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Reise-Bilderraten-2: Fortsetzung

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Re: Reise-Bilderraten-2: Fortsetzung

Beitrag von Kartunger » Mi 7. Okt 2015, 16:28

Das erste Foto könnte der Kernenturm sein, die Höhenangabe passt auf das Inselbad, den zweiten Turm (Kirchturm?) habe ich nicht gefunden.

https://www.google.de/maps/place/Kernen ... 10!6m1!1e1

 
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Re: Reise-Bilderraten-2: Fortsetzung

Beitrag von norbert » Mi 7. Okt 2015, 16:58

Bild 2 zeigt sicherlich eine Schule mit Uhr und Glockenturm. Das ist bestimmt keine Kirche.

 
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Re: Reise-Bilderraten-2: Fortsetzung

Beitrag von norbert » Mi 7. Okt 2015, 17:04


 
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Re: Reise-Bilderraten-2: Fortsetzung

Beitrag von Kartunger » Mi 7. Okt 2015, 18:03

Ich habe nach Rathaustürmen, Klostertürmen etc. gesucht - nichts gefunden.

Gruß
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Re: Reise-Bilderraten-2: Fortsetzung

Beitrag von Calcit » Do 8. Okt 2015, 00:30

Mein aufrichtiges Mitgefühl geht an "Kartunger", man fängt sich Schlapphüte ein wie Schnupfen, aber den übersteht man ja auch. Bevor es mit dem nächsten Rätsel weitergeht will ich noch meinen Abschluß zu diesem schreiben und noch einige Bilder liefern.

 
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Re: Reise-Bilderraten-2: Fortsetzung

Beitrag von Kartunger » Do 8. Okt 2015, 08:21

Danke Calcit, jetzt habe ich ein echtes Problem - ich muss erst mal Fotos suchen

Gruß
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Re: Reise-Bilderraten-2: Fortsetzung

Beitrag von Hans H. » Fr 9. Okt 2015, 23:47

Interessant! Aber ich bin auch überrascht:
Calcit hat geschrieben:Bei den bisherigen Kommentaren ist schon Richtiges dabei gewesen, z.B. das Wort "küstennah". Das über 100 Jahre alte Gemäuer von Bild 1 steht auf Sandstein des Untersten Jura, recht dicht über der dort nicht aufgeschlossenen Trias/Jura-Grenze.

Küstennah hatte ich wörtlich genommen, wie man an meinen geschriebenen Überlegungen zu Kanälen, Schleusen und der Höhenangabe erkennen kann. Aber, wie man sieht: obwohl ich nun schon manche der Rätsel von Calcit verfolgt hatte, bin ich wieder auf seine geschickt verschlüsselte Ausdrucksweise voll hereingefallen.

Ich habe deshalb eben noch einmal nachgesehen, wo das oben eingefügte Zitat stand: Bei genauem Lesen hätte man gleich verstehen können, wie er es gemeint hat!

Nun geht mein Glückwunsch an Kartunger, der sich nicht wie ich hat auf´s Glatteis führen lassen.

 
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Re: Reise-Bilderraten-2: Fortsetzung

Beitrag von Calcit » Mi 14. Okt 2015, 04:17

Das Beste von Stuttgart hat sogar eine Aufschrift, wer lesen kann, kann jetzt nicht mehr behaupten, er kenne die Bezeichnung nicht:

Bild
Bild 6

Man erkennt gleich die Ziegel wieder anhand des charakteristischen Musters von hellen Ziegelrillen und dunklen Fugen, so wie es schon auf Bild 4, dem mit der Höhenmarke von 222.76m NN, zu sehen war. Die Höhenmarke vor der Eintrittskasse ist gleich links um die Gebäudekante ca. einen halben Meter über dem Boden:
N48.77864, E09.24635 Photostandort für Bild 4 nach Google Maps

Der Wasserspiegel des 25m-Beckens liegt damit recht gut auf 222m NN. Dieses Ziegelmuster ist aber nicht das einzige Anzeichen dafür, daß das 1927-1929 auf einer künstlichen Neckarinsel gebaute Inselbad unter Denkmalschutz steht, siehe:
http://www.stuttgart-stadtgeschichte.ne ... ttgart.pdf

