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Nackt Joggen?

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Re: Nackt Joggen?

Beitrag von hajo » Mo 2. Jan 2023, 03:09

Ich gebe dir in vielem recht. Und ich weiß wirklich nicht, warum sich das, was wir mal "Zeitgeist" (noch so 'nen Geist) nannten, immer wieder ändert. Wenn ich heute alte Filme aus den 1980ern sehen ("Der Alte", "Derrick"), ist gut erkennbar, dass dort keine der Darstellerinnen einen BH trägt. War eben nicht üblich. Heutzutage trägt eine 8 jährige ein Bikinioberteil. Eine 11-jährige einen BH, auch wenn es keinen B zum H gibt.
Klar! Das sagt ja Art. 2 GG.

Für mich ein sehr präsentes Beispiel, dass "gut gemeint" nicht gleich "gut umgesetzt" ist.

...und dass es immer wieder Methoden zu geben scheint (und Menschen, die sie umsetzen), die das eigene Denken und Handeln zugunsten eines initiierten Massen"geschmacks" zu ändern in der Lage sind.
Gerade damit hat unser "Volk" ja so seine Erfahrungen.

Es ist zwar erfahrungsgemäß schwierig, wider den Stachel zu löcken (Apostelgeschichte 9,5 - Ursprungsübersetzung) , aber es ab und an zu versuchen - so man dies innerlich vertritt! - erscheint mir anerkennenswert.

So sehe ich CHICO.

 

Re: Nackt Joggen?

Beitrag von CHICO » Mo 2. Jan 2023, 07:24

@Tim007 hat geschrieben:

„Und wenn wir schon dabei sind: Da die Menschheit ohne Penis, Vulva und weibliche Brüste nicht existierte: gehörte der Geschlechtsverkehr nach dieser Argumentation nicht auch in die Öffentlichkeit? Es wird auch insoweit etwas tabuisiert, was das Normalste der Welt ist.“

Das ist wohl sprachlich unkorrekt formuliert. Das Nichtverdecken von Penis, Vulva und weibliche Brüste besagt doch nicht, dass Geschlechtsverkehr und andere intime Aktivitäten in die Öffentlichkeit gehören und dieses das Normalste der Welt sei! Die Reinigung von Nase und Ohren gehören nach landläufiger Meinung auch nicht in die Öffentlichkeit und mit vollem Mund redet man nicht! Eine Diskussion ist häufig etwas schwieriger, als sie scheint. Kleidung ist auch nicht grundsätzlich unangemessen; z. B. im Einzelfall auch schlicht den Menschen schmückend oder auf besondere Art darstellend. Richtig, Geschlechtsverkehr ist das normalste der Welt; aber nicht das normalste der Welt in der Öffentlichkeit. Es sei denn, es herrscht bei allen Beteiligten eine solche Zustimmung.

Aber, aber; nie habe ich geschrieben, dass Nacktheit zu jeder Zeit und zu jeder Gelegenheit praktiziert und geduldet werden muss. Noch viel weniger, dass Geschlechtsverkehr und andere Aktivitäten, die aus meiner Sicht einen intimen und für die Öffentlichkeit nicht geeigneten Vorgang darstellen, enttabuisiert – also öffentlich praktiziert - werden sollten. Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass Nacktheit dort problemlos praktiziert werden sollte, wo sie als angemessen erscheint. Die Angemessenheit ist nun aber ein unpräziser Begriff und ich lande bei dem Versuch zu präzisieren bei der altgriechischen Kultur: Es sollte naturgemäß sein und ethisch vertretbar. Die alte Diskussion um „ethisch vertretbare reine Nacktheit“ will ich hier aber nicht wieder aufleben lassen. Vielleicht nur dieses: Moralvorstellungen können nicht die Orientierung sein und Toleranz ist Pflicht.

 

Re: Nackt Joggen?

Beitrag von CHICO » Mo 2. Jan 2023, 07:45

@ hajo

Zur Toleranz gehört doch, unterschiedliche Moralvorstellung und Lebensführungen völlig wertfrei zu akzeptieren. Wann welche Frau einen BH trägt, ist doch ganz alleine ihre jeweilige ureigene Angelegenheit. Angemessene Nacktheit für sich in Anspruch nehmen, heißt doch nicht, diese bei anderen zu fordern. Die wunderbar definierte Freiheit in der Lebensführung eines jeden Einzelnen in GG Art. 2 sollte nicht immer wieder durch „Besserwisserei und Kritiklust“ angegriffen werden. Um solches Moralisieren abzustellen, gehört wohl für die Unverständigen eine Ergänzung in den Art. 2: „Toleranz ist für alle eine hier rechtlich begründete Pflicht“.

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Re: Nackt Joggen?

Beitrag von hajo » Mo 2. Jan 2023, 10:53

So ganz verstehe ich deine Antwort nicht.
Schrieb ich irgendwo, es sei nicht tolerabel, wenn Leute so rumlaufen, wie sie es tun?
Ja - denn OB sie es tun, weil sie es WOLLEN, erschließt sich durch das TUN nicht!

Mich bewegt, warum - ich verallgemeinere jetzt - allein in meiner Lebenszeit, in dem Land, in dem ich (noch) lebe, Menschen mal glauben, sie dürften "so" rumlaufen und einige Jahre später hören: "Na, so kannst du aber NICHT vor die Tür gehen!"

