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Gesundheitswahn

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Zett » Sa 23. Mai 2015, 19:59

Da ich mit diversen Schreibverboten belegt wurde, möchte ich nur meinen gelöschten Beitrag (um evtl. Kritisches gekürzt) nochmals zum Besten geben, da er zum Thema Gesundheitswahn passt:

Meine Frau erzählte mir gestern: Neu! Studie habe (wiedermal) ergeben, 3-4 Tassen Kaffee sei gut für die Herzkranzgefäße. Da müsste man einfach mal nähere Informationen zu solchen Studien haben.
Man kann mit großen Aufwand (und viel Geld) ja eine Menge herausfinden. Befragt man mit guten Fragen 10.000 Leute über mindestens 10 Jahre kann ein ordentliches Statistikprogramm tatsächlich alle anderen Einflüsse wie Übergewicht, Schichtarbeiten, andere Erkrankungen, Sport, Essgewohnheiten und alles sonstige wegrechnen, so dass am Ende der reine Einfluss des Kaffees übrigbleibt. Dies wird dann in Form einer Wahrscheinlichkeit ausgegeben. Ist diese über 95% gilt dies in der Wissenschaft als ein tatsächlicher Zusammenhang. Wissenschaftlich sagt man dann in diesem Beispiel: Mit einer über 95%igen Wahrscheinlichkeit führen 3-4 Tassen Kaffee am Tag zu einer verbesserten Durchblutung der Herzkranzgefäße. In der einfachen Zeitung steht dann nur: In einer Studie wurde nachgewiesen, dass 3-4 Tassen Kaffee am Tag zu einer verbesserten Durchblutung der Herzkranzgefäße führt.

Das große Problem bei all den Studien ist, dass man deren Qualität als Außenstehender nicht nachvollziehen kann. Während man im Beispiel mit einer unabhängigen, Millionen Euro teuren Studie tatsächlich so etwas herausfinden kann, stecken meist wesentlich kleinere, mäßig gemachte Studien dahinter, deren Ergebnis mehr Kaffeesatzleserei ist, sprich das Ergebnis ein eher zufälliges, das mit der Realität nicht übereinstimmen muss. Wenn Geldgeber dahinterstecken, die ein finanzielles Interesse an einem bestimmten Ergebnis haben, ist es natürlich noch schlimmer.

Aber wie kann man das Problem grundsätzlich angehen? Wir werden überschüttet von Informationen, können die Qualität und Glaubwürdigkeit aber kaum nachprüfen.

 

Re: Gesundheitswahn

Beitrag von guenni » Sa 23. Mai 2015, 22:08

Zett hat geschrieben:Das große Problem bei all den Studien ist, dass man deren Qualität als Außenstehender nicht nachvollziehen kann. Während man im Beispiel mit einer unabhängigen, Millionen Euro teuren Studie tatsächlich so etwas herausfinden kann, stecken meist wesentlich kleinere, mäßig gemachte Studien dahinter, deren Ergebnis mehr Kaffeesatzleserei ist, sprich das Ergebnis ein eher zufälliges, das mit der Realität nicht übereinstimmen muss. Wenn Geldgeber dahinterstecken, die ein finanzielles Interesse an einem bestimmten Ergebnis haben, ist es natürlich noch schlimmer.

Aber wie kann man das Problem grundsätzlich angehen? Wir werden überschüttet von Informationen, können die Qualität und Glaubwürdigkeit aber kaum nachprüfen.


ganz einfach: sich nicht dem gesundheitswahn hingeben und auch nicht studien überbewerten, die diesem gesundheitswahn futter geben.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Aria » So 24. Mai 2015, 13:12

guenni hat geschrieben:ganz einfach: sich nicht dem gesundheitswahn hingeben und auch nicht studien überbewerten, die diesem gesundheitswahn futter geben.
Ganz so einfach ist es nicht, guenni, denn man glaubt Studien, die die eigene Meinung stützen, automatisch mehr als solchen, die ihr widersprechen – egal wer sie produziert oder veröffentlicht hat.