Beim Betrachten des Satellitenbildes erkennt man um das interessierende Schwimmbecken einen grauen Bodenbelag, gut abgegrenzt von der außen angrenzenden rotbraunen Färbung. Das ist dem Denkmalschutz zuliebe eine Erinnerung an das ursprüngliche 33.33m*18.00m große Becken, das wegen Wasserverlust durch Leckstellen vor einigen Jahren durch das jetzige 25m*13m Edelstahlbecken ersetzt wurde. Bei der Gelegenheit wurde auch das ehemalige Behindertenbecken gleich NW des Sanitärbaus beseitigt, seine Lage ist ebenfalls als grauer Bodenbelag für die Erinnerung konserviert. Die große nach NW anschließende Wiese wurde in der Zeit auch geschaffen zur Entlastung des bis dahin recht kleinen Liegebereiches. Bei der Beliebtheit des FKK-Teils des Inselbades war das schon lange fällig. Die Besucherzahlen haben dort im Gegensatz zu Hallenbädern in den letzten zwei Jahrzehnten nicht abgenommen, es ist also nicht so, daß die Nackten überall am Aussterben sind, was dort zu einem kleinen Teil (<1%) vor allem tüchtigen Bademeistern zu verdanken ist.

Gemessen habe ich mit GPS-Gerät die Position der Beckenmitte als Mittelwert der Positionen der vier Ecken des alten Beckens, diese historischen Messungen haben verschärfte Genauigkeit durch Mittelwertbildung etlicher Mittelpunktsbestimmungen, historisch deshalb, weil heutzutage wohl die Spannerpanik ausbrechen würde wenn jemand ein verdächtiges Gerät zückt, selbst wenn man mit dem nicht einmal telefonieren, geschweige denn photographieren kann. Also ausnahmsweise mit Zentimetergenauigkeit, da die Fragestellung um Feststellen systematischer Fehler durch unterschiedliche ortsabhängige Himmelsabschirmung ging, und so ein Schwimmbecken ist nun mal eine reizvolle zweidimensionale Wasserwaage um zusätzlich Höhenfehlern bei den Meßwerten auf den Zahn zu fühlen:
N48.7791553, E09.2463660 Zentrum des früheren Schwimmbeckens

Diese Position sei jetzt verglichen mit "Kartunger"s Vorschlag von:
N48.779338, E09.246050
Diese Position hat einen Abstand von 30.9m bis zur von mir gemessenen Beckenmitte, siehe:
http://geographiclib.sourceforge.net/cg ... ion=Submit

Das Schlapphutgewinnkriterium eines maximalen Abstands von 50m zum nacktüblichen Gewässer ist also demnach voll erfüllt und so hat er die Strafe verdient, für das folgende Bilderrätsel Bilder heraussuchen zu müssen.

Das auf dem Satellitenbild erkennbare und am Rand der FKK-Zone in NW-SE-Richtung sich hinziehende und die schwimmbadbesuchenden Textilträger vor Erblindung schützende 2-stöckige Bauwerk ist auf dem nächsten Photo sichtbar:

Bild
Bild 7
N48.77909, E09.24776 Photostandort nach Google Maps

Der mysteriöse Turm in der Nähe sieht auf dem nächsten Photo weder englisch noch kirchtürmisch aus:

Bild
Bild 8
N48.77719, E09.24832 Turmspitze der Linden-Realschule nach Google Maps

Photostandort des vorigen Bildes war von der Brücke aus etwa der, an dem die Bilder von der Schleuse entstanden:
N48.77704, E09.24522 Photostandort nach Google Maps für Bild 3 und Bild 5
N48.77696, E09.24532 Bild 3 Unteres Schleusentor nach Google Maps
N48.77619, E09.24648 Bild 5 Unteres Schleusentor nach Google Maps
Das derzeitige Satellitenbild ist ganz aktuell, es zeigt die für Reparaturen ausgepumpte Schleusenkammer. Unterhalb des auf meinem Photo, aber nicht auf dem Satellitenbild, beidseitig trockengelegten unteren Schleusentors muß es noch ein, allerdings nicht sichtbares, Schleusentor geben, vermutlich unter der Brücke.

Zu der 110m langen und 12m breiten Schleuse gibt es eine Flugzeugaufnahme, die auch den Textilteil des Inselbades zeigt, wie auch weitere Informationen, wie z.B. die geplante Verlängerung der Schleusenkammer und auch die Wasserspiegelhöhe im flußaufwärts gelegenen Bereich mit 222.78m NN, gerade 2cm höher als die abgebildete Höhenmarke von Bild 5:
http://www.anh.wsv.de/projekte/schleuse ... index.html

Manchmal verbrauchen die Schleusen nicht alles Wasser, der Überschuß wird dann von einem 1500KW-Wasserkraftwerk genutzt bei einer Fallhöhe von 3.65m, in diesem wasserarmen Sommer sah der Abfluß allerdings oft voll stagnierend aus. Über dem Seitenkanal für dieses Wasser ist Bild 7 entstanden, das mit dem Blick auf den FKK-Teil, siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... rer_Neckar Nr. 23 für Staustufe Untertürkheim

Die Bilder 1 bis 8 wurden für diesen Thread einen Tag vorher, also 20150923, aufgenommen.

