von Hans H. » Sa 27. Jun 2015, 23:48
Das wäre mir nicht aufgefallen, so genau verfolge ich das Forum nicht. Dennoch albern dieser letzte Satz, denn gerade die so hochgelobte Toleranz bei FKK erfordert es doch, jeden zu akzeptieren, wie er ist, egal ob die Haare oben oder unten oder sowohl als auch oder nirgendwo sitzen.
In der ganzen Diskussion habe ich übrigens ein Problem mit dem Wort "gerne". Ist gemeint: "ich gehe gerne an einem Strand/See nackt baden, wo es toleriert wird, auch wenn da zu 80% Bekleidete sind" oder ist gemeint: "ich ziehe mich am liebsten da nackt aus, wo viele (oder sogar nur) Angezogene sind". Wenn letzterer Fall gemeint ist, hätte die Frage lauten können: "Wer hat exhibitionistische Neigungen?" (Exhibitionismus dabei nicht im juristischen Sinn, sondern im Sinn des Volksmundes gemeint).
Wenn aber der erstere Fall gemeint ist, trifft es all diejenigen, zu denen ich mich auch zähle, denen es einfach nichts ausmacht, nackt von Angezogenen angesehen zu werden, Hauptsache ist nur, man bewegt sich in einem Bereich, wo die Toleranz soweit gegeben ist, dass es nicht stressig wird. Beispiel: am Playa de la Tejita kommt es oft vor, dass am typischen Touristen-Anreisetag, dem Freitagmittag und noch am Samstagmorgen zunächst nur Angezogene anzutreffen sind. Da ich genau weiß, dass sich diese Situation ohnehin in Kürze ändert und es (spätestens am Nachmittag) sehr bald 30-40% Nackte sind, macht es mir nichts aus, mich als erster auszuziehen, selbst unter Beobachtung derer, die noch nicht wissen, dass es ein offiziell von der Gemeindeverwaltung anerkannter CO-Strand ist. Was soll denn auch passieren? Da beißt keiner! Manchmal gibt es Bemerkungen auf Nachbarliegen wie: "Da schau mal, der zieht sich nackt aus" oder "Ist hier FKK?" Den ersten Satz sagte mal ein Junge und bekam zu hören, er solle da nicht hinschauen. Er antwortete aber, dass er sich auch ganz ausziehen wollte. Irgendwann nach einiger Zeit hat er es gegen den Willen der Eltern dann doch getan und sagte, da wäre zu viel Sand in die Badehose gekommen, deshalb habe er sie ausziehen müssen. Da der Vater nur noch meinte "dann lass ihn doch", war das der Sieg des Jungen (meine Schätzung wäre so etwa 8-10 J.). Zu der Zeit waren wohl rund 30% nackt, aber für ihn war wohl entscheidend, dass es überhaupt an dem Strand Leute gab, die sich auszogen, also wollte er das auch dürfen. Er hat sich nicht im geringsten darum gekümmert, dass andere angezogen waren. Das war in der Situation völlig uninteressant und unwichtig.
Ich frage mich, warum können das viele Erwachsene (oder die meisten) nicht mehr so locker sehen, sondern müssen stets daran denken, von Angezogenen angesehen zu werden. Für den Jungen war es gleich, ob ihn Nackte oder Angezogene sehen, für ihn stand nur seine Freiheit sich auszuziehen im Vordergrund. Wer von denen, die es so sehr stört, wenn sie nackt sind auch Angezogene um sich herum zu haben, glaubt denn, im Blick von Angezogenen nackt anders auszusehen, als im Blick von Nackten? Wo ist da bloß der Unterschied, wer einen sieht? Wie sehe ich dann wohl nackt für einen im Pelzmantel aus? Die Begegnung hatte ich schon auf Langlaufschiern in den Bergen! Vielleicht sah ich für den aus wie ein geschorener Yeti? Oder beim Joggen im Regen bei einem gerade abziehenden Gewitter und über 25°C schwüler Wärme, bei der Begegnung mit zwei Leuten in schweren Regenjacken und -hosen? Man hat sich gegenseitig angeschaut wie einen Außerirdischen. Ich die anderen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie man es darin bei der Temperatur und Luftfeuchtigkeit aushält.