Aria hat geschrieben:Und wieder sind Polen und Ungarn dabei, wenn es darum geht, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Und die Argumente dafür werden, wie in der Türkei, religiös begründet.
Das hat mich interessiert und ich habe mal nachgeschaut was da passiert ist.
Nachträglich lieferte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nun doch eine Erklärung für den überraschenden Austritt: Das Abkommen werde von einer Gruppe von Menschen dazu benutzt, "um Homosexualität zu normalisieren". Dies sei ein Verstoß gegen die sozialen und familiären Werte der Türkei, begründete der Kommunikationsdirektor des Präsidentenpalastes, Fahrettin Altun, den Schritt.
Das ist natürlich ein Rückschritt, weil Homosexualität nun mal etwas Normales ist und wenn diese "sozialen und familiären Werte" einer Normalität entgegen stehen, dann sollten sich diese Werte ändern und nicht das, was nun mal nicht zu ändern ist.
Allerdings gibt es da noch mehr Länder, die an den Pranger gehören:
Man folge dabei dem Beispiel anderer Länder, heißt es in der Erklärung. "Sechs EU-Mitgliedsstaaten (Bulgarien, Ungarn, Tschechien, Lettland, Litauen und die Slowakei) haben die Konvention nicht ratifiziert.
Aha, da gilt also die Konvention ohnehin nicht und wenn jetzt jemand da austritt ist er der Böse?
Und in diesen Ländern gibt es eben auch Vorbehalte
Polen hat sogar bereits Schritte eingeleitet, um von der Konvention zurückzutreten, weil die Istanbul-Konvention ein Versuch der LGBT-Gemeinschaft (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transpersonen) ist, der gesamten Gesellschaft ihre Gender-Vorstellungen aufzuzwingen."
Was dann schon ein wenig unverständlich ist, weil es in der Konvention ja eigentlich um den Schutz der Frauen geht und häusliche Gewalt unter Strafe stellen soll. Weshalb deshalb gleich auch noch die üblichen Vorstellungen zu Ehe usw. geändert werden sollen, ist anscheinend ein wenig über das Ziel geschossen.
Und ehrlicherweise muss man auch sagen, dass so eine Konvention nützen muss:
Und das, obwohl nach den Zahlen der Organisation "Wir werden Frauenmorde stoppen" im vergangenen Jahr 300 Morde an Frauen registriert wurden. Zudem wurden 171 Todesfälle als "suspekt" eingestuft, darunter auch angebliche Selbstmorde.
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Doch in der Praxis, sagen Kritikerinnen und Kritiker, werden die Rechtsnormen der Istanbul-Konvention in der Türkei nicht angewandt. Daher konnte die Istanbul-Konvention bereits vor dem Austritt am Samstag Gewalt gegen Frauen nicht verhindern.
https://www.dw.com/de/istanbul-konventi ... a-56955759Wenn eine Konvention nichts nützt, dann ist es auch nicht sinnvoll ihr beizutreten.
Der gesellschaftliche Wandel ist hier also gar keiner, weil sich hier nichts gewandelt hat. Die Idee Gewalt gegen Frauen durch eine Verpflichtung der Staaten einzudämmen, ist offensichtlich gescheitert. Jedenfalls in der Türkei.
Und wie sieht es in Deutschland aus, wo die Konvention im Februar 2018 in Kraft getreten ist?
Wird da nur geredet oder folgen da die Taten?
Der menschenrechtliche Maßstab setzt weiter voraus, dass die Vorgaben aus Verträgen nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch in der Praxis umgesetzt sind. So wird zu überprüfen sein, ob die Rechtsprechung das umsetzt, was der Gesetzgeber mit der menschenrechtskonformen Reform des Sexualstrafrechts beabsichtigt hat – nicht einvernehmliche sexuelle Handlung unter Strafe zu stellen.
Konkrete Einzelschritte der Umsetzung, wie der bedarfsgerechte Ausbau des Unterstützungssystems, stehen unmittelbar an. Darüber hinaus ist es erforderlich, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass systematisch beobachtet und bewertet werden kann, wie die Konvention umgesetzt ist und wird. Das setzt voraus: eine an den Anforderungen der Konvention orientierte Datenerfassung, eine koordinierte Politik auf Bundes- und Landes ebene gegen Gewalt gegen Frauen sowie ein konsequentes unabhängiges Monitoring der Umsetzung.
Quelle:
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q= ... tI32_a3kxXSind nur 84 Seiten Text.
Letztendlich aber sehr interessant.
Denn auch Deutschland hat Vorbehalte gemacht und es ist festzustellen, dass die Sache nicht so einfach ist.
Fakt ist allerdings das etwas gemacht werden muss. Wenn jetzt die Ablehnung der Konvention aufgrund von Geschlechts- und Genderfragen passiert, dann hilft das den Frauen überhaupt nichts.