Nun zum Gemäuer von Bild 1, dem 1896 auf einer Höhe von 513m NN gebauten Kernenturm, gezeigt ist jetzt nicht nur seine in diesem Bild links oben befindliche SW-Ecke, sondern der Turm in seiner ganzen 27m hohen Pracht:

Bild
Bild 9
Nähere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernenturm

Das ist ein weiterer meiner GPS-Spielplätze, oben auf dem zylindrischen Aufbau blickt man nicht mehr wie auf Bild 1 ins Grünzeug, sondern hat von solchem ungestört freien Kontakt zum Himmel und kann sich sogar mit einem Nichtprofigerät von systematischen Positionsfehlern durch die mit Sonnenstand und Sonneneruptionen sich ändernde Ionosphäre überzeugen. Auch hier ist die Genauigkeit verschärft durch Mittelung vieler 36-Minuten Messungen über der nordöstlichen der beiden Vermessungsmarken auf der Brüstung des zylindrischen Turmaufbaus:
N48.7825367, E09.3111447 NE-Vermessungspunkt auf Kernenturm, vgl. Schwimmbeckenmitte, s.o.:
N48.7791553, E09.2463660 Zentrum des früheren Schwimmbeckens
Das kommt also gut hin mit der Angabe in meinem ersten Beitrag, daß das Schwimmbecken etwa geradeaus hinter der auf der Südseite des Turms gelegenen Türöffnungskante des Wendeltreppenaufgangs liegt. Die Entfernung auf der Geoidoberfläche von der Vermessungsmarke auf dem Turm bis zur Schwimmbeckenmitte ist somit 4775.6m bzw. 4775.562m:
http://geographiclib.sourceforge.net/cg ... ion=Submit
Da taucht natürlich gleich die Frage auf, wie groß der Fehler dadurch ist, daß die beiden Punkte nicht auf dem Meeresspiegel liegen. Zur Abschätzung sei in der Rechenformel der Äquatorradius um die mittlere Höhenlage beider Punkte, also (500+222)/2m = 361m aufgeplustert von 6378137m zu 6378498m. Damit ergibt sich eine Horizontalentfernung von 4775.8m bzw. 4775.832m, der Abstandsfehler durch die Höhenlage ist mit 27cm für Durchschnittsinteressenten nicht so aufregend.

Bei der Positionsangabe des Kernenturmes gibt es noch etwas Kurioses und Antiautoritäres zu berichten. Man soll nicht meinen, daß man Webseitenerstellern mit Spezialkenntnissen über den vom Schwäbischen Albverein erbauten und bis jetzt unterhaltenen Kernenturm vertrauen kann wenn sie versuchen, eine allen verständlich sein sollende Positionsangabe zu liefern:
Schwäbischer Albverein hat geschrieben: Kernenturm über Stetten/Remstal, Rems-Murr-Kreis
Daten und Fakten
Höhe über NN: 513 m
Höhe des Turms: 27 m
Lage:
... UTM Koordinaten: 22,8E ; 03,3N
GPS Koordinaten: 48.782581, 9.312297 ...
http://tuerme-wanderheime.albverein.net ... urr-kreis/
Oh Graus, was für ein Legastheniker hat sich da an UTM-Koordinaten versucht. Das Grauen hat kein Ende, die angegebenen geographischen Koordinaten liegen an einer Stelle im Wald, aber das sind nicht die Koordinaten des nach meinen Messungen 84.8m entfernten Kernenturms, soviel zur angeblichen Dezimetergenauigkeit. Sogar das Satellitenbild von Google Maps stimmt trotz der etwas reliefreichen Landschaft mit meiner Position überein. Der Murks liegt nicht daran, daß jemand bei vielleicht erfolgter GPS-Benutzung versehentlich das althergebrachte Potsdam-Datum statt WGS84 eingestellt hatte, rätselhaft. Immerhin gibt es dort ein Photo vom Turm, das so schön ist wie meines.

