von Zett » Mo 9. Okt 2017, 17:41
Aus der Broschüre:
"Bei einem hellen Hauttyp ist es dazu in unseren Breiten in den Sommermonaten ausreichend, wenn Gesicht und Arme etwa 5 bis 10 Minuten täglich in der Mittagszeit ohne Lichtschutz der Sonne ausgesetzt werden. Sonnenbrände sollten in jedem Fall vermieden werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empiehlt für Schwangere bei fehlender Vitamin-D-Eigensynthese eine Vitamin-D-Aufnahme von 20 μg (800 IU) täglich 29. Die mittlere Aufnahmemenge von Vitamin D über die Nahrung liegt jedoch nur bei 2 μg bis 4 μg täglich. Diese Zufuhrmenge reicht nicht aus, um bei geringer endogener Synthese von Vitamin D im Winter und im Sommer im Falle begrenzter Sonnenexposition die wünschenswerte Serumkonzentration an 25(OH)-Vitamin D von mindestens 50 nmol/L zu erreichen. Schwangere, die sich selten im Sonnenlicht aufhalten oder bei Sonnenexposition ihre Haut weitgehend bedecken bzw. Sonnencreme anwenden, und Frauen mit dunklem Hauttyp sollten ein Supplement mit Vitamin D verwenden, um die wünschenswerte Vitamin-D-Serumkonzentration zu erreichen."
a) schlecht, dass nicht zwischen 4 Hauttypen unterschieden wird (was eigentlich üblich ist), sondern nur zwei ("hell" und "dunkel" - was auch immer das konkret sein soll)
b) lobenswert, dass wenigstens erwähnt wird, dass die Zeitlänge (5-10 Minuten) in Verbindung gebracht wird mit der Tageszeit (Mittagszeit)
c) schlecht: die "Mittagszeit" wird nicht konkretisiert. Es wird also nicht darauf eingegangen, dass durch die Sommerzeit ca. 13 Uhr Sonnenhöchststand ist. Damit ist eine beliebige "Mittagszeit" von z.B. 11 Uhr bei weitem nicht eine Mittagszeit von 13 Uhr, sondern entspricht dem Sonnenstand von 15 Uhr und damit nur noch rund 85% der UV-Leistung.
d) "täglich" heißt wohl, wenn nicht tatsächlich täglich zur Mittagszeit, dann ist die angegebene Zeitspanne auch nicht ausreichend.
e) schlecht die völlig ungenügende Angabe "in den Sommermonaten". Während die 5-10 Minuten genau zur Mittagszeit zur Sommersonnenwende bei völlig wolkenlosem Himmel wohl die ausreichende Tagesmenge D erzeugt, ist dies in dem Sommermonat August schon lange nicht mehr der Fall, im darauf folgenden Spätsommer bis zum Herbstbeginn ohnehin nicht. Dazu steht die Sonne bereits viel zu tief. All das wird verschwiegen.
f) Verschwiegen wird, dass bei stärkerer Bewölkung nur noch weniger als ein Drittel der UV-Strahlung ankommt. Geht man davon aus, dass in Deutschland 365 Tage im Jahr der Mittag wolkenlos ist?
g) Als Schichtarbeiter habe ich ja tatsächlich die Möglichkeit, fast täglich genau oder zumindest nahe Mittagszeit ins Frei zu gehen. Geht man bei der Empfehlung "täglich zur Mittagszeit" davon aus, dass das jeder kann? Wie wäre es mit einer nicht nur rechnerisch ermittelten Empfehlung, sondern mit einer realistisch durchführbaren, z.B. für Menschen in Normalschicht? Nicht jeder hat Gelegenheit, Zeit und Lust, täglich genau zum Sonnenhöchststand auf Arbeit mit freien Armen 10 Minuten in der Sonne zu sein. Es muss also irgendwie mit zusätzlichem Sonnenaufenthalt ausgeglichen werden.
h) Bei "wünschenswerte Serum- konzentration an 25(OH)-Vitamin D von mindestens 50 nmol/L" fehlt die Empfehlung, dies einfach auch mal beim Arzt testen zu lassen. Dann würden wohl die meisten erschreckend feststellen, wie weit sie davon weg sind.
Also, man hat etwas geschrieben, damit man als schlau dasteht. Aber richtig durchdacht ist es eben nicht.
Übrigens Arzt: Auf unser Drängen wurde bei unserer Tochter Vitamin D getestet. Ergebnis: 9 µg/L = 22,5 nmol/L. Dies bedeutet selbst für den sehr geringen deutschen Mindestwert einen schwerwiegenden Mangel. Der Arzt hat den Wert kommentar- und folgenlos zur Kenntnis genommen.