kappair32 hat geschrieben:Aria hat geschrieben:[…]
5. Sexualität ist privat, aber für die Augen der Familie erlaubt
6. Sexualität darf öffentlich sein
Ich ordne mich zwischen 5 und 6 ein.
Aria was bedeutet das für dich zwischen 5 und 6 ? wo ziehst Du da deine Grenzen wenn man fragen darf
Bei uns ist die Schlafzimmertür zwar geschlossen, aber nicht abgeschlossen. Die Möglichkeit besteht zwar, dass uns jemand beim Sex überrascht, aber das ist noch nie passiert. Wenn es aber passieren würde, wäre das kein Drama.
Beim textilfreien Baden am See kommt es schon mal zu gegenseitiger Zärtlichkeit, aber bisher nie zu mehr. Wir passen uns in dieser Beziehung halt der Umgebung an, die meist konservativ eingestellt ist und schon das Nacktbaden manchmal mit bissigen Bemerkungen begleitet – und das immer mit dem Hinweis: Es sind doch Kinder da. Interessanterweise kommt dieser Hinweis immer von den Müttern, nie von den Vätern, und das selbst dann nicht, wenn sie von den Frauen um Hilfe gebeten werden, so nach dem Motto: Sag doch bitte auch was dazu!
Ich verstehe das als Schutzbehauptung: Würde man schon die Nacktheit an sich anprangern, stünde man als prüde da – und prüde, das will niemand sein, selbst die nicht, die Sex nur im Dunkeln praktizieren und das als Achtung vor der Privatsphäre des anderen verstanden wissen wollen.
Im Allgemeinen finde ich, dass der Sexualität zu viel Bedeutung beigemessen wird. Ein ganz normaler Vorgang, der normalerweise allen Beteiligten Freude macht, wird aus historischen, mir aber nichtsdestotrotz unverständlichen Gründen tabuisiert und in eine Ecke mit Urinieren und Defäkieren gestellt.
Sei’s drum, wir werden das zu unseren Lebzeiten nicht mehr ändern. Eher schon werden noch schärfere Gesetze erlassen, z.B. solche, die das Nacktbaden nur noch in extra ausgewiesenen Bereichen erlauben, und das auch nur, wenn diese blickdicht gegen Außenwelt abgeschottet sind. Alles schon einmal da gewesen, und weil sich die Geschichte gern wiederholt, wird das auch wieder kommen.
Dann wird wieder Zeit für einen neuen
Monte Verità – dann hoffentlich in Deutschland und nicht am Luganersee wie vor 100 Jahren.