Nun zur in diesem zweiten Bilderrätselthread eher geduldeten Geologie:
Gleich am Anfang bei meinem ersten Beitrag kam der massive geologische Hinweis, daß das trotz Grünzeug aussichtsverdächtige Gemäuer (der Kernenturm, wie inzwischen geklärt ist) direkt über der Trias-Jura-Grenze steht. Einen Aussichtspunkt erwartet man nicht unten im Tal, sondern auf einer Anhöhe und das läßt an die Möglichkeit eines Zeugenbergs oder outlier denken, siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zeugenberg
https://en.wikipedia.org/wiki/Inliers_a ... geology%29

Die Trias/Jura-Grenze gibt es u.a. in Südengland, wobei die Möglichkeit, daß die Badestelle dort ist, wegen des Schuldachturms bald verworfen wurde. Die Höhenangabe bei der Markierung auf den Ziegelsteinen und das erste Bild vom Schleusentor gaben dieser Hypothese den Rest. Das zweite Bild von der gesamten Schleuse legte einen nicht allzu kleinen schiffbaren Fluß nahe, und da blieb nicht mehr viel übrig als süddeutsches Schichtstufenland und das Rätsel war gelöst.

Auf der kostenlos über das Internet erhältlichen geologischen Karte 1:200000 erkennt man die geologische Struktur des Kernen als Zeugenberg:

Bild
Bild 10
http://geoviewer.bgr.de/mapapps/resourc ... k200%2F%3F
Quelle: Publisher for the Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
http://www.bgr.bund.de/EN/Allgemeines/W ... de_en.html

Die blau eingetragenen Schichten des Unteren Jura, "ju1", auf deren feinkörnigem gelblichen Sandstein der Kernenturm steht, sind nördlich der Kartenmitte als kleiner Erosionsrest und damit auf einen Blick als Zeugenberg zu erkennen. Darunter liegt der rosa dargestellte obere Keuper, "ko", als jüngste und in dieser Gegend bereits marine Schicht der obersten Trias. Zur Erinnerung: In Zentraleuropa ist die Dreiteilung, deshalb Trias, ausgeprägt mit Buntsandstein als Ältestem, gefolgt von Muschelkalk und darüber Keuper. Es folgt auf der Karte nach unten braun und mit diagonalen Linien die oberste Abteilung des mittleren Keupers, "km", in der Ausbildungsform des wegen Rutschhangbildung berüchtigten Knollenmergel, also "kmK". Unter diesem liegt der leicht olivstichig dargestellte Stubensandstein, "kmST", ebenfalls aus dem mittleren Keuper. Der hat seinen Namen von zwischengelagerten Sandschichten, deren Sand früher als Dreckmarkierer beim Zimmerfegen verwendet wurde. Die harten etwas gröberkörnigen weißen Sandsteinbänke sind ein seit Jahrhunderten beliebtes, wenn auch teilweise verwitterungsanfälliges Baumaterial, daraus wurde der Kernenturm gebaut. Weiter geht es stratigraphisch nach unten mit den Bunten Mergeln, "kmBM", dem pflanzenresteführenden Schilfsandstein, "kmS", und als Unterstem des mittleren Keupers dem Gipskeuper, "kmG", eine besonders von Tunnelbauern gefürchteten Schicht, in der bei Wasserzutritt in der Tiefe vorhandenes wasserfreies Calciumsulfat, Anhydrit, unter Volumenzunahme zum Calciumsulfatdihydrat, dem Gips, aufquillt und Bauwerke zerdrücken kann. Darunter kommt dann noch der untere Keuper, "ku", der vom Muschelkalk unterlagert ist. Unübersehbar sind die Verwerfungslinien am Ostrand des Fildergrabens, dessen Westrand westlich des Stuttgarter Flughafens liegt, anscheinend recht jung und damit morphologisch noch hervortretend und nachts für die Flugzeuge mit einer roten Lichterreihe markiert. Man sieht sofort, daß im Bereich des Neckartals die Schichten ganz erheblich abgesunken sind, bis zu 110m, siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Filder#Geologie
Das Inselbad liegt also da, wo es liegt, weil die Absenkung der Schichten im Fildergraben anfangs auch morphologisch eine nur leichte Absenkung der Oberfläche verursachte, die sich das Wasser des Neckar aussuchte um sich etwa 300m tief einzuschneiden in die durch Druck der Alpen insgesamt sich hebende Landschaft, Grand-Canyon-Prinzip. Das Inselbad liegt übrigens direkt nördlich der nordwestlichsten brückenbedingten Neckarunterbrechung auf der vorstehenden Geologischen Karte, bei der ich für maximale Farbkraft die Transparenz so eingestellt hatte, daß Straßen und Wege unterdrückt wurden.

