von Eule » So 29. Dez 2019, 18:26
@ Aria
Für die protestantische Kirche kann ich nicht sprechen, da ich ihr nicht angehöre. Mir ist aber durchaus bekannt, dass es innerhalb der protestantischen Kirche große Abweichungen innerhalb der Betrachtung der Sexualität gibt. Bei der kath. Kirche ist die Sichtweise schon sehr problematisch, weil wir hier vom Vorliegen eines Schismas sprechen können, wenn dieses auch offiziell so nicht gesehen und gesagt wird. Es gibt die heute noch von der lehrenden Kirche verkündete Aussage, dass die Sexualität alleinig unter dem Gesichtspunkt der Schöpfung neuen Lebens gesehen werden dürfe (siehe Enzyklika Humanae vitae, 1968, Ziffer 8, 11 u.s.w.). Alles, was dem Entstehen eines neuen Lebens zugegen laufen würde oder eben nicht dienen, wird als sündhaft bezeichnet. Diese starre und nur biologisch ausgerichtete Lehrmeinung wird mit dem Zusatz aufgeweicht, dass man, wenn man es nicht anders könne, ja auf die unfruchtbaren Tage der Frau ausweichen könne. Dieser völlig veralteten Lehrmeinung der Amtskirche stehen die modernen Menschen gegenüber, die die Sexualität des Menschen eben nicht nur in der Reproduktion neuen Lebens sehen, ihr also eine viel weitere Bedeutung zumessen, welche auch von den entsprechenden Wissenschaften so gesehen werden.
Aus deinen Erzählungen ist es mir durchaus bekannt, dass du in deiner Kindheit und Jugend eine sehr strenge konservativ-dörfliche Moralerziehung erhalten hast, der noch mit religiösen Mahnungen ergänzt und verschärft wurde. Aus deinem Erleben und aus deiner Erfahrung heraus kommst du zu dem Schluss, dass die Kirchen diese konservative Haltung einheitlich verkünden. Dem ist jedoch nicht so.
Das Schisma innerhalb der kath. Kirche besteht zwischen zwischen einer verängstigten, konservativen Lehre und dem Leben der Menschen, die diese offizielle Lehre nicht mehr abdeckt und sogar ablehnt. Die Auffassung von Tim "Von einer geschlossenen Phalanx habe ich noch nichts gemerkt." ist daher zutreffend.
Mir ist es nicht bekannt geworden, dass die kath. Kirche als Lehrmeinung sich gegen die Nacktheit innerhalb der Familie bzw. insgesamt ausgesprochen hätte. Die Ablehnung der Nacktheit ist eine bürgerliche Moralvorstellung, die sich in keinem Fall religiös belegen oder begründen lässt.
Wer natürlich die Nacktheit als solches mit der Sexualität verbindet, der bindet etwas zusammen, was nicht zusammen gehört und versucht ein ablehnendes Argument durch eine unzulässige Verbindung zu verstärken.