BOeinNackter hat geschrieben:Geschichte, Traditionen und Religionen zeigen mir eigentlich nur, wie alles so gekommen ist, wie es heute ist. Wer bestimmt jetzt, wie es weiter geht?
Wir, die heute lebenden und sonst niemand.
Leider hat sich in den letzten Jahrzehnten das Rad der Geschichte etwas zurückgedreht, so dass die einstige 1970er-Jahre Freiheit wieder verflogen, ja selbst zur Geschichte geworden ist. Und die Ironie dieser Geschichte ist, dass die Kinder jener, die in den 1960er und 1970er Jahren sexuelle Revolution betrieben oder zumindest toleriert haben, die damals errungene Freiheit gar nicht haben wollen. Stattdessen wollen sie wieder Regeln und Führung, wollen, dass man ihnen sagt, was erlaubt und was verboten ist, damit sie sich einrichten können in ihrer Kleingeistigkeit und Kleinbürgerlichkeit wie weiland in der DDR, die von Ex-DDR-Bürgern unter weitgehender Ausklammerung des Negativen wieder besungen wird, weil dort alles seine Ordnung hatte.
Ordnung muss sein – egal welche –, das scheint des Deutschen erste Sehnsucht zu sein, gefolgt von Disziplin – egal ob auf der Straße oder dem FKK-Platz –, überall gibt es welche, die einen erziehen bzw. sagen wollen, wie man sich auf der Straße oder auf einem FKK-Platz zu benehmen hat. Und wenn man dagegen aufbegehrt und nach mehr laissez-faire verlangt, dann wird einem gesagt, geh doch nach Frankreich, wenn‘s dir hier nicht passt – wie weiland mit „geh doch nach drüben“ den westdeutschen Kommunisten und Sozialisten beschieden wurde, wenn sie Kritik am damals und heute noch bestehenden Kapitalismus äußerten.
In den Reden dieser Maulhelden wird die Nacktheit bejaht, aber wenn jemand sie beim Wort nimmt und sich tatsächlich auszieht, war das plötzlich nicht so allgemein gemeint, sondern so wie in den 1950er Jahren: Im Schlafzimmer und auf den klar mit Thuja-Hecken abgegrenzten bzw. abgeschirmten FKK-Plätzen sei die Nacktheit erlaubt, sonst aber ein no go, selbstverständlich nicht wegen ihnen, sondern wegen der Kinder.
Das einzig Beruhigende dabei ist die Hoffnung, dass diese prüden Zeitgenossen auch Kinder haben werden, die einmal die immer rigider werdenden Regeln satt haben und wieder so etwas starten werden wie bereits in den 1920er und 1960er Jahren geschehen.