Aktuelle Zeit: Mo 29. Sep 2025, 09:27

FKK-Freunde.info

Das deutsche FKK-Forum

Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Kurioses, Lustiges, Aufmunterndes was unsere Forengemeinschaft interessieren dürfte
Benutzeravatar
 
Beiträge: 5036
Registriert: 17.06.2006
Wohnort: Hessen
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » So 20. Mär 2016, 02:32

@kristofnrw: gut geschrieben (jedenfalls meiner Meinung nach), denn ich sehe auch ein gewisses Maß an Resignation in den Ausführungen von Eule. Ich meine auch, dass so ein Wandel der äußeren Bedingungen auch die inneren Einstellungen beeinflusst und diese wiederum in Gesprächen junger Leute untereinander auch durch Beeinflussung weitergegeben werden.

Auch der zunehmende Einfluss anderer Kulturen spielt eine Rolle in Bezug auf die inneren Einstellungen, die in den Cliquen junger Leute über gruppendynamische Einflüsse zu gegenseitigen Angleichungen führen. Dagegen mit Überzeugungsarbeit anzugehen, ist bestimmt möglich, insbesondere aber dann, wenn sich hier oder über fb genügend junge Leute finden, die unter ihresgleichen (auf Altersgruppe bezogen) offen darüber sprechen, wie schön FKK ist.

Allerdings, kristofnrw, das Wort Chimäre in Bezug auf die 50 Jahre Freizügigkeit halte ich an dieser Stelle für verfehlt. Denn das war keineswegs eine Einbildung oder Sinnestäuschung und auch nichts was man bildlich gesprochen mit dem mythologischen Mischwesen (direkte Wortbedeutung) in Verbindung bringen könnte. Nein, es war wirklich Realität und man konnte lange Zeit auch offen darüber sprechen!

Hier z.B. an einem Baggersee mit großen Sand- und Kiesflächen traf man in weiten Bereichen in den 1970ger bis Mitte 1990ger Jahren Familien mit Kindern, die allesamt nackt die Wochenenden verbrachten, wobei die Kinder weitläufig herumgetobt sind. Man konnte bei der Arbeit sagen, wenn man dort hin ging - später, schon in den 1990ger Jahren, gab es derart "verständnislose" (vorsichtig ausgedrückt) Äußerungen (ein Mal auch richtig Ärger im Betrieb, als nur die Frage gefallen war, ob oder ob nicht, weil der genannte Ort dafür bekannt war), dass man nicht mehr darüber sprach.

Heute begrenzt sich an dem genannten See der FKK-Betrieb auf eine kleine Wiese mit Eintritt (die es auch damals schon gab) und einen kleinen recht schwer zugänglichen Abschnitt mit Strand von 20-30 m Länge und 2 m Breite. Auf dem restlichen Gelände geht mit FKK nichts mehr, ohne dass es gleich lautstarken Ärger gibt.

 
Beiträge: 5813
Registriert: 08.07.2009
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » So 20. Mär 2016, 02:55

@ kristofnrw
Falls Du, Eule, ein Problem in den aktuellen Entwicklungen siehst, welchen Lösungsweg beschreibst Du mit Deiner Argumentation?
Für mich ist in der Tat nicht das offensichtliche Handeln eines Menschen wichtig, sondern seine innere Einstellung dazu. Wenn ich beim FKK-Vereinsschwimmen den Lärm höre, wenn jemand beim Schwimmen eine andere Person berührt, dann frage ich mich, mit welcher Einstellung schwimmen diese Menschen dort ohne Badebekleidung. Wenn ein 5-jähriges Kind beim FKK-Vereinsschwimmen mal seinen neuen Badeanzug vorführt, sonst immer ohne Badebekleidung schwimmt, und ich werde darauf angesprochen, dass dieses doch unpassend sei, dann frage ich mich, warum stört dieses einmalige Ereignis diese Menschen. Sind die nicht in der Lage zu sehen, dass dieses Kind sich in dieser Gruppe wohl fühlt und stolz seine neue Errungenschaft vorführt? Und wie kann ein 5-jähriges Kind mit Badeanzug erwachsene Menschen beim FKK-Schwimmen stören, zumal es vorher schon lange unbekleidet dort war?

