Der Begriff der „Kindlichen Unschuld“ oder die des „angeborenen Schamgefühls“ sind Aussagen der konservativen bürgerlichen Moral, die eine starke Ablehnung der ungebundenen Sexualität zum Ausdruck bringen
Das stimmt überhaupt nicht. Darum geht es bei dem Begriff der "Kindlichen Unschuld" gar nicht. Die "kindliche Unschuld" hat auch noch gar nichts mit der Sexualität zu tun. Das Schamgefühl ist zwar angeboren, aber es kommt erst zum Ausdruck, wenn das Kind sein eigenes "Ich" entdeckt und auch anfängt, sich für seinen und den der anderen Körper zu interessieren. Aber auch dann kommt es auf die Erziehung an, ob die Nacktheit als etwas Normales und Unproblematisches betrachtet werden kann oder nicht. Es ist ja nicht so, daß das Schamgefühl grundsätzlich für alles gilt oder für gar nichts. Das ist alles Erziehungssache. Bestimmte Dinge und Handlungsweisen sind eben normal und erlaubt und manche andere nicht. UNd das ist ein weites Feld, wo die Erzieher die Grenzen ziehen.
Bei der kindlichen Unschuld geht es auch darum, daß die KInder ganz allgemein Gut und Böse, Falsch und Richtig noch nicht unterscheiden können. Beispiele sind, wenn Kinder Fragen stellen, die für das Kind völlig normal sind, aber den Erwachsenen peinlich, weil sie nicht wissen, was und wie sie darauf antworten sollen. Und dabei muß es noch lange nicht um die sexuellle Aufklärung gehen. Das können auch ganz andere Dinge sein.
z.B., als ich als 5jährige ganz "unbedarft" und selbstverständlich meiner Oma erzählt habe, daß wir auf einem PLatz sind, wo alle nackig sind. Meine Mutter wäre am liebsten im Erdboden versunken. Für meine Oma war das einfach unmöglich, sich das vorzustellen.
Meine Mutter bestrafte mich aber nicht dafür, sondern erklärte mir, daß die Oma das nicht versteht, weil es früher schon unmöglich war, daß Männer und Frauen überhaupt im Pappenheimer Bad miteinander schwimmen gingen. Sogar das war früher getrennt. Und was anderes kannte die Oma nicht. Das war für mich dann verständlich erklärt. Zu diesem Zeitpunkt war es zwar natürlich schon möglich, daß Männer und Frauen miteinander schwimmen gingen, aber meine Großeltern taten das nie. Ich kannte dieses alte SChwimmbad an der Altmühl nur, weil meine Tante oft mit mir hinging. Und von alten Bildern wußte ich, daß deren Tante auch mit meiner Mutter und ihren Schwestern dort waren, als sie noch Kinder waren. Aber meine Großeltern waren da nie dabei. Sie sagten immer, daß sie dafür keine Zeit hätten, aber das war sicher nicht der wahre Grund.