Eule hat geschrieben:Aria hat geschrieben:Und worauf stützt sich Dein Glaube? Glaubst Du mehr zu wissen als die Macher der Studie?
Eine Studie gibt immer eine Meinung wieder. Und ich erlaube es mir, nicht der Meinung
einer jeden Studie zu folgen, sondern eine eigene zu bilden.
Menschen haben Meinungen, doch eine Studie gibt keine Meinung wieder, sondern ist das Ergebnis einer möglich neutralen Untersuchung, deshalb kann man beides nicht miteinander vergleichen. Es ist schon erstaunlich, dass Du das offensichtlich nicht weißt.
Doch nun zu etwas Anderem: In der letzten Wochenendausgabe der Süddeutschen gibt es einen Artikel unter dem Titel
Fit und fertig, in dem es um die Anstrengungen geht, die manche Menschen betreiben, um im Sommer eine sogenannte Strandfigur präsentieren zu können: „Are you Beach Body Ready?“
Laut
Bunte gab in einer Umfrage
jede zweite Frau an, „ein Urlaub sei nur dann gelungen, wenn sie sich auch im Bikini wohlfühle.“ Daran wird schon im Winter gearbeitet, „denn abgerechnet wird am Strand.“ So werden in Fitnessstudios nicht nur Gewichte gestemmt, sondern auch im Alltag werden sie willige Sklaven einer App namens „Freeletics“, die mit dem Slogan „No Exuses“ die Hobby-Sportler zum Äußersten treibt. Natürlich dürfen auch Hungerkuren nicht fehlen: Für
ein Viertel der deutschen Frauen sind sie fester Bestandteil ihres Lebens. Und das obwohl die Chance, einen signifikanten Gewichtsverlust länger als 5 Jahre zu halten, lediglich bei 5 Prozent liegt.
Zudem ist nachgewiesen: „Nicht Superschlanke haben die höchste Lebenserwartung, sondern leicht übergewichtige Menschen“. Trotzdem werden in den USA „100 Milliarden Dollar für Diäten, aber nur 60 Milliarden für Bildung ausgegeben.“
Während früher am Anfang des Sommers bleiche Haut normal war, wird jetzt im Solarium vorgebräunt. Und es gilt: „Waxen statt Wachsen“ - dies natürlich auch für Männer. Die Bestrebungen, einen idealen, den griechischen Statuen ähnelnden Körper möglichst nahe zu kommen, sind beängstigend: Dem Körper soll man nicht ansehen, „dass er schwitzen, stinken und bluten kann. Und auch nicht, dass er Leben vorbringt. Kurz nach der Geburt posten Modell-Mütter gerne ein weichgezeichnetes Bild von sich und dem Baby, um dann sechs Wochen später mit flachem Bauch über irgendein Laufsteg zu staksen, als wäre nie etwas gewesen.“
Und Frauen, die das nachweislich nicht erreichen konnten, gelten als willensschwach, werden unterschwellig ausgegrenzt: Wer nicht dünn, trainiert und leistungsstark erscheine, hat sich halt gehen lassen, hat nicht an sich gearbeitet. Und der taugt vermutlich auch nicht viel im Beruf.
Leistungsgesellschaft bedeutet demnach nicht nur, man müsse gut im Beruf sein und dort Einsatz zeigen, nein, man muss das auch im Privatleben sein, sonst wird man von jenem, die sich dem Diktat dieser „Schönheit“ unterwerfen, abgehängt. Denn diejenigen, die es geschafft haben, wollen selbstverständlich keine „willensschwache Versager“ um sich haben, sondern nur solche, die sich ebenfalls in den Fitnessstudios gequält und Nachspeise um Nachspeise verkniffen haben. Gerade gestern habe ich 2 Frauen erlebt: Statt Nachtisch tranken sie Espresso – natürlich ohne Zucker.

Ist das die viel beschworene Lebensqualität, die man mit „gesunder“ Ernährung, Bewegung und sonstigen „gesunden" Verhaltensweisen angeblich erreichen kann?