anderen weniger.

[Tim007]

Die letzten Beiträge gefallen mir sehr gut, zumal sie sich wohltuend von dem RTL-Gekeife abheben.

Mir ist das alles aber nicht konkret genug. Etwas Kaptalismuskritik hier, etwas Religionskritik dort, die Verwunderung über die Dummheit der Menschen ohnehin, Klimaschutz (wo ist eigentlich Greta) und Grundrechte, alles geschüttelt, nicht gerührt - und was ist damit gewonnen?

1. Was hätte man in der Vergangenheit anders machen müssen?
2. Wie geht es weiter?
3. Und was ist mit den Grundrechten sowie der Einbeziehung der Bevölkerung in die Meinungsfindung?

Zum letzten Punkt ein großartiger Kommentar von Jochen Grabler, seines Zeichens Redakteur bei Radio Bremen ("Buten un binnen"):

Am Mittwoch ist es endlich soweit. Am Mittwoch entscheiden die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten über die nächsten Schritte. Am Mittwoch also wird klar, was wir absehbar wieder dürfen oder anders dürfen, wie viel soziales Leben wieder zugelassen wird. Am Mittwoch geht es also um die "Lockerungen" — und ein bisschen ist das wie "Wir warten auf´s Christkind". Wir sitzen hinter der Kinderzimmertür, bis endlich das Glöckchen geklingelt wird. Und dann ist Bescherung. So fühlt sich das an.

Er kritisiert die Entmündigung der Menschen und das fehlende Vertrauen in ihr Verantwortungsgefühl. Um beim originellen Bescherungsszenario zu bleiben:

...werden die anstehenden Fragen nur in kleinen Zirkeln beraten. Und wir dürfen dann diese Entscheidungen in Empfang nehmen. Das Glöckchen läutet, Merkel, Kretschmann, Bovenschulte treten vor das Volk, Bescherung! Diese Art der Politik erzeugt aber weder Kreativität noch Selbstverantwortung noch Aktivität. Sie erzeugt vor allem Lähmung. Und die ist tödlich.

Ich hatte darüber bereits mein Unbehagen zum Ausdruck gebracht. Der Hang zum Nanny-Staat ist unverkennbar - eine andere Seite der Medaille. Ebenso hatte ich das Verbot kritisiert, etwa den Ostergottesdienst zu besuchen, der für mich wichtiger ist als der eines Baumarktes. (Nur am Rande, Aria: Es ist in der Tat empörend, das Virus als "Strafe Gottes" anzusehen. Gott ist Liebe. Sorry, das wollen wir hier nicht vertiefen).

Bummler hatte mich natürlich gleich am Schlafittchen gepackt und zu recht meine Furcht vor einem übermächtigen Staat erwähnt. Recht hat er, das alte Schlitzohr. Und dann bin ich in mich gegangen und habe über die ersten beiden Fragen nachgedacht. Und natürlich über die Frage: "Wo ist Greta?"

Das Ergebnis: Merkel (die ich nicht gewählt hatte) hat alles richtig gemacht. Auch ihre Rhetorik hebt sich wohltuend von der Macrons ab, der in der Tat Kriegsvokabular bemüht hatte. Das aber nur am Rande. Noch einmal: Was hätte man anders machen sollen?

Doch jetzt stehen noch unbequemere Fragen an:
Wie lange darf diese Ausnahmesituation beibehalten werden?
Wäre es zu verantworten, womöglich doch die Risikogruppen zu isolieren, statt die gesamte Bevölkerung?
Sind die Lockerungen willkürlich?
In welchem Umfange darf die Bevölkerung mitwirken oder ist die Demokratie der Herrschaft der Wissenschaftler gewichen?
Und wo bleibt Europa?

Schwierige Fragen, jedenfalls für mich. Kritisieren kann und soll man. Das ist die Würze der Demokratie. Doch wo sind die Grenzen? Und: Sind sogar Virologen fehlbar?

Ich habe noch keine abschließende Antwort gefiunden.

[ostfriesenpaar]

Sind die Lockerungen willkürlich?
In welchem Umfange darf die Bevölkerung mitwirken

Da lobe ich mir einmal wieder die Niederländer. Hier sollen alle Gewerbetreibenden, egal ob Restaurants, Kinos, Campingplätze, Geschäfte... bis zu einem bestimmten Datum ihr persönliches Konzept vorlegen, wie sie die vorgegebenen Hygiene-und Abstandsvorschriften für ihren eigenen Betrieb umsetzen wollen.
Danach wird individuell entschieden, wer öffnen darf.
Wenn ich es wiederfinde, liefere ich den Link dazu.

