Stimmt.HTJ hat geschrieben:Warum baden Menschen gern nackt? Weil es etwas natürliches ist? Ja, Nacktheit ist etwas natürliches. Aber wie viel Dinge, die natürlich sind, macht der Mensch nicht, weil sie unpraktisch oder unbequem sind. Ja, Nacktheit ist etwas natürliches. Aber als Erklärung, warum man gern nackt badet, ist das unbrauchbar.
Ja, das ist ein Widerspruch. Aber man muss sich entscheiden zwischen möglichst großer Publizität, die durch sehr viele Teilnehmer zustande kommt, und dem ökologischem Nachteil. Hier greift das gleiche Prinzip: Auch gute Produkte verkaufen sich nur selten durch sie selbst, man muss für sie werben.HTJ hat geschrieben:Warum fliegt jemand mit dem Flugzeug nach London, um dort am WNBR teilzunehmen? Um damit für die ökologischen Vorteile des Fahrradfahrens zu werben? Man sieht hier schon den Widerspruch an sich.
Junge Frauen lassen sich nicht nur aus sozialer Not fotografieren, sondern vielen aus unterschiedlichen Gründen. Ein Grund ist: Frau ist nicht ewig jung und/oder schön, also wird dieser Zustand gern auf Fotos konserviert. Jung und/oder schön ist auch ein „Verkaufsargument“ auf dem Heiratsmarkt – die Kosmetikindustrie lebt davon, dass Frauen diesen Zustand gern verlängern wollen. Das hat nichts mit der heutigen Zeit zu tun: Schmuck gab es schon bei Neandertalern und Kosmetika nachweislich schon vor 4000 Jahren im alten Ägypten und danach bis heute immer.HTJ hat geschrieben:Warum lassen sich, vor allem Frauen, gern nackt fotografieren. Haben wir in Deutschland so eine große soziale Not, daß diese die paar Euros, die es eventuell dafür gibt, unbedingt brauchen? Wohl kaum.
Stimmt, aber viele Menschen, die sonst Hemmungen haben, sich vor anderen auszuziehen, sehen darin eine Möglichkeit, diese Hemmungen zumindest einmal zusammen mit anderen zu überwinden. Fast alle FKK-ler haben Hemmungen, nackt vor Angezogenen zu sein, aber sind alle nackt, dann gibt es diese Hemmungen nicht.HTJ hat geschrieben:Warum lassen sich tausende Menschen von Spencer Tunick nackt ablichten? Sind diese Menschen alle so stark an Kunst interessiert? Bestimmt nicht.
Hier gilt das gleiche: Gemeinsamkeit macht stark und hilft Hemmungen zu überwinden.HTJ hat geschrieben:Warum waren vor ein paar Monaten einige nackt im Theater. Sind das alle so begeisterte Theatergänger? Wohl kaum.
Kinder müssen vor allem lernen, sich in ihrer Kultur sicher zu bewegen. Und unsere Kultur schreibt vor: In der Öffentlichkeit ist man angezogen, zumindest die Geschlechtsteile sind zu bedecken.HTJ hat geschrieben:"Aus entwicklungspsychologischer Sicht wird die im frühen Kindesalter zu beachtende Zeigelust wertfrei beschrieben. Sie könne auf eine gewisse exibitionistische Grundveranlagung des Menschen schließen lassen und wurde vom Sexualforscher Ernest Bornemann als kindliche Form des Exhibitionismus bezeichnet."
Wenn aber Kinder eine Zeigelust haben, wieso sollte diese dann wieder verschwinden. Lernen nicht Kinder durch spielen für ihr späteres Leben.