Schön ist dieser kostenlose Internetzugang zur 1:200000 Karte, wer mal in Deutschland ist, sollte den oben angegebenen Link kennen. Teuer wird es aber mit Karten höherer Auflösung. Die 1:50000 Karte einschließlich Erläuterungsbuch zu dieser Gegend habe ich mir geleistet: Geologische Karte von Baden-Württemberg 1:50000, Blatt Stuttgart und Umgebung, 3. Auflage 1998. Die liefert bei 16-facher Flächenauflösung natürlich deutlich mehr Informationen als die genannte Internetkarte, während die 1:25000 Karten mit dieser gegenüber 64-fachen Flächenauflösung das übliche Standardinformationsmaterial sind, wenn auch oft ziemlich veraltet. Da hilft nur Gang zur kompetenten Bibliothek wenn man sich über ein größeres Gebiet detailliert informieren und nicht deswegen verarmen will.

Zum Vergleich habe ich von meiner 1:50000 Karte folgenden informationsdichtereicheren Ausschnitt abphotographiert, das 4cm-Quadratgitter entspricht 0.04m*50000 = 2000m Kantenlänge der Quadrate:
Bild
Bild 11
Quelle: Geologische Karte von Baden-Württemberg 1:50000, Blatt Stuttgart und Umgebung, 3. Auflage 1998

Auch die etwas andere Schichtcodierung verhindert nicht augenblickliches Erkennen des Kernen-Berges. Die dünne orange eingetragene Schicht des rhätischen Oberen Keupers wird überlagert von den untersten Juraschichten, deren Abkürzung he-si1 steht für eine mangels besserer Aufschlüsse bzw. Fossilfreiheit dort nicht weiter aufspaltbare Einstufung in die Zeitabschnitte des Hettangium bis Unterem Sinemurium:
208.5–201.3 Ma https://de.wikipedia.org/wiki/Rhaetium Oberer Keuper
201.3–199.3 Ma https://de.wikipedia.org/wiki/Hettangium Unterster Jura
199.3–190.8 Ma https://de.wikipedia.org/wiki/Sinemurium Unterster Jura

Die bei der 3.0cm-Stelle des Lineals eingetragene Mülldeponie könnte der alte Steinbruch im Stubensandstein gewesen sein, der den Sandstein für den Kernenturm geliefert hat, ich weiß aber nichts über die Geschichte. Östlich vom Katzenkopf mit seiner Knollenmergelkappe, nördlich der 3.8cm-Linealmarkierung, gibt es einen aktiven Steinbruch zur Herstellung von Kalksandsteinziegeln. Nicht nur die geologische Karte läßt auf einen Blick erkennen, daß die Schichten kaum gekippt sind, auch das Profil am Rand der Karte verdeutlicht das, wobei die Ostrandverwerfung des Fildergrabens unübersehbar ist:

Bild
Bild 12
Die Himmelsrichtungen sind miteinander vertauscht, Druckfehler.

Der untere Rand des überhöhten Profils ist bei 0m NN, dort liegt Buntsandstein, "s", und bei ca. 100-150m NN, unterhalb des Neckarwasserspiegels, gibt es vermutlich auch dort Steinsalz führenden Mittleren Muschelkalk, "mm", die Quelle des Salzgehaltes der berühmten Stuttgarter Mineralquellen.

Nicht nur die Geologischen Karten verraten die Flachlagerung der Schichten, das kann man direkt im genannten Stubensandstein-Steinbruch des Kalksandsteinwerks auf folgendem Bild sehen, Photostandort laut Google Maps bei ca.:
N48.77316, E09.32166

Bild
Bild 13

Zum Abschluß noch eine Nahaufnahme eines feinkörnigen gelblichen Sandsteins aus dem unteren Lias, zwar nicht aus direkter Kernenturmnähe, aber von folgender Stelle als dort die unter nur ganz geringer Bedeckung lagernden Schichten für eine Sportplatzerneuerung freigelegt wurden, Höhenlage 480m NN:
N48.75712, E09.34065

