NackeDuDaDei hat geschrieben:Es sollte sich einigermaßen schnell mit Laborversuchen klären lassen, ob bei der Zweitimpfung überhaupt noch ein Thromboserisiko besteht, wenn man die Erstimpfung überlebt hat.
Nöö, nicht mit Laborversuchen! Das ist eine Autoimmunantwort gegen ein Eiweiß der Thrombozyten, das mit einem Eiweiß-Stück der Viren verwechselt wird. Die RNA-Sequenz für diesen Eiweißabschnitt ist dummerweise im Impfstoff auch enthalten und offensichtlich teilweise auch in anderen Impfstoffen. Bei anderen kommt das nämlich auch vor, nur seltener. Und da dieser Eiweißabschnitt beim Virus zu den Bereichen zählt, die sich bei Mutationen nicht so schnell ändern (weil sonst die Anheftung an die Zellen gestört würde), ist es eigentlich nun auch richtig, dass diese Sequenz bei der Festlegung der für die Impfung benötigten RNA-Abschnitte gewählt wurde.
Eine Frage ist also: Wer neigt dazu, eine Autoimmunantwort zu bekommen? Und eine andere Frage: Kann die Autoimmunantwort beim zweiten Mal ausgelöst werden, wenn sie beim ersten Mal noch nicht merkbar ausgelöst wurde? Letzteres ist möglich und auf jeden Fall individuell verschieden. Deshalb ist das nicht mit Laborversuchen, sondern nur mit Langzeiterfahrung zu klären. Bei der Penizillinallergie, die auch eine Autoimmunantwort ist, kann diese bei der zweiten oder auch zehnten Gabe zum ersten Mal auftreten. Da ist also nicht so einfach zu klären! Und dummerweise gibt es nicht nur ein Verklumpen der Thrombozyten, sondern auch ein Absterben. Wenn die Verklumpung in Mikro-Thromben passiert, die keine Thrombose verursachen folgt in ganz seltenen Fällen eine Weile später das Gegenteil, dass keine Thrombozyten mehr da sind und die Blutgerinnung gar nicht mehr funktioniert.
Das nächste Problem ist, dass es hunderte andere Auslöser für genau dieselben Erscheinungen gibt, darunter Schmerzmittel und einige andere Medikamente, die regelmäßig in Mengen genommen werden. Zufällig haben viele der Geimpften auch einen regelmäßigen Tablettenkonsum. Es sind so viele Faktoren, die hier zusammenkommen und daher ein schnelles Ergebnis unmöglich machen. Ob die Impfung es auslöst oder einen anderen Auslöser verstärkt, oder auch umgekehrt, alles ist noch möglich beim derzeitigen Wissensstand.
Da nun genau diese Thrombose in viel stärkerem Ausmaß vom Virus bei schwerem Covid-Verlauf ausgelöst wird und häufig die Todesursache der schweren Verläufe ist, sollte es eigentlich nicht überraschen, dass es ein Restrisiko für diese Wirkung auch bei den Impfstoffen gibt - und wie oben geschrieben: es kam bei allen vor, nur bei dem von AZ häufiger, als bei anderen, wobei aber eine statistische Signifikanzanalyse mit den bisherigen Daten scheitern würde. Das heißt: einen klaren Beweis für die Häufung gibt es nicht, weil die Abweichung von der Zufallsstreuung zu gering ist.
NackeDuDaDei hat geschrieben:Ich stehe, zumindest gedanklich, vor den Möglichkeiten: Zweitimpfung im geplanten 10-Wochen-Abstand mit AZ geben lassen (12 wäre dann aber immer noch besser). Oder kein AZ,
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Also wenn die Stiko in ihrer unendlichen Langsamkeit dann in einem Monat mal endlich endscheidet, was mit den Zweitimpfungen der U60 zu tun ist, ist man 4 Wochen über dem bestmöglichen Termin.
Da sollte man beachten, dass niemand weiß, ob die bisherigen Zeitabstände die besten sind. Jeder Hersteller hat in der Phase 3 einen Abstand zwischen Erst und Zweitimpfung gewählt, der ihm nach sehr begrenzten Vorerfahrungen plausibel erschien und mit diesem die Prüfungen durchgeführt. Für größer angelegte Vergleichsuntersuchungen mit unterschiedlichen Abständen war gar keine Zeit. So wie man die Phase 3 durchgeführt hat, wurde dann auch die Zulassung beantragt und gegeben.
Dass es bei AZ nicht der beste Abstand war, hat man ja auch erst nachträglich festgestellt und das dann geändert. Und so bin ich überzeugt, dass überhaupt noch niemand sagen kann, ob bei den anderen die angegebenen Abstände wirklich das Optimum sind. Außerdem ist es bei Immunantworten so, dass die Verstärkung auf jeden Fall so lange noch gut funktioniert, solange noch das "zelluläre Gedächtnis" bei den Immunzellen vorhanden ist.
Ich hätte für mich persönlich deshalb auch überhaupt keine Bedenken, wenn der Abstand um ein paar Wochen länger würde. Aber kürzer darf er nicht werden, denn da ist das Immunsystem noch am arbeiten von der ersten Impfung her. In diese Phase hinein darf man nicht kommen. Bei einer erheblichen Überschreitung bei einer anderen Impfung (aus besonderem Grund) hatte ich mal einen Spezialisten der Immunologie danach gefragt, ob die Impfung dann bei mir noch voll wirksam wäre. Der stellte die Gegenfrage, ob ich denn meine, dass meine Immun-Zellen diese Frist auf dem Beipackzettel gelesen hätten. So wie der sehe ich bei einer Verlängerung - natürlich in gewissen Grenzen - überhaupt kein Problem, während manche Ärzte so tun, als müsse es auf den Tag genau eingehalten werden.