Gesundheitswahn

[Matz]

... ich neigle (mit notwendigem "Mindestsichtschutz"), schaue auf das was ich esse und trinke und lasse die Seele in der Therme baumeln.
Passt doch.
Kommt denn TTIP noch? Oder ist das schon fast geknickt?

LG /matz

[Aria]

TTIP funktioniert nur, wenn Standards einheitlich sind und sich kein TTIP- Mitgliedsstaat durch abweichende Standards Wettbewerbsvorteile schafft.

Nein – TTIP bedeutet nicht, dass wir einheitliche Standards bekommen, sondern dass amerikanische Standards bei uns, und unsere bei den Amerikanern anerkannt werden.

In der EU ist es genauso: Was in einem Staat der EU zugelassen ist, ist automatisch auch in anderen EU-Staaten zugelassen. Damit spart man sich langwierige Zulassungsverfahren und die damit verbundenen Produktanpassungen.

Im Übrigen kann man nicht generell sagen, wir hätten bzgl. der Lebens- und Arzneimittel restriktivere Gesetze als Amerikaner: Mal verbieten wir was, was in USA erlaubt ist, mal ist es umgekehrt. Obwohl die amerikanische FDA in letzter Zeit etwas in ihrer Rigorosität nachgelassen hat, ist sie nach wie vor gefürchtet. Sie ist, anders als die entsprechenden Behörden in der EU, „mit Polizeigewalt ausgestattet und darf im Rahmen gegebener Grenzen Gesetze erlassen“. „Die Konsequenzen von Abweichungen sind gravierender. Sie reichen vom Veröffentlichen all der Schandtaten (siehe Artikel zur FDA MAUDE Datenbank), bis zur gewaltsamen Werksschließung, vom Importverbot bis zum Einsammeln aller Produkte durch US-Marshalls – auf Kosten des Unternehmens versteht sich.“

FDA kann dadurch viel schneller und auch effektiver handeln als z.B. deutsche Behörden, die von solchen Machtbefugnissen nur träumen können.

Quelle: https://www.johner-institut.de/blog/category/fda/

[Bummler]

Es ist die Sache eines jeden Menschen, ob er sich ausreichend mit Ballaststoffen und Vitaminen und was er sonst noch benötigt, versorgt.

Woher weißt Du denn was und wieviel Du davon benötigst?
Machst Du regelmäßig eine Laboruntersuchung?

Kommt denn TTIP noch? Oder ist das schon fast geknickt?

Kommt, dauert nur noch.

Da gehe ich lieber in die Therme, lasse die Seele baumeln und mich von drei Jungfrauen verwöhnen.

Soso, die Seele? Und mit den Jungfrauen, da verwechselst Du wohl was.
Jungfrauen in der Therme...das würde in den Witzethread passen.

Sitzen drei Jungfrauen in der Therme und schauen nach baumelnden Seelen.
Sagt die Eine: "Mir ist schon ganz schwindelig von dem vielen Gebaumel."
Sagt die Andere: "Dann mach doch die Augen zu."
Sagt die Dritte: "Ja, so ist es besser."

Aber was hat denn das mit dem Gesundheitswahn zu tun?

[Friedjof]

Es ist die Sache eines jeden Menschen, ob er sich ausreichend mit Ballaststoffen und Vitaminen und was er sonst noch benötigt, versorgt.

Woher weißt Du denn was und wieviel Du davon benötigst?
Machst Du regelmäßig eine Laboruntersuchung?

Ein Mensch der sich mit dem Thema Ernährung befasst und sich bewusst nach den Empfehlungen der WHO bzw. der DGE und aktuellen ernährungsphysiologischen Erkenntnissen möglichst vielseitig ernährt muss keine regelmäßigen Laboruntersuchungen hinsichtlich einer ausreichenden Vitaminversorgung machen lassen. Das wäre dann Gesundheitswahn. Der macht krank!

[Zett]

Nach der Kurve würden wir irgendwann 300 Jahre alt.

jeden tag neigeln, gugeln und streng auf die optimale versorgung mit mineralstoffen und vitaminen achten, dann schaffst du das locker

Das heißt gugaln, nicht gugeln: Genuss- und Gesundheits-Ausdauerlaufen (a für Ausdauer). Gugeln hieße vielleicht: Genuss- und Gesundheits-Entenlaufen. Außerdem ist Gugaln und Neigeln das Gleiche, nur dass beim Begriff »Neigeln« die Nacktheit extra mit im Begriff einfließt (Nacktes Eisjoggen-Gesundungslaufen)
Klar erhöhen die von Dir genannten Aspekte die Lebenserwartung - und vor allem (wenn man dieses Achten auf Vitamine und Mineralien nicht übertreibt) die Wahrscheinlichkeit, länger fit, gesund und zufrieden zu sein.