Das offener über Sexualität reden hat die Ansicht über die Sexualität noch nicht entspannt. Das Nackt in die Sauna gehen, FKK am See zu praktizieren, hat noch nicht die innere Einstellung zur Nacktheit verändert. Hier im Forum reagieren ja auch einige User, ich muss hoffentlich keine Namen nennen, überaus hysterisch auf Bilder von unbekleideten Personen. Hier im Forum kann ich bei vielen Teilnehmern nicht nur eine große Unsicherheit zur Nacktheit erspüren. Bei diesen ist die Nackthedit oftmals noch eng mit Sexualität verbunden.

Was tue ich? Nun, in mein neues Buch, was kurz vor der Vollendung steht, greift diese Themen auch auf. Desweiteren bewege ich mich beim FKK-Schwimmen in der Sauna oder sonst wo genau so, wie ich dieses im bekleideten Zustand machen würde. Ich lebe somit meine Haltung vor und kann diese auch erläutern und verteidigen, so wie es geboten ist. Reicht dir dieses?

 
Beiträge: 5813
Registriert: 08.07.2009
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » So 20. Mär 2016, 03:18

@ Hans H.
Wir hier in Westdeutschland haben es leider nie verstanden, die FKK und das Textilbaden neben- und miteinander durchzuführen. In der DDR gab es durchaus diesen "Gemischtwarenhandel", wie ich diese Mischzone nenne. Auch muss ich feststellen, dass viele Wessis hierzu nicht bereit sind. Wir Wessis reden viel von Freiheit, können mit ihr jedoch nicht angemessen umgehen. Wir fordern Toleranz, aber bitte nur in unserem Sinne!

Äußeres Handeln, oder wie ich es nenne - formales Handeln, kann eine Veränderung der inneren Einstellung bewirken. Dieses aber nur sehr, sehr langsam. Und die Freiheit der 68-ger und der ihr folgende Nudismus war in der Tat nur eine Modewelle ohne stärkere Wirkung auf die innere Einstellung der handelnden Personen. Die Wiedervereinigung Deutschlands vermochte diesem Freiheitsstreben leider keinen Schub geben. Die Modewelle war schon abgeklungen.

Ich denke, wir können das Ziel nur erreichen über eine Erziehung zur Freiheit, zur Verantwortung. Denn wer keine Verantwortung übernimmt kann nicht frei leben.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5114
Registriert: 24.01.2012
Wohnort: München
Geschlecht: Weiblich ♀

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » So 20. Mär 2016, 18:19

Eule hat geschrieben:Aria, der Dissens zwischen uns besteht nur darin, dass für dich das formale Handeln als Beleg ausreicht und ich jedoch erst nach der inneren Einstellung, der Motivation frage und dann die Frage nach dem gesellschaftlichen Wandel stelle. Mir reicht das Offensichtliche nicht aus. Ich frage stets nach dem Warum so gehandelt wird.
Die innere Einstellung von Menschen zur Nacktheit ist uns nicht bekannt, wir können nur ihr Handeln und ihre Äußerungen dazu beurteilen. Ich dokumentiere diese und vergleiche sie ggf. mit Handlungen und Äußerungen der vergangenen Epochen. Das ist alles.

PS: Zum wiederholten Mal hast du, Eule, die Zitate durcheinander gebracht. Warum kontrollierst du vor dem Posten mit Hilfe des Vorschaus nicht, ob die Zitate richtig zugeordnet sind? Dein Verhalten ist nichts anderes als Missachtung der Leser bzw. des Gegenübers, daher werde ich dir, falls das wieder vorkommt, nicht mehr antworten.


kristofnrw hat geschrieben:Wenn man wie Eule den Wandel der inneren Einstellungen negiert, besteht in der eigenen inneren Einstellung auch keine Grundlage für Lösungsansätze, sondern nur die Schlussfolgerung: Ich stehe hier und kann nicht anders.
Die innere Einstellung zur Nacktheit hat sich in den letzte 100 Jahren mehrmals geändert: Von der Prüderie der Zeit vor dem I. Weltkrieg zur weitgehenden Toleranz der Nacktheit in den 1920er und teilweise 1930er Jahren. Anschließend gab es wieder prüdere Zeiten, die erst in den 60er Jahren von neuerlicher Toleranz (Stichwort: Blumenkinder) abgelöst wurden. Diese Phase des unbekümmerten Umgangs mit der Nacktheit ging ab Mitte der 80er dem Ende entgegen, so dass wir uns jetzt, 30 Jahre später, in einer Phase befinden, in der die reale Nacktheit verpönt ist bei Menschen, die in diesen letzten 30 Jahren aufgewachsen sind.

