Ich habe mich schon oft gefragt, warum es gerade im Osten der Republik so viele Rechte gibt. Die Antwort darauf könnte auch heißen: Weil sie schon zu DDR-Zeit da waren. Heute erschien in der Süddeutschen ein Artikel, der dies vermuten ließ:
Rechtsextremismus in der DDR – weil hinter der Bezahlschranke, hier ein etwas längeres Zitat:
Wie normal Rassismus und Rechtsextremismus zu DDR-Zeiten waren, dokumentiert der Historiker Harry Waibel in seinem Buch "Die braune Saat". Er hat Stasi-Akten ausgewertet, er fand Tausende Berichte über Skinheads, die offen den Hitlergruß zeigten oder "Sieg Heil" riefen, Jugendklubs und Konzerte überfielen. Die Staatssicherheit nannte sie "Rowdys". Gewalttätige Übergriffe, die manchmal tödlich endeten, waren normal. Im August 1979 jagten Deutsche kubanische Vertragsarbeiter durch Merseburg. In Panik sprangen einige in den Fluss. Ihre Verfolger bewarfen die Kubaner mit Flaschen und Steinen, zwei von ihnen starben. Ein Verfahren gegen unbekannt wurde eingestellt.
Normal war offenbar auch, dass die DDR-Führung solche Vorfälle herunterspielte. Rassismus und Rechtsextremismus gab es offiziell nur im Westen, nicht im antifaschistischen Arbeiter- und Bauernstaat. Im September 1986, drei Monate nach dem Tod von Manuel Diogo, beklagte ein mosambikanischer Attaché gegenüber Vertretern der DDR, dass die Zahl der "tödlichen Unfälle" unter Mosambikanern zugenommen habe. Ebenso Beschimpfungen und tätliche Angriffe. Ein Vertreter der DDR sagte, man müsse "durch gemeinsame Bemühungen erzieherischen Einfluss auf die Bürger beider Staaten" nehmen. Ein Jahr später stirbt in Staßfurt bei Magdeburg der Mosambikaner Carlos Conceição. Ein Deutscher wirft den jungen Mann über ein Brückengeländer in den Fluss. Mitarbeiter der Staatssicherheit notieren Aussagen wie: "Da ist doch nur ein Stück Kohle in die Bode gefallen."
"Der Rassismus der DDR-Zeit war von einer unglaublichen Brutalität geprägt", sagt der Historiker Harry Waibel. Eine Brutalität, die sich nach der Wiedervereinigung fortsetzt. Am 6. Dezember 1990 stirbt in Eberswalde Amadeu Antonio Kiowa. Rechtsextreme hatten den Angolaner zusammengeschlagen, die Polizei griff nicht ein. Es folgen Pogrome in Rostock-Lichtenhagen, in Hoyerswerda.