Nein, das ist kein Widerspruch. Männer sind am Körper behaart, sobald sie in Klimazonen leben, die nicht tropisch sind. Und in der Tat weisen autochthone in den Tropen lebende Afrikaner, Südamerikaner, Indonesier und Südseebewohner kaum Köperbehaarung auf, selbst Bartwuchs ist bei ihnen kaum vorhanden: Weil sie diese Behaarung seit langem nicht gebraucht haben bzw. brauchen.HTJ hat geschrieben:Ich denke nämlich, daß der Verlust des Fells überhaupt nichts mit besseren Schwitzen zu tun hat. Denn wieso sind Männer stärker behaart, obwohl diese ja auf die Jagt gingen? Wieso haben Kinder, außer auf dem Kopf, keine Haare. Erst später, wenn die jungen Männer auf die Jagt gehen sollen, bekommen sie Haare am Körper. Das ist ja schon ein Widerspruch an sich.
Männer, die weiter nördlich oder südlich der Tropen leben, brauchten aber diese, weil sie auf der Jagd öfters unter freien Himmel übernachten mussten. Sie brauchten auch Kleidung, was zusammen mit der Körperbehaarung für ein isolierendes Luftpolster sorgte. Frauen dagegen brauchten das weniger, weil sie am Abend immer in ihre Zelte zurückkehrten.
Stimmt in weiten Teilen.HTJ hat geschrieben:… die Fortpflanzungsstrategie des Menschen bedingte es, daß das Männchen einen freien Blick auf die Haut des Weibchens hatte. Nur eine makellose Haut versprach Gesundheit und Fruchtbarkeit. Nun macht es aber keinen Sinn, wenn der eigentlich freie Blick auf die Haut durch Kleidung versperrt wird. Also wäre es doch logisch, wenn Menschen gerne ihren Körper zeigen, und in gewissen Sinn damit für sich werben. Es ist wie ein Unternehmen in der Wirtschaft. Wer nicht wirbt für sich, verkauft auch nichts.
Nein, er trennt sie nicht, deshalb war es nötig, auch dann Kleidung zu tragen, wenn es warm genug war, sie nicht anzuziehen. Durch die Kleidung wird der Blick auf den nackten Körper verhindert, was dem sexuellen Wesen Mensch Gedankenfreiheit beschert: Er kann sich, ungestört von sexuellen Gedanken, auf andere Aufgaben konzentrieren. Es ist daher kein Zufall, dass in gemäßigten Zonen lebende Menschen sich technologisch weiter entwickelten als die in den Tropen.HTJ hat geschrieben:Es hat sich in der Evolution als vorteilhaft erwiesen, verschiedene Dinge zu trennen. So wie der Mensch (normalerweise) Sexualität und Fortpflanzung gedanklich trennt, so trennt er auch diese "Zeigelust" von der Sexualität.
Diese sexuelle Abweichung haben ganz wenige Menschen, darüber zu sprechen ist deswegen müßig.HTJ hat geschrieben:Exhibitionisten können meiner Meinung nach diese beiden Aspekte nicht voneinander trennen. Exhibitionisten zeigen sich, um sich sexuell zu erregen.
Einfach ein schönes Gefühl? Das ist eine Argumentation vom Typ Campingliesel in Bezug auf Sex in der Öffentlichkeit: Er gehöre sich einfach nicht. Und auf die Frage, warum sich das nicht gehöre, weiß sie keine Antwort.HTJ hat geschrieben:FKKler zeigen sich nackt. weil es ganz einfach ein schönes Gefühl ist.
Ein tiefer Ausschnitt oder ein kurzer Rock wird nur in unserer Kultur nicht als Exhibitionismus gehalten – und das mit dem kurzen Rock erst seit 50 Jahren, davor war der Vorwurf auch in unserer Kultur: Exhibitionismus.HTJ hat geschrieben:Das nackt sein beim FKK ist nichts anderes, als wenn eine Frau gern einen tiefen Ausschnitt zeigt oder einen kurzen Rock an hat. Da man dieses "sich zeigen" eben nicht als Exhibitionismus bezeichnen kann, möchte ich dies gern als "natürliche Zeigelust" bezeichnen.