Diese jungen Leute unter 40 sind es, die die heutige öffentliche Meinung entscheidend beeinflussen – dies hat u.a. sehr gut eine Journalistin der Zeit beobachtet: Nacktheit - Das Paradies wird abgeschafft.


Hans H. hat geschrieben:Ich meine auch, dass so ein Wandel der äußeren Bedingungen auch die inneren Einstellungen beeinflusst und diese wiederum in Gesprächen junger Leute untereinander auch durch Beeinflussung weitergegeben werden.
Daran kann es keinen Zweifel geben – den gesellschaftlichen Wandel allein durch Mode erklären zu wollen, wie Eule es tut, wird der Sache nicht gerecht.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 566
Registriert: 21.05.2011
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » So 20. Mär 2016, 19:21

Eule hat geschrieben:Wenn ein 5-jähriges Kind beim FKK-Vereinsschwimmen mal seinen neuen Badeanzug vorführt, sonst immer ohne Badebekleidung schwimmt, und ich werde darauf angesprochen, dass dieses doch unpassend sei, dann frage ich mich, warum stört dieses einmalige Ereignis diese Menschen.
Na ja, Eule, überall lauert die Textilgefahr, und niemand weiß besser als Du, wie schnell eine neue "Mode" um sich greift und die Oberhand gewinnt.

 
Beiträge: 5813
Registriert: 08.07.2009
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » So 20. Mär 2016, 23:42

@ Aria
Die innere Einstellung von Menschen zur Nacktheit ist uns nicht bekannt, wir können nur ihr Handeln und ihre Äußerungen dazu beurteilen.
Ich kann die innere Einstellung der Menschen durch kleine Fragen und Bemerkungen herauskitzeln. Auch wenn es nur die Reaktion aus der Körpersprache ist, die viele nicht verstellen können.
Ich dokumentiere diese und vergleiche sie ggf. mit Handlungen und Äußerungen der vergangenen Epochen. Das ist alles.
Nein, du ziehst deine Schlüsse daraus. Und ich kritisiere nur diese deine Schlüsse oft als vorschnell oder als so nicht zutreffend.

@ kristofnrw
Eule hat geschrieben:
Wenn ein 5-jähriges Kind beim FKK-Vereinsschwimmen mal seinen neuen Badeanzug vorführt, sonst immer ohne Badebekleidung schwimmt, und ich werde darauf angesprochen, dass dieses doch unpassend sei, dann frage ich mich, warum stört dieses einmalige Ereignis diese Menschen.
Na ja, Eule, überall lauert die Textilgefahr, und niemand weiß besser als Du, wie schnell eine neue "Mode" um sich greift und die Oberhand gewinnt.
:o :shock: kristof, ich bitte dich!

Benutzeravatar
 
Beiträge: 566
Registriert: 21.05.2011
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » Mo 21. Mär 2016, 12:56

Wo wir beim Thema Moden sind und bisweilen auch nach dem "Warum" eines Wandels gefragt wird, möchte ich der Diskussion eine auf den ersten Blick "an den Haaren" herbeigezogen erscheinende Frage beisteuern: Ist in gewissen Fällen nicht ein Zusammenhang herstellbar zwischen zunehmend verpönter Nacktheit und der etwa ZEITGLEICH aufgekommenen Mode der Intimrasur, das heißt dem Einzug von Moden unterhalb der Gürtellinie?

