Das mit der Bibel hat sich weitgehend erledigt, seitdem nicht nur Theologen sie lesen und auslegen dürfen, die Kirchenlehrer wie Augustinus und Thomas von Aquin werden auch noch zitiert, wenn’s gerade passt, auf die Päpste jedoch war noch nie Verlass, von ein paar Ausnahmen mal abgesehen.
Die Zeiten haben sich also geändert, heute berufen sich selbst Gläubige auf Wissenschaftler, aber wie du natürlich nur auf jene, die Gott als eine Größe anerkennen. Und zuverlässig wie das Amen in der Kirche kommt immer die Frage, was denn vor dem Urknall gewesen sei. Und wenn man dann zurückfragt, was war denn nach ihrer Ansicht vor (diesem) einen Gott, dann kommt als Antwort: Nichts.
Man könnte noch weiter fragen, z.B. ob davor nicht ein anderer Gott existierte, der den heutigen erschaffen. Oder halt eine Gottheit, oder gar, Gott bewahre, Göttin? Aber nichts da, die Antwort lautet: Davor war nichts, der christliche Gott hat sich aus dem Nichts selbst erschaffen; weil er, wie günstig, allmächtig sei, könne er das.
Der große Vorteil, an Gott zu glauben, ist wohl die Gewissheit, dass da jemand ist, der auf einen aufpasst und bei dem man nach dem Tod Aufnahme findet – wenn man im Leben einigermaßen brav war. Aber diese Gewissheit müsste sich eigentlich in Ungewissheit wandeln, wenn man bedenkt, dass ein allmächtiger Gott sich selbst und alles, was er erschaffen, wieder spurlos abschaffen könnte. So nach dem Motto: Wie gewonnen, so zerronnen.
Zu wissen, dass man über die letzten Dinge nichts wisse, ist für mich beruhigender als zu glauben, da gebe es einen Gott, der einst alles geschaffen und nun eifersüchtig darüber wache, dass Menschen, die er nach seinem Ebenbild geschaffen*, auch alles tun, was ihnen aufgetragen. Sie sollen nur Gott ähnlich aussehen, nicht gottgleich sein. Wie wichtig ihm das ist, steht im ersten Gebot: „Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.“
* In Wirklichkeit haben sich Menschen nach ihrem Ebenbild die Götter oder den einen Gott geschaffen: All das ist nur ein Blendwerk aus Menschenhand.
PS:
Absolut richtige Feststellung, denn ich habe Leute erlebt, die das mit dem Wille Gottes auch dann anbrachten, wenn durch ihr eigenes falsches Verhalten jemand gestorben ist. Und der Pfarrer hatte dann beim Begräbnis auch noch die Stirn zu sagen: Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; gelobt sei der Name des Herrn. Das ist pervers.Hans H. hat geschrieben:Das "Leben als Wunschkonzert" erkenne ich ausschließlich bei denen, die glauben, alles sei ohnehin von Gott vorbestimmt und deshalb würde jetzt aktuell die Impfung auch nichts bringen, bzw. nach einem Autounfall wegen grob fahrlässigem Verhalten sagen die, das war alles Gottes Wille. Bei solchen Ausreden, sich aus der Verantwortung zu ziehen, da kannst Du diesen Spruch mit dem Wunschkonzert anbringen, aber bestimmt nicht bei mir!
Ich denke, auch das wird der Mensch eines Tages schaffen – und Tim007 wird sich dann auf eine neue Verteidigungslinie zurückziehen. Die Geschichte des Christentums ist auch eine Geschichte des Zurückweichens vor den jeweiligen Erkenntnissen der Wissenschaft: Kann die Wissenschaft etwas nicht erklären, dann gilt weiter das Bibelwort; kann sie es, dann wird das betreffende Bibelwort, natürlich nach einer gewissen Schamfrist, die auch mehrere Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern kann, weggepackt und nie wieder erwähnt – oder mit den neuen Erkenntnissen in Einklang gebracht.Hans H. hat geschrieben:Ich denke, Du kennst nicht die Feinheiten, die da auf der Ebene des Zytoplasmas, der Mitochondrien und weiterer Kleinst-Komponenten im Nachbau der Zelle noch fehlen. Diese Teile, die bisher niemand in ihrer Mikro-Komplexizität nachbauen kann, muss man eben nach wie vor aus einer Pflanzenzelle nehmen, aber die Erbsubstanz im Zellkern kann man austauschen und die Keimung der neu konstruierten Pflanze funktioniert.