[Matz]

Soweit sich jemand im deutschen Gesundheitssystem versorgt, empfinde ich es als dessen Äußerung nicht akzeptabel, jedwede Eigenbetrachtung mit "ich gönn mir was" weg zu drücken.

Genauso wenig, wie ich für jeden uneinsichtigen Raucher, Alkoholiker, ... einsehe, dessen Norm-abweichendes Verhalten im "Krankheitsfall" durch meine Teilnahme am Sozialsystem bis zum Tod mitzufinanzieren, möchte ich mich darauf ausruhen wollen.
Nee, ich tu was für mich.

LG /matz

[Aria]

Soweit sich jemand im deutschen Gesundheitssystem versorgt, empfinde ich es als dessen Äußerung nicht akzeptabel, jedwede Eigenbetrachtung mit "ich gönn mir was" weg zu drücken.

Genauso wenig, wie ich für jeden uneinsichtigen Raucher, Alkoholiker, ... einsehe, dessen Norm-abweichendes Verhalten im "Krankheitsfall" durch meine Teilnahme am Sozialsystem bis zum Tod mitzufinanzieren, möchte ich mich darauf ausruhen wollen.

Raucher und Alkoholiker sind genauso Suchtkranke wie diejenigen, die von anderen (härteren) Drogen oder von Schlaf- und Beruhigungsmitteln abhängig sind. Wer hier Unterschiede machen, sprich die Hilfe aus dem Sozialsystem verweigern will, denkt unsozial und egoistisch.

[Friedjof]

Wer hier Unterschiede machen, sprich die Hilfe aus dem Sozialsystem verweigern will, denkt unsozial und egoistisch.

Unsozial und egoistisch denken aber auch Drogen,- Alkohol,- Nikotin- und Tablettenabhängige, die sich permanent einer ihnen angebotenen ambulanten oder stationären Therapie verweigern. Ich kenne da Sprüche wie "einmal müssen wir ja alle sterben" oder "ein Laster darf doch wohl jeder haben" u.a.

[Aria]

Unsozial und egoistisch denken aber auch Drogen,- Alkohol,- Nikotin- und Tablettenabhängige, die sich permanent einer ihnen angebotenen ambulanten oder stationären Therapie verweigern.

Bedenke: So uneinsichtig und störrisch sind kranke Menschen oft – und dennoch verdienen sie unsere Fürsorge. Wenn jedoch du als gesunder Mann ihnen gegenüber ebenso uneinsichtig bist, dann ist das nicht entschuldbar: Dann denkst du unsozial und egoistisch.

[Friedjof]

Wenn jedoch du als gesunder Mann ihnen gegenüber ebenso uneinsichtig bist...

Bin ich ja nicht. Schließlich hatte ich mein Berufsleben lang mit u.a. mit diesen Menschen und deren Familien zu tun. Natürlich verdienen sie unserer Fürsorge. Allerdings ist damit auch irgendwann Schluss.
Gegen Süchte gibt es keine Pillen. Da hilft nur eine Therapie. Und Therapie funktioniert nur auf freiwilliger Basis. Die kann ich als Helfer nur anbieten, immer und immer wieder. Oft hilft das. Wenn aber die angebotene Hand nicht angenommen wird wars das oft. Die Kostenträger stationärer Therapieeinrichtungen beispielsweise zahlen in aller Regel zwei Therapieversuche bei Alkoholkranken. Werden beide abgebrochen ist Schluss. Dann gibts nichts mehr. Ich habe einige Menschen betreut, die nach mehreren Entgiftungen und Zwangseinweisungen sich entweder totsoffen, totspritzten oder sich sonstwie das Leben nahmen oder einfach starben. Diesen Menschen wurden zum Schluss von niemanden mehr geholfen. Sie waren schlichtweg abgeschrieben. Ich erfuhr nur noch von ihrem Tot.

Ich habe irgendwann aufgehört mich Illusionen hinzugeben. Kein Sozialarbeiter, kein sonstiger Helfer und auch kein Arzt oder Therapeut kann allen Menschen helfen. Wer das versucht zerbricht. Wolfgang Schmidbauer hat dies 1977 in seinem Buch "Die hilflosen Helfer" schön beschrieben. Alle, auch ich, helfen gern, zumindest diejenenigen, die sich helfen lassen wollen. Die anderen haben, so schlimm es sich anhört, ihre Chance verspielt. Bin ich nun unsozial und egoistisch?