Hatten 1955 plötzlich fast alle Männer Deutschlands das Gefühl, die "Freiheit" gehabt, unbedingt einen Hut tragen zu müssen, wenn sie nach draußen gingen?
Oder einen Spazierstock?
Das war keine "Mode"?
Ach so.
Wer toleriert hier eigentlich was?

Ist das wirklich immer deren Ansicht?

Ich erinnere mich, dass ich so frech war, mir mit 17/18 Jahren die Haare lang wachsen zu lassen. Auch eine von außen oktroyierte Mode. Ich folgte ihr. Warum? Weil ich es durfte. Wollte? Ja, schon.
Wie ein "Hippie" lief ich rum!
Dann musste ich zum "Bund".
Haare ab!

Es war meine Mutter, die diese Art der sichtbaren Beschneidung meiner Freiheit schrecklich fand ... (nur eine Erinnerung).

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Re: Nackt Joggen?

Beitrag von hajo » Mo 2. Jan 2023, 11:03

Kleine Ergänzung.
Meine Schwester ist mit einem Araber verheiratet. Stimmt nicht mehr so ganz, denn seit einigen Monaten ist er "Deutscher".
Mehrmals waren sie bei dessen Verwandten in Jordanien und Kuwait.
Sie MUSSTE sich dort anders kleiden als hierzulande.

Klar, du sagst es: "Zur Toleranz gehört doch, unterschiedliche Moralvorstellung und Lebensführungen völlig wertfrei zu akzeptieren."

Die "unterschiedliche(n) Moralvorstellung(en) und Lebensführungen" meiner Schwester - ein vollwertiges Mitglied bundesdeutscher Gesellschaft wurden DORT NICHT akzeptiert.

Gilt Recht immer nur für "die Anderen"?

 

Re: Nackt Joggen?

Beitrag von CHICO » Mo 2. Jan 2023, 11:20

Hallo, hajo, nein, ich verstehe Deine Äußerungen im eigentlichen Sinne nicht als intolerant. War vielleicht überspitzt von mir formuliert. Aber der Wandel von Lebensgewohnheiten ist ein Prozess der Menschheitsgeschichte und für mich kein Grund Änderungen auch nur überraschend oder gar kritisch zu sehen. Es gibt die Formulierung: Nichts ist beständiger als der Wandel.

Richtig ist sicher, wie Du schreibst, dass es für solche Änderungsprozesse die unterschiedlichsten Motive gibt; aber auch das sehe ich sehr gelassen. Solange die wechselseitige Toleranz gegeben ist, bleibe ich unbeeindruckt. Als ich zum Bund musste – 1959 – gab es das Thema „lange Haare“ noch nicht. Aber die Intoleranz der Bundeswehr habe ich persönlich auch unangenehm in Erinnerung. Ich wollte nicht Reserve-Offizier werden. Damit war ich für die Bundeswehr ein Störenfried.

 

Re: Nackt Joggen?

Beitrag von CHICO » Mo 2. Jan 2023, 11:37

@hajo Zu: „Mehrmals waren sie bei dessen Verwandten in Jordanien und Kuwait.
Sie MUSSTE sich dort anders kleiden als hierzulande.“

Toleranz ist ein wertvolles aber auch seltenes Gut. Eben leider nicht verfügbar in Jordanien und Kuweit. Ja, in Deutschland gibt es das Recht auf Toleranz (das man ggf. deutlich in Anspruch nehmen muss) und ich wiederhole mich: Auch gerade darum bin ich gerne Verfassungspatriot.

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Re: Nackt Joggen?

Beitrag von hajo » Mo 2. Jan 2023, 17:50

Ich hab - zugegeben - bisher nicht für mich fassbar begriffen, was ein "Verfassungspatriot" ist.
Mit meiner beschränkten Auffassungsgabe (also der mir mitgegebenen Fähigkeit) ist mir die Erklärung der Menschenrechte leichter zugänglich, wohl wissend, dass dem nicht selten die Definition des "Menschen" entgegensteht, wie die Scharia-Staaten nach wie vor belegen.
Meine Auffassung von "Toleranz" ist, anderen das Anderssein so lange zu gestatten, solange es mir nicht schadet. Wie bereits erwähnt: Weggucken kann man, weghören oder wegriechen nicht.

 

Re: Nackt Joggen?

Beitrag von CHICO » Mo 2. Jan 2023, 18:04

Zum "Verfassungspatriot - Idee" gibt es hier: http://www.axel-geertz.de/verfassungspatriot.html etwas Auskunft.

Meines Erachtens sollte Toleranz" nicht so subjektiv definiert werden, wie von Dir geschrieben. Was einem Einzelnen Schaden zufügen kann, ist schon ggf. sehr unterschiedlich.

 

Re: Nackt Joggen?

Beitrag von CHICO » Mo 2. Jan 2023, 18:18

Zur Bedeutung und Ableitung der Toleranz gemäß GG Art. 2 gibt es einen – meiner Meinung nach – sehr überzeugend formulierten Aufsatz von Christof Gramm in der FAZ vom 27.07.2017. Er ist hier nachlesbar: http://www.axel-geertz.de/DOKUMENTE/Nacktwandern.pdf

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