Warum Diskussionen über emotional aufgeladene Themen so schwierig sind und so gut wie nie zu einem Umdenken führen – Zitat aus Süddeutschen (leider nur hinter der Paywall verfügbar):
Da begegnet einem ein Mensch, der eine vollkommen andere Meinung vertritt - zum Klimawandel, zum Impfen, dem Feminismus, dem Populismus oder einem anderen polarisierenden Gegenwartsthema. Zunächst löst das starke Gefühle aus: Empörung, Befremden und den verzweifelten Wunsch, den anderen zu bekehren. All das verdichtet sich zu der Vermutung, der andere sei eine verlorene Seele, der nur das nötige Wissen fehle. Eine Therapie aus Aufklärung, Information, Bildung und reichlich Fakten werde schon wirken, so die gängige Vorstellung, um Fehlgeleitete irgendwann auf den rechten Pfad zurückführen.
Wenn es nur so einfach wäre.
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"Ideologie spielt eine wesentliche Rolle dabei, wie sich Wissen auf die Entstehung von Meinungen auswirkt", so die Forscher um Howell. Das hat auch eine klassische psychologische Studie gezeigt: Dazu lasen Gegner und Befürworter der Todesstrafe die gleichen Texte - und vertraten danach die Ansicht, dass sie in ihrer jeweiligen Haltung nun erst recht sicher seien. Menschen neigen eben dazu, Informationen auszublenden, die ihren Überzeugungen widersprechen. Diese mentale Akrobatik beherrschen Anhänger aller politischer Lager gleichermaßen - und Bildung schützt dabei vor Doofheit nicht.
Vollkommen wirkungslos ist Aufklärung zwar nicht, aber ihre Wirkung ist sehr begrenzt. Das haben die Kognitionsforscher Steven Sloman und Philip Fernbach festgestellt, die Probanden mit Fakten zu Themen wie Atomenergie oder Gentechnik versorgten. Es gilt die Regel: Je emotionaler über ein Thema gestritten wird, desto kleiner ist der Einfluss von Fakten. Man sollte nie die Fähigkeit unterschätzen, sich die Welt so denken, wie sie einem gefällt.
Das kann man auch in diesem Forum beobachten. Die Lehre daraus wäre, sich selbst etwas zurückzunehmen und/oder die konträre Meinung einfach stehen lassen.