Mehr auf der sicherer Seite – aber nicht sicher! - ist man, wenn sie von einer Zeitung oder Zeitschrift veröffentlicht und kommentiert wird, die bekannt für kritischen Journalismus ist. Das sind in meinen Augen die Süddeutsche, die FAZ und die Zeit. Zeitschriften wie Stern, Focus oder Spiegel müssen Schlagzeilen produzieren, um gekauft zu werden. Das trifft auch auf die ganzen Boulevardblätter zu, wovon wir allein in München 3 Stück haben (AZ, TZ und Bild), die in dieser Hinsicht alle gleich sind, aber um zu wissen, was in der Stadt und der Umgebung los war oder ist, sind sie für manche gleichwohl unverzichtbar.

Das Problem, das Zett schildert, ist längst erkannt – weil auch die sog. seriösen wissenschaftlichen Zeitschriften mitunter Studien veröffentlichen, von denen es hinterher heißt, sie seien gekauft gewesen. In der Regel werden solche Artikel dann zurückgezogen, aber die breite Öffentlichkeit erfährt davon nichts oder nur selten.

Es gibt noch ein weiteres Problem: Wenn eine Studie die gewünschten Ergebnisse voraussichtlich nicht liefern wird, wird sie einfach beendet, ohne dass das bekannt wird. Oder sie werden vorzeitig beendet, wenn die Ergebnisse passen. Dennoch gibt es hier nicht nur schwarz und weiß. Siehe dazu auch Aufhören, wenn die Daten passen – Zitat:

Dann kann eine Studie vorzeitig abgebrochen werden, etwa weil das neue Medikament besser wirkt als Vergleichspräparate, weil zu häufig Nebenwirkungen auftraten oder weil die Studie wenig Aussicht hat, verwertbare Ergebnisse zu zeigen.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von ostfriesenpaar » So 24. Mai 2015, 13:24

Aria hat geschrieben:Ganz so einfach ist es nicht, guenni, denn man glaubt Studien, die die eigene Meinung stützen, automatisch mehr als solchen, die ihr widersprechen – egal wer sie produziert oder veröffentlicht hat.

Das stimmt und ich finde es auch gut so.

Ich belüge mich lieber manchmal selbst und steigere dann damit meine Lebensgefühl mental ungemein.
Besser, als ständig ein schlechtes Gewissen zu haben.

Auch im Bezug auf eigene Erkrankungen ist es rein psychisch viel hilfreicher positiven Prognosen von Studien mehr zu glauben, als den negativen.

 
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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Eule » So 24. Mai 2015, 13:44

Wer eine Studie richtig lesen und interpretieren will, sollte diese Studie nicht nur vom Ergebnis her betrachten. Zu jeder Studie gehört eine Fragestellung und erst wenn ich diese Fragestellung im Originaltext kenne, mir die Methodik der Studie mit den Ausgrenzungskriterien bekannt ist, kann ich das Ergebnis richtig würdigen. Aria, deine Vermutung:
Wenn eine Studie die gewünschten Ergebnisse voraussichtlich nicht liefern wird, wird sie einfach beendet, ohne dass das bekannt wird. Oder sie werden vorzeitig beendet, wenn die Ergebnisse passen.
würde bedeuten, dass die Studien falsche Ergebnisse liefern und somit gefälscht wären. Vor Jahren hat ein jap. Professor sich so eine gefälschte Studie geleistet und er hoffte, damit den Nobelpreis zu erhalten. Als ihm aber nachgewiesen wurde, wo er diese Studie gefälscht hatte, durfte er seinen Hut nehmen.

In der Presse werden solche Studien in der Regel verkürzt dargestellt und oftmals von den Journalisten, die darüber berichten, nicht verstanden. Bei Presseveröffentlichungen gehe ich daher dazu über, mir die Veröffentlichung dieses Gutachtens in verschiedenen Presseerzeugnissen anzusehen und zu vergleichen. Dort, wo diese Berichte sich entsprechen, liegst du in der Regel richtig, und dort, wo diese Berichte voneinander abweichen, musst du vorsichtig sein. Mit dieser Methode bin ich bislang recht gut gefahren.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Aria » Mo 25. Mai 2015, 13:47

Eule hat geschrieben: Aria, deine Vermutung:
Wenn eine Studie die gewünschten Ergebnisse voraussichtlich nicht liefern wird, wird sie einfach beendet, ohne dass das bekannt wird. Oder sie werden vorzeitig beendet, wenn die Ergebnisse passen.
würde bedeuten, dass die Studien falsche Ergebnisse liefern und somit gefälscht wären.
Nein –siehe Folgendes:

Klinische Studien – Zitat:

Ergebnisse klinischer Studien müssen bald veröffentlicht werden – auch die negativen. Mit der jetzt beschlossenen Neuregelung will die EU die Transparenz im Gesundheitssystem erhöhen.

