ostfriesenpaar hat geschrieben:Es gibt aber leider auch keine Langzeitstudie zur Unschädlichkeit von Sonnenschutzmitteln.

Doch, die gibt es zu jedem einzelnen der zugelassenen Inhaltsstoffe. Man sollte nicht immer solche Behauptungen in die Welt setzen, wenn man davon keine Ahnung hat!
Es gibt mineralische Inhaltsstoffe wie Zinkoxid und Titandioxid, deren Unschädlichkeit seit Jahrzehnten nachgewiesen ist, auch bei oraler Aufnahme (daher auch zur Weiß-Färbung in vielen Tabletten, Hüllen von Kapseln und Zahnpasta). Diese Stoffe bewirken einen rein physikalischen UV-Filter. Die zugelassene Höchstmenge von Titandioxid in Nanopartikeln wurde gerade erst dieses Jahr heraufgesetzt auf 25%, unter Anderem um damit in speziellen Zubereitungen für Allergiker die organischen Komponenten reduzieren zu können, die bei manchen Menschen zu Allergien führen. Allerdings hat man Sprays ausgenommen bei dieser Zulassung, weil bei denen die Nanopartikel in die Lunge gelangen könnten, und es ist zu wenig darüber bekannt, wie sie dann dort wirken könnten. Deshalb hat die Zulassung diese Ausnahme, weil man dazu nicht genug weiß. Es läuft also keineswegs so, wie hier im Thread zuvor mehrfach fantasiert wurde.
Die synthetisch-organischen Inhaltsstoffe, die in den meisten Mitteln enthalten sind, wurden ausgesprochen umfassend geprüft, bevor sie zugelassen wurden. Diese werden aufgrund ihres etwas komplizierteren Wirkmechanismus innerhalb der äußeren Hautzellen als chemische UV-Filter bezeichnet. Hinzu kommt, dass diese Mittel eine Wirkung als Radikal-Fänger in den oberen Hautzellen haben (das können die o.g. Stoffe nicht). Viele Stoffe in der Haut, auch ganz besonders die viel verwendeten Selbstbräuner, aber auch manche normale Stoffwechselprodukte und auch pflanzliche Stoffe bilden äußerst viele Radikale, sobald UV-Licht auf die Haut gelangt. Um die dadurch entstehende enorme Gefahr zu bannen, setzen einige Hersteller gezielt solche Stoffe zu, die eine besonders starke Wirkung als Radikalfänger aufweisen und damit Hautalterung und auch Hautkrebsgefahr zusätzlich zum direkten UV-Schutz noch in Bezug auf diese sekundären Wirkungen erheblich vermindern.
An erster Stelle in der Verbreitung steht dabei Butyl Methoxydibenzoylmethane (BMDBM) (z.B. in Nivea Sonnenschutzlotion und soweit ich weiß hat Beiersdorf noch das Patent darauf), das oft nur als Methoxy-dibenzoylmethan (BMD) zitiert wird. In der Literatur der Chemie-Gegner wird es nahezu immer mit ähnlich klingenden chemischen Begriffen verwechselt, die auch den Wort-Teil "dibenzoyl" enthalten und in verschiedener Art und Weise giftig sind. Aber da muss man schon aufpassen, von was genau die Rede ist. Es ist unbestritten, dass in manchen Fällen das BMDBM zu allergischen Reaktionen führt. Wer so auf diese Produkte reagiert, sollte sich genauestens informieren, was in seiner nächsten Sonnenmilch enthalten ist.
Ein anderer verbreiteter Inhaltsstoff ist Terephthalyden Dicampher Sulfonsäure (TDSA; das SA am Ende der Abk. steht für sulfonic acid). Auch das soll in einzelnen Fällen Allergien auslösen und das Potenzial dazu haben auch die nachfolgend genannten Stoffe, nur je neuer eine solche Substanz ist, desto weniger Berichte über Allergien liegen dann bisher vor.