Bild
Bild 14

Der Sandstein ist auf meiner 1:50000 Geologischen Karte als "he", also Hettangium und damit allerunterstes Jura bezeichnet. Die Verebnungsfläche dieser auch dort flachliegenden harten Schichten wird für einen Segelflugplatz genutzt. Bei Betrachten mit Lupe von 12-facher Vergrößerung hatte ich den Eindruck, daß der Sandstein fast wie ein Quarzit aussieht und zum Klären, ob vielleicht doch ein kalkiges Bindemittel vorliegt, habe ich ein frisch abgeschlagenes Stück in 10% Salzsäure versenkt, nicht die Spur von CO2-Bläschen und auch nach vier Tagen Einlegedauer zerfiel da nichts, also tatsächlich wie vermutet verkieselt. Das Einzige was sich dabei tat war, daß die Salzsäure durch das Lösen von Eisenoxiden langsam zitronengelb wurde vom Tetrachloroferratanion, insofern hat sich wohl eine Erklärung für die Fossilfreiheit des Gesteins auch mit Badezimmerchemie finden lassen, in kalkfreien Sedimenten ist Hoffnung auf Erhaltung von Schalen und anderen Hartteilen meist illusorisch, mit Glück halten sich gelegentlich Steinkerne und Abdrücke.

Doch noch etwas: Das abgebildete Handstück ließ erst zu Hause nach Sauberbürsten etwas Schönes erkennen, und zwar eines der Oben-Unten-Kriterien. So wie der lose herumliegend eingesammelte Stein abgebildet ist war er im Gesteinsverbund orientiert. Die strömungsverursachte Rinne wurde zunehmend bis zum Verschwinden zusedimentiert, das geht nur von unten nach oben. Gelegentlich braucht man das Wissen, in welcher Richtung das Ältere bzw. Jüngere liegt bei steil, senkrecht oder sogar überkippt stehenden Schichten. Da gibt es einige Oben-Unten-Kriterien, z.B. von der Strömung mit der Wölbung nach oben gedrehte leere Muschelschalen, Wurzelhorizonte, Grabungsgänge von Würmern oder Krebsen, gradierte Schichtung bei in der Tiefsee bei Rutschungen abgelagerten Turbiditen, teilweise und vorwiegend von unten erfolgende Ausfüllung von Hohlräumen bei Schnecken, Trockenrisse, und ein Beispiel aus dieser Reihe, das mich vor vielen Jahren am meisten beeindruckt hat bei einem 2-wöchigen Kartierkurs für Geologen, an dem ich als Nichtgeologe teilnehmen durfte, war ein Steinbruch in Weißjurakalken außerhalb des Nördlinger Rieses. Unvergeßlich waren in dem Steinbruch in dem Hügel, der so groß war, daß sich ein Steinbruch lohnte, die verkieselten Tellerschwämme, sie wurden nach oben hin wie ein flacher Trichter kleiner statt größer, auch Schwämme fangen mal klein an: Große Ehrfurcht, der ganze Hügel war beim Asteroideneinschlag dorthin geflogen und kopfüber gelandet, was einem Tellerschwämme so erzählen können wenn man nicht schnarchend vorbeiläuft.

Jetzt werfe ich den Schlapphut weiter an "Kartunger", das war mal wieder mühsam, hat mir aber auch wieder Spaß gemacht. Die 50-Buchstaben enthaltenden zahlreichen Erleuchtungsmitteilungen mancher Schreiber werden von manchen sicherlich lieber gelesen, na ja, es lebe die Narrenfreiheit für alle.

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Re: Reise-Bilderraten-2: Fortsetzung

Beitrag von Hans H. » Mi 14. Okt 2015, 15:56

Calcit hat geschrieben:Die 50-Buchstaben enthaltenden zahlreichen Erleuchtungsmitteilungen mancher Schreiber werden von manchen sicherlich lieber gelesen, na ja, es lebe die Narrenfreiheit für alle.

Das ist sicher richtig und viele werden so lange Texte nicht lesen. Aber deshalb möchte ich dir hier bestätigen: mindestens einen Leser deiner umfangreichen geologischen Abhandlungen in diesem Forum hast du! Viele andere lange Texte (zu oft recht belanglosen Themen - aus meiner Sicht) lese ich auch nicht, aber diese Art Beiträge von dir finde ich immer wieder sehr interessant!

 
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Re: Reise-Bilderraten-2: Fortsetzung

Beitrag von Kartunger » Mi 14. Okt 2015, 23:50

Hallo Calcit,

ich kann mich Hans nur anschließen. Ich bin immer wieder darüber fasziniert wie groß dein Wissen ist und mit welcher Akribie du zu werke gehst.

Hier nun mein neues Bilderrätsel. Gesucht wird ein Gebäude welches nur indirekt etwas mit FKK zu tun hat.

Bild

Wie Spaß beim Raten
Kartunger

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