[ostfriesenpaar]

Der Link
https://nos.nl/l/2330581

[HaJo]

Da lobe ich mir einmal wieder die Niederländer.

Sehe ich auch so:
Etwa soviel Einwohner wie Nordrhein-Westfalen, deutlich mehr Infizierte als NRW, etwa fünfmal (5x) soviel Tote wie NRW.

Ich lobe mir die Niederländer - nicht.

[HaJo]

Er kritisiert die Entmündigung der Menschen und das fehlende Vertrauen in ihr Verantwortungsgefühl.

Ja, versteh ich. Nur mal kurz hierzu:
Ich wohne gegenüber einem Schulzentrum. Abgesehen von zur Zeit, ist da viel los.
Die Straße ist "Zone 30". Verständlich.
Aber ein ganz erheblicher Teil der dort Autofahrenden - auch der Eltern, die ihre Kinder am liebsten bis in die Klasse fahren möchten, - missachten die Regel.
Deswegen steht dort bisweilen - natürlich zwecks Entmündigung der Menschen - schon mal ein Radarwagen der örtlichen Polizei...

Der Beispiele gäbe es noch manche:

In unserer Nähe hat ein Mitmensch ein zuvor heruntergekommenes Haus renoviert, neu verputzt, neue Fenster etc.
Keine drei oder vier Wochen später waren die Außenwände zur Straße hin mit Graffiti ver(wie ich meine)unstaltet.
Ich vermute, der neue Eigner hat auch "die Entmündigung der Menschen und das fehlende Vertrauen in ihr Verantwortungsgefühl" kritisiert.

[guenni]

Schwierige Fragen, jedenfalls für mich. Kritisieren kann und soll man. Das ist die Würze der Demokratie. Doch wo sind die Grenzen? Und: Sind sogar Virologen fehlbar?
Ich habe noch keine abschließende Antwort gefiunden.

die abschließendende antwort kann es auch jetzt nicht geben. die virologen lernen über die besonderheiten des covid 19 virus permanent hinzu. kann man von deren entscheidungen, bzw. empfehlungen unter großer unsicherheit, die dann naturgemäß unterschiedlich sein können, von möglicher fehlbarkeit spechen? welcher politiker soll/will lockerere maßnahmen unter diesen bedingungen verantworten? wie würden wir entscheiden? eine fundierte beurteilungsmöglichkeit haben wir ja alle der kommentar das radio bremen redakteurs ist zwar originell aber genauso dumm.

[Tim007]

Ich vermute, der neue Eigner hat auch "die Entmündigung der Menschen und das fehlende Vertrauen in ihr Verantwortungsgefühl" kritisiert.

Und genau darin liegt die Tücke.

Menschen zeichnen sich nicht durch allzu großes Verantwortungsgefühl aus.
Menschen sind nur bedingt lernfähig, meinen jedoch, bei allem mitreden zu können.
Menschen meinen, selbst die Schlausten zu sein. Der eine mehr, der andere weniger, handeln jedoch meistens nicht danach.

Und die Konsequenz?

Kann Lieschen Müller mitbestimmen, welche Lockerungen vorgenommen werden, oder nur Dr. Drosten?
Kann Hans Schulz mitbestimmen, welche gesetzlichen Neuerungen erforderlich sind, oder doch besser Juristen?
Kann XYZ mitbestimmen, wie die Energiewende auszugestalten ist, oder doch nur ...?
Wenn nicht: Wie kann es angehen, dass Lieschen Müller, Hans Schulz und Tim007 überall mitreden und womöglich mitbestimmen, ohne Fachleute zu sein?

Daher merkt Guenni zu recht an:

eine fundierte beurteilungsmöglichkeit haben wir ja alle der kommentar das radio bremen redakteurs ist zwar originell aber genauso dumm.

Doch wäre das nicht die Bankrotterklärung für die Demokratie? Und lag Willy Brandt mit seiner Forderung falsch: "Mehr Demokratie wagen"?

[HaJo]

Tja...
Lukas 23,21 ...


Auch gelebte Demokratie?