Besonders stark wirksam als Radikalfänger wird die Kombination von Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate (DHHB) und Ethylhexyl Triazon (EHT) vom Entwickler dieser Stoffe angepriesen und von einigen Herstellern der Sonnenschutzmittel auch eingesetzt (soweit ich weiß, vorwiegend in hochpreisigen Produkten). Der Entwickler bzw. Hersteller macht nicht die Endprodukte, sondern vertreibt die Wirkstoffe im B2B-Geschäft an die Kosmetik- oder Pharmafirmen, die damit Produkte für den Endverbraucher herstellen.
Weitere verbreitete Wirkstoffe aus der Gruppe der chemischen UV-Filter und Radikalfänger, also alles Stoffe, die in die oberen Hautzellen eindringen und deshalb im Gegensatz zu den mineralischen Filtern auch nach dem Baden noch wirksam sind, haben Namen wie:
Octocrylen (OC), Ethylhexyl Salicylat (EHS), Benzophenon-3 (BP3), Ethylhexyl Methoxycinnamat (EHMC) und Phenylbenzimidazol (PBSA).
Das klingt jetzt erst einmal fürchterlich chemisch, aber die sind alle sehr umfassend geprüft worden, bevor sie für Sonnenschutzmittel zugelassen wurden. Die Zulassung besagt zusätzlich, in welchen Arten der Zubereitungen (Salbe, Lotion, Spray etc.) welche Höchstmengen erlaubt sind.
Wer jetzt auf solche chemischen Stoffe verzichten will und lieber Kombinationen von pflanzlichen Ölen und Zeolithen nehmen will, soll dies gern tun. Der Schutzfaktor ist auf jeden Fall deutlich niedriger, als bei den Mitteln mit den o.g. Stoffen, natürliche Öle erreichen in Tests nur Werte von LSF 2 bis 8, die Mittel sind nicht wasserfest, müssen also nach jedem Bad neu aufgetragen werden und sie haben auch nicht die Wirkung als Radikalfänger, also nicht den Zusatzschutz gegen Hautalterung und schädliche Mutationen in den Hautzellen.
Außerdem sind nicht alle pflanzlichen Öle allein deshalb schon unbedenklich für die Haut, weil sie pflanzlich sind. Ein Hersteller bahauptet, dass ein Produkt mit Karanja-Öl einen LSF-30 erreicht. Man weiß nun aber bei diesem Öl nichts über die in Verbindung mit Sonnenlicht möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen. Wie geschrieben bilden auch viele natürliche Substanzen Radikale in den Hautzellen, oder sie können fotochemische Reaktionen mit den Zelleigenen Substanzen eingehen. Deshalb muss auch so ein Produkt gnauso gut geprüft werden, wie die chemisch-synthetischen (zum Teil auch halbsynthetischen) Stoffe. Für eine offizielle Zulassung als UV-Filter, die zum Einsatz in Handelsprodukten in der EU notwendig ist, werden daher auch zu diesem Pflanzenöl aussagekräftige Studien verlangt.
Ich verwende jedenfalls nur die Mittel, von denen ich weiß, wie sie wirken und dass sie umfassend geprüft worden sind. Das kleine Restrisiko der allergischen Wirkung nehme ich in Kauf und würde bei so einer Wirkung eben unter genauer Beachtung der Inhaltsstoffe das Produkt wechseln (wir haben zwei solche Fälle in der nahen Verwandtschaft, bei denen ein mittel-preisiges Produkt mit BMDBM Allergien ausgelöst hat, und ein deutlich günstigeres Produkt gut vertragen wird).
In meiner Verwandtschaft rate ich jedenfalls aufgrund der derzeitigen Kenntnisse aus der Forschung davon ab, sich für den UV-Schutz ganz auf Pflanzenöle zu verlassen. Und damit meine ich jetzt nicht die Produkte "obskurer Quacksalber", die es leider auch gibt und die praktisch wirkungslos sind, sondern recht teure (teils sehr teure) Pflanzenprodukte aus dem Bio- und/oder Öko-Bereich.