Bisher war es möglich, eine Studie, deren erste Ergebnisse die Erwartungen nicht bestätigten, klammheimlich zu beenden und nicht zu publizieren. Das war bewusste Irreführung der Öffentlichkeit.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Zett » Mo 25. Mai 2015, 14:19

Aria hat geschrieben:Bisher war es möglich, eine Studie, deren erste Ergebnisse die Erwartungen nicht bestätigten, klammheimlich zu beenden und nicht zu publizieren. Das war bewusste Irreführung der Öffentlichkeit.

Wir müssen erkennen, dass wir den richtig entscheidenden Schritt in der Wissenschaft weg vom finsteren Mittelalter noch nicht geschafft haben. Wir produzieren zwar das Tausenfache an Informationen aber qualitativ gesichertes Wissen ist so rar wie damals.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Aria » Mo 25. Mai 2015, 14:42

Zett hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Bisher war es möglich, eine Studie, deren erste Ergebnisse die Erwartungen nicht bestätigten, klammheimlich zu beenden und nicht zu publizieren. Das war bewusste Irreführung der Öffentlichkeit.
Wir müssen erkennen, dass wir den richtig entscheidenden Schritt in der Wissenschaft weg vom finsteren Mittelalter noch nicht geschafft haben.
Stimmt. Aber wie sollten wir das schaffen, schließlich sind wir heutigen nicht viel anders als die Menschen im Mittelalter. Oder die zur Zeit der Römer oder noch früher.

 
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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Eule » Mi 27. Mai 2015, 02:38

@ Aria
Eule hat geschrieben:
Aria, deine Vermutung:

Wenn eine Studie die gewünschten Ergebnisse voraussichtlich nicht liefern wird, wird sie einfach beendet, ohne dass das bekannt wird. Oder sie werden vorzeitig beendet, wenn die Ergebnisse passen.

würde bedeuten, dass die Studien falsche Ergebnisse liefern und somit gefälscht wären.

Nein –siehe Folgendes:

Klinische Studien – Zitat:

Ergebnisse klinischer Studien müssen bald veröffentlicht werden – auch die negativen. Mit der jetzt beschlossenen Neuregelung will die EU die Transparenz im Gesundheitssystem erhöhen.

Bisher war es möglich, eine Studie, deren erste Ergebnisse die Erwartungen nicht bestätigten, klammheimlich zu beenden und nicht zu publizieren. Das war bewusste Irreführung der Öffentlichkeit.
Bitte werfe jetzt nicht Äpfel und Birnen durcheinander. Ob eine Firma die von ihr bezahlten wissenschaftlichen Untersuchungen veröffentlicht oder nicht, hat keine Auswirkung auf die Methodik dieser Untersuchung. Hier kannst du den Firmen nur eine verchleiernde Informationspolitik vorwerfen, aber nicht von gefälschten wissenschaftlichen Aussagen sprechen. Dass du dich von den Firmen getäuscht fühlst, ist berechtigt. Unberechtigt ist dein Vorwurf an die Wissenschaft, sie, die Wissenschaft, würde Untersuchungen abbrechen, wenn das gewünschte Ergebnis nicht einträte. Das, was die Firmen machen ist die eine Sache, und das, was die Wissenschaft hervor bringt, eine andere.

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Re: Gesundheitswahn

Beitrag von Zett » Mi 27. Mai 2015, 07:46

Es gibt nicht DIE Wissenschaft. Es gibt - wie überall - viel mäßig bis schlecht gemachte Wissenschaft/Forschung und es gibt wenig hervorragende Wissenschaft, unabhängig davon, ob einem das Ergebnis gefällt.
Und es gibt die Massenmedien, die bestimmen, welche "wissenschaftlichen" Ergebnisse wie oft übers Volk geschüttet werden. Die gar nicht veröffentlicht werden haben logischerweise Null Chance, dort anzukommen. Die die ständig ins Gehirn gegossen werden, setzen sich irgendwann als "Wahrheit" fest.

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