@ Bummler: Die Aussage "wie oft man selbst schon mit dem Fahrrad verunfallt ist" spielt hier überhaupt keine Rolle. Es gibt keine statistische Garantie dafür, dass man auch in diesem und den nächsten Jahren unfallfrei bleibt, nur weil man zuvor viele Jahre unfallfrei war.
Mir ist beim Klettern auch noch nie ein Stein auf den Kopf gefallen, aber mehrfach schon knapp an mir vorbei. Kann ich das als Beleg nehmen, dass ich beim Klettern keinen Helm brauche, weil die Steine immer an mir vorbei fallen? Ich bin auch ungefähr 60 Jahre ohne Helm Schi-gelaufen, dabei über einen Zeitraum von 7 Jahren im harten alpinen Renntraining. Selbst dabei hatten wir in den 1970ger Jahren keinen Helm! Dabei bin ich auch mal in hohem Bogen in einen Baum geflogen, habe aber mit dem Kopf keinen dickeren Ast getroffen. Ist das ein Beleg, dass der Helm beim Schilaufen überflüssig ist? Ich weiß aber auch aus der Erinnerung noch gut, wie hart die Eispiste ist, wenn man mit dem Kopf aufschlägt und nur eine Wollmütze auf hat. Damals hätte mir ein Helm manche Tage mit Kopfschmerzen erspart.
Auf falsch eingeschätzter Glätte bin ich erst im vorletzten Winter mit dem Fahrrad gestürzt (mit Helm). Das war bei langsamer Geschwindigkeit, und ich konnte mich gerade noch so abstützen, dass der Helm nicht den Boden berührt hat. Ist das ein Beleg dafür, dass ich das auch jedes Mal wieder schaffen würde und deshalb keinen Helm brauche?
Im Laufe der über 60 Jahre, die ich Rad fahre hatte ich auch zwei PKW-Kontakte. Ein Mal landete ich auf der Motorhaube (Fahrzeug von Seitenstraße eingebogen), hatte aber keine Kopfberührung mit dem Fahrzeug (da war ich 16 und hatte keinen Helm) und ein Mal landete ich im Straßengraben (mit Helm), weil der PKW auf der Landstraße bei Gegenverkehr keinen Abstand hielt und mich mit dem Rückspiegel am linken Arm berührt hat. Da im Straßengraben war aber gerade kein Stein, an dem man sich hätte stoßen können. War also der Helm überflüssig? Kann ich davon ausgehen, dass auch im Wiederholungsfall nie ein Stein im Weg liegt?
Ich kenne einen Fall (Motorradfahrer), der bei Nässe in der Kurve ausgerutscht und über ein längeres Stück auf einer ebenen Wiese weitergerutscht ist, und mit dem Kopf den einzigen Stein weit und breit (ein massiver Grenzstein) getroffen hat (Folge: Halswirbelbruch - das konnte bei der Geschwindigkeit der Helm nicht verhindern). Dumm laufende Zufälle sind eben nicht voraussehbar und über 90% der Helme (egal ob Rad-, Schi-, Kletter- oder Baustellenhelme) werden wohl nie einen gefährlichen Schlag abbekommen. Sollte man diese über 90% deshalb einsparen und nur denen einen Helm verordnen, die auch mal per Weissagung einen gefährlichen Schlag abbekommen werden?
Im Nachbarort ist vor einigen Jahren ein Radfahrer ohne Helm in langsamer Fahrt nach leichter Berührung mit einem PKW (der PKW-Fahrer kam aus eine Seitenstraße und hatte ihn übersehen) so gestürzt, dass er mit dem Kopf auf der Bordsteinkante aufkam. Die Folgen waren fatal und dauerhaft. Die Berechnungen der Versicherungs-Gutachter ergaben, dass bei der langsamen Geschwindigkeit der Kopf mit einem Radhelm unverletzt geblieben wäre. Daraufhin wollte die Versicherung für die Unfallfolgen nicht voll aufkommen. Den Ausgang des Streits habe ich nicht weiterverfolgt.
Ein früherer Kollege wurde mit dem Fahrrad von einem entgegenkommenden Linksabbieger erfasst und ist mit dem Kopf ohne Helm an die Windschutzscheibe geknallt. Erhebliche Gehirnverletzungen waren die Folge, die ein Helm verhindert hätte. Die Folge war eine dauerhafte Arbeitsunfähigkeit. Für den Fall existieren sogar Berichte über Vergleichsfälle ganz ähnlicher Unfälle, bei denen Radfahrer Helme getragen hatten und zwar auch mit Knochenbrüchen (zumeist an den Beinen durch die Stoßstangen) und Gehirnerschütterung, aber ohne dauerhafte Folgen davongekommen waren.
Das Einzige, was hier für eine Aussage hilfreich ist, ist der Vergleich von Unfällen, bei denen der Kopf mit oder ohne Helm auf harten Untergrund (bzw. Windschutzscheibe) aufgeschlagen ist. Solche Vergleiche gibt es. Auch der ADAC hat kürzlich wieder Daten dazu gebracht. Dabei ist die Schutzquote des Helms vor schwerwiegenden Kopfverletzungen sehr hoch (Den %-Wert weiß ich nicht auswendig. Den kann man sicher auf der ADAC-Seite im Netz noch finden).
@Bummler:
Mit diesen Daten wird auch Deine Aussage "dass es immer noch keinen statistischen Beweis für den Nutzen eines Fahrradhelms gibt." klar widerlegt. Der Beweis ist eindeutig, aber man darf eben nicht in die Statistik die Fahrradunfälle einbeziehen, bei denen der Kopf überhaupt nichts abbekommen hat. Das hat der Autor des von Dir zitierten Beitrags allerdings getan. In mehrere verglichenen Fallgruppen von Unfällen können aufgrund der starken Streuung der Arten der Fälle mal weniger als 10% und mal mehr als 50% mit Kopfbeteiligung vorliegen. Solche Fallgruppen statistisch zu vergleichen, führt in Bezug auf die Wirkung des Helms zwangsläufig zu falschen Ergebnissen.