Eule hat geschrieben:Es gibt einen vernünftigen Grund nicht in der Öffentlichkeit "zu vögeln". Dieser Grund wird Anstand genannt.
Was ist "Anstand"?
Meines Wissens zunächst einmal eine Übereinkunft.
Die ließe sich durchaus ändern...
Aria hat geschrieben:Ich glaube es zwar nicht, aber wenn jemand in der Lage ist, diese Gebote und Verbote rational zu begründen, der solle es bitte jetzt sagen.
Darum geht es. Viele Regeln sind m. E. n. eingeführt worden, um eine ständige Macht, meist subtil ("das tut man nicht!", "Das ist unanständig!") ausüben zu können und dadurch der Gefahr zu vieler Freiheit und Selbstständigkeit der Mitmenschen zu begegnen.
Sicherlich gehört auch dazu, dass es wohl recht viele Mitmenschen gibt, die das "brauchen" ("Darf man das denn?", "Was sagt denn die Polizei dazu?", "Herr hilf, dass ich nicht fehle!"...), die schlichtweg zu unmündig sind, selbst verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.
Diese Mitmenschen gibt es tatsächlich!
Eisbär hat geschrieben:Es ist eigentlich Teil der menschlichen Psyche, manche Dinge lieber nicht auf dem Präsentierteller zu tun, was damit zusammenhängt, dass man beim schlafen, kacken öder vögeln eben recht ungeschützt ist.
Da bin ich mir nicht sooo sicher. Schließlich gibt es sogar Belege, dass zumindest beim
Defäkieren und Urinieren nicht alle Kulturen(!) die jetzige christlich-prüde Einstellung hatten...
Eisbär hat geschrieben: Mir erschließt sich auch nicht der Nutzen den es hätte wenn sich die Leute vor den Augen unbeteiligter paaren würden.
Naja. Muss es denn immer Nutzen sein? Mir erschließt sich auch nicht der Nutzen, wenn jemand sein Haus in kräftigem Pink streicht. Ebenfalls hab ich große Probleme damit, den Nutzen FÜR MICH (und darum geht es dir ja wohl) zu erkennen, wenn - nur weil hier am Ort eine entsprechende Einrichtung ist - ich beim Bummel durch die Fußgängerzone den geschobenen Rollstühlen begegnen muss(!), in denen verbogene, vor sich hinbrabbelnde Mitmenschen sitzen, die einen - für mich - schrecklichen Anblick bieten. Ja, ich weiß. Auch Mitmenschen. Aber deren Anblick ist mir ganz erheblich fremder als es der Anblick vögelnder Mitmenschen auch nur sein könnte...
Hans H. hat geschrieben: bleibt in Bezug auf die Distanz zu einem anderen Menschen nichts mehr dem Zufall oder einer unbewussten Steuerung überlassen, auch nicht mehr im Privatleben.
DAS finde ich grausam! Selbst privat davon ausgehen zu müssen, die spontane Umarmung, der schnelle Kuss sei Ergebnis einer bewussten Steuerung? Sich immerzu fragen, was WILL sie denn JETZT schon wieder?
Puuh...
Hans H. hat geschrieben: Übertreibung der Freiheiten ohne Rücksicht auf Andere hat schon immer in der Folge die stärkere Einschränkung der Freiheiten bewirkt.
Da bin ich voll bei dir! Wenn die eigenen Freiheiten die der anderen tatsächlich einschränken.
Jedoch:
Wegsehen geht immer.
Freiheiten einzuschränken, weil es sich so besser steuern lässt - das Volk -, da hab ich (als Untertan) allerdings Probleme, Verständnis aufzubringen.