Neue Moden führen bekanntlich zu Ungleichheit in dem Bereich, in den sie einziehen und den sie mit zuvor nicht vorhandenen Normen belegen. Angesichts des unter Jugendlichen stark ausgeprägten Gruppenzwangs wäre es doch vorstellbar, das ein junger Mensch sich - je nach Fall - aus folgenden nachvollziehbaren Gründen partout nicht nackt zeigen möchte:

- er ist trotz des Modediktats nicht rasiert: Das geht in gewissen Gruppen GAR nicht.
- er ist rasiert, hat aber - wie sicherlich zahlreiche Anfänger und Gelegenheitsrasierer - die Intimrasur vollkommen verhunzt (Rötungen, Pickel usw.)
- es ist ihm unangenehm, da eine Rasur die Genitalien noch mehr zur Schau stellt (was unter Umständen bereits vorhandene Komplexe verstärkt oder neue generiert)
- Intimrasur wird leichter mit Sexualität in Verbindung gebracht als die Nicht-Rasur
- die Intimrasur versetzt einen pubertierenden Menschen peinlicherweise optisch zurück in die kindliche Vorpubertät. Diese Zweideutigkeit schwindet mit zunehmenden Alter - und somit auch die Scheu davor, nackt gesehen zu werden.

Die von den aufgeführten Gründen betroffenen jungen Menschen (und in einem geringeren Maße auch ältere) werden in ihrer Gruppe wohl eher den Textilzwang durchsetzen - oder ganz einfach FKK-Veranstaltungen fernbleiben.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5114
Registriert: 24.01.2012
Wohnort: München
Geschlecht: Weiblich ♀

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mo 21. Mär 2016, 13:42

Eule hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Die innere Einstellung von Menschen zur Nacktheit ist uns nicht bekannt, wir können nur ihr Handeln und ihre Äußerungen dazu beurteilen.
Ich kann die innere Einstellung der Menschen durch kleine Fragen und Bemerkungen herauskitzeln.
Viel Spaß, Eule, beim Herauskitzeln der inneren Einstellung des deutschen Volkes „durch kleine Fragen und Bemerkungen“.


kristofnrw hat geschrieben:Ist in gewissen Fällen nicht ein Zusammenhang herstellbar zwischen zunehmend verpönter Nacktheit und der etwa ZEITGLEICH aufgekommenen Mode der Intimrasur, das heißt dem Einzug von Moden unterhalb der Gürtellinie?
Das könnte sein, aber in diesem Forum sind Erörterungen über die Intimrasur verboten. Da ich nicht möchte, dass dieser Thread deswegen gesperrt wird, gehe ich nicht weiter darauf ein, und bitte auch andere, nicht darauf einzugehen. Danke.

 
Beiträge: 5813
Registriert: 08.07.2009
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Di 22. Mär 2016, 04:53

@ Aria
Danke für deinen Spott. :D Nur vergesse es biite nicht, dass der größte Teil meiner beruflichen Arbeit darin lag, eben diese tatsächlichen Motive einzelner Personen oder von Personengruppen zu ermitteln.

@ kristofnrw
Ist in gewissen Fällen nicht ein Zusammenhang herstellbar zwischen zunehmend verpönter Nacktheit und der etwa ZEITGLEICH aufgekommenen Mode der Intimrasur, das heißt dem Einzug von Moden unterhalb der Gürtellinie?
Auf den ersten Blick hin scheint einem dieses einzuleuchten. Aber ich sehe da einen Widerspruch. Denn die Mode unter der Gürtellinie ist heute nicht mehr anrüchig.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 566
Registriert: 21.05.2011
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » So 27. Mär 2016, 19:10

@ Eule

Richtig. Haben sie sich erst einmal etabliert, sind Moden natürlich nicht mehr anrüchig!

Ganz losgelöst vom Tabuthema Intimrasur besteht eines der Merkmale des derzeitigen gesellschaftlichen Wandels darin, dass kulturelle Nuancen sich zusehends verfeinern – und der Widerspruch darin, dass dieser Wandel nicht nur eine kulturelle Bereicherung und scheinbar wachsende Toleranz zur Folge hat, sondern auch eine zusätzliche – fort- oder auch rückschrittliche – Normierung und Standardisierung.

Diese Normierung inspiriert die einen, modebewussten Menschen und hemmt die anderen, die der Mode nicht folgen wollen oder können.

Es ist nicht erkennbar, dass natürliche und von Normen befreite Nacktheit bald wieder als Befreiung an sich angesehen würde. Es freut mich persönlich immer wieder, von solchen Refugien der Natürlichkeit zu erfahren, die den gegenwärtigen Zwängen des Zeitgeistes noch weitgehend standhalten.

VorherigeNächste

Zurück zu Sonstiges

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Majestic-12 [Bot] und 9 Gäste