Schamgefühl ist angeboren, der Grund, wofür man sich schämt, aber anerzogen. In unserer Kultur hat man sich der Nacktheit in der Öffentlichkeit zu schämen, und in anderen Kulturen ev. für was anderes. Mittlerweile ist es schwer noch Völker zu finden, bei denen man sich für die Nacktheit nicht schämt, aber es gab solche Völker – bevor die Missionare aus Europa sie überzeugten, dass sich das nicht gehört. Ich habe in diesem Forum schon auf die Schriften Malinowskis hingewiesen, der I. Weltkriegsbedingt in der Südsee verbrachte und einiges erlebte, was die damaligen Zeitgenossen in Europa und anderswo schockierte.HTJ hat geschrieben:Es ist interessant, daß wir am Anfang dieses Threads irgenwie auf das Schamgefühl gekommen sind. Meiner Meinung nach ist das Schamgefühl eine Art Schutzfunktion, um bei der Sexualität nicht "unter die Räder zu kommen."
Aus diesem Grund besteht die Köpermasse von Männern und Frauen aus verschiedenen Fettanteilen: Männern haben mehr Muskeln und weniger Fett, Frauen weniger Muskeln und mehr Fett. Beides ist evolutionsbedingt, denn bei der unsicheren Ernährung in der Steinzeit, bedeutete mehr Fett bei Frauen einen Überlebensvorteil nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Kinder. Es sind die Frauen, die für den Erhalt eines Volkes – und ihrer Kultur! – sorgen. Die Männer waren in diesem Punkt weniger wichtig, weil sie jagd- und kriegsbedingt in der Regel nicht lange lebten. Das ist auch einer der Gründe, warum Männer schon mit ca. 17 Jahren den größten Level ihrer sexuellen Potenz erreichen – weil sie erst anfingen, auf die Jagd zu gehen, und nur wer davor schon Kinder zeugte, konnte sich in größerer Zahl fortpflanzen.HTJ hat geschrieben:Ich vergleiche das mal mit der Frage des Körpergewichtes. Beide Extreme sind eigentlich sinnvoll. In einer Zeit, in der die Menschen nicht täglich genug zu essen hatten, war es wichtig, ein paar Reserven in Form von Fettzellen einzulagern. Andererseits ist es von Nachteil, zu viel Körpermasse mit sich rumzuschleppen.
Absolut richtige Feststellung.HTJ hat geschrieben:Die Kunst ist nun, genau die sinnvolle Mitte zwischen beiden Extremen zu finden. So machen auch Schöheitsideale Sinn. In Zeiten von Nahrungsmittelknappheit sind mollige Figuren in, dagegen in Zeiten von Nahrungmittelüberschuß schlanke Figuren.
Deiner Erklärung widerspricht die Tatsache, dass sich FKK-ler durch die Anwesenheit der Angezogenen schon immer gestört fühlten und fühlen: Dies ist von Anfang an eine Konstante, obwohl sich die Schönheitsideale während der 120 Jahre der FKK mehrmals änderten.HTJ hat geschrieben:Genau so ist es mit der Balance zwischen natürlicher Zeigelust und Schamgefühl. Auch hier muß der Mensch eine Balance zwischen natürlicher Zeigelust und Schamgefühl finden. Und das ist stark abhängig (wie die Frage der Nahrungsmittelversorgung beim Körpergewicht) vom Zustand der Gesellschaft, was also gerade die soziale Norm ist. Das würde eben auch die Frage erklären, warum (auch hier im Forum) viele gern nackt sind, aber sich durch Textile am FKK-strand gestört fühlen. Hier ist eben die Balance zwischen natürlicher Zeigelust und Schamgefühl gestört.
Mit anderen Worten: In diesem Punkt müsste sich die Kultur ändern, d.h. die Nacktheit nicht mehr als etwas Sexuelles zu sehen. Weil aber der Sex in der Öffentlichkeit in unserer Kultur als nicht tragbar bezeichnet wird, ist auch die Nacktheit davon betroffen – es sei denn, die Geschlechtsteile, also das eigentlich Sexuelle an der Nacktheit, sind verhüllt.