@ Arno Nühm
Das bestimmte Kleidungsstücke in seiner Herstellung und seiner Entsorgung ausgesprochene Umweltsünder sind, ist mir durchaus bekannt. Es ist mir auch bekannt, das bestimmte Kleidungsstücke aus Naturfasern auch die Umwelt über Gebühr belasten. Dieses ist jedoch nicht mein Kritikpunkt. Meine Kritik liegt in der sehr oberflächlichen Verallgemeinerung und im Herstellen von Bezügen, die nur scheinbar zutreffen.
Wenn man auf ein Problem aufmerksam machen will, dann kann man nicht derartig einseitig Zusammenhänge herstellen, die dann einer näheren Überprüfung nicht standhalten können. Sein Anliegen, sich vom Zwang des Kleidung-Tragens weg zubewegen, ist sehr unterstützungswert und wird von mir durchaus mitgetragen. Aber er geht das Problem, warum dieser Zwang zur Kleidung besteht, nicht an. Er versucht eine moralische Keule zu schwingen, die schon aus ihrer Begründung heraus wirkungslos ist. Die Argumentation muss in sich schlüssig sein, muss sich als begründet erweisen und darf nicht den Charakter eines Scheingefechts erwecken.
Zu diesem Thema kann man verschiedene Argumentationswege gehen. Abewr man sollte diesen Argumentationsweg, den man gehen will, auch konsequent einhalten, stimmig begründen und Gedankengänge aus anderen Argumentationssträngen nur dann nutzen, wenn diese zur Kernargumentation in einer festen Beziehung stehen.
Eule hat geschrieben:
Welchen negativen Einfluss hat es auf die Natur, wenn ich Kleidung trage?
Unter der Annahme, dass man Kleidung nicht kauft wenn man sie nicht trägt (ok, jetzt werde ich utopisch), siehe oben.
Ist die von dir geäußerte Annahme realistisch? Nein, ist sie nicht. Denn die Situation, dass der Mensch keine Kleidung mehr benötigt, wird es auch in der Zukunft nicht geben. Selbst wenn wir außerhalb der Eiszeit leben würden, benötigen wir die Kleidung, um uns vor der Sonnenstrahlung zu schützen. Wir werden auch Kleidung für verschiedene Berufe benötigen. Die Zeit, wo der Mensch ohne Kleidung sein Leben gestalten konnte, sind schon lange vorbei. Worüber man sich Gedanken machen sollte ist die Frage, wie wir die Kleidung mit einem geringstmöglichen Nachteil für die Natur herstellen und entsorgen können. Jetzt bin ich kein Textilfachmann, aber diese Frage scheint mir noch nicht im Fokus zu stehen.
Das Argument mit dem Waschen der Wäsche ist ebenfalls nicht stimmig. Wir können die Wäsche auch so waschen, dass die Abwässer keine Belastung für die Natur darstellen. Nur machen wir es nicht, weil dieses einen sehr hohen Arbeitsaufwand erfordert. Wer sich mit der Geschichte des Wäschewaschens beschäftigt, wird hier auf Erkenntnisse stoßen, die für den heutigen Menschen undenkbar sind. Denn der heutige Mensch kennt nur die modernen Waschmittel und hält diese für so naturgegeben. Ein Irrtum aus einem Nichtwissen heraus.
Der Thread-Starter hat hier ein sehr interessantes Thema aufgegriffen, welches in diesem Zusammenhang selten erörtert wird. Einem Gedankengang, dem man sich wirklich nähern sollte. Aber Vorsicht vor zu schnellen Schlussfolgerungen, denn diese gehen in der Regel fehl.