von Hans H. » Mi 3. Feb 2016, 21:15
Diese ganze Diskussion hat an allen Ecken wahre Einzel-Fakten zum Hintergrund, von denen aber jeder einzelne nicht verallgemeinert werden darf. Auch das Ergebnis von Warentest war nur eine Stichprobe, die ganz anders ausgesehen hätte, wenn man gezielt bestimmte andere Produkte einbezogen hätte. Deshalb ist es für den Laien, der sich mit Chemie nicht auskennt und nicht weiß, wo was drin ist, vollkommen unmöglich, diese Sache zu beurteilen.
Beispiel Äpfel:
diese jetzt im Biomarkt zu kaufen, ist in vielen Fällen ökologischer Irrsinn, weil viele davon aus Südamerika stammen (2-3 Kg Kerosinverbrauch pro Kg Obst!). Eventuelle Pestizidreste auf Äpfeln der Bauern hier vor Ort sind in der Regel gar nicht vorhanden, und wenn, dann sind sie weniger schädlich, als das Patulin, das Bioäpfel nahezu immer enthalten (kleine dunkle Punkte auf der Schale; dieser Pilz erzeugt es).
Beispiel Getreide:
Es wurde schon erwähnt, dass es sehr gefährliche Pilzgifte enthalten kann, aber da viel Getreide aus Russland und China importiert wird und viel zu wenig kontrolliert werden kann, ist das Brot von Großbäckereien ein Glücksspiel. Das kann mal ganz frei von Pestiziden sein, enthält diese aber auch manchmal in unzulässig hohen Mengen. Ich kaufe es meistens von einem kleinen, sehr guten Bäcker in der Nähe - solche gibt es zum Glück noch - manchmal aber auch im Bioladen, je nachdem, was es gerade gibt. Und Dinkelbrot sowie manche andere gute Mischungen mit alten Getreidesorten sind ja auch längst nicht mehr eine Domäne nur der Bioläden.
Beispiel Obst aus dem Ausland:
Spanische Orangen sind zurzeit sehr gut und da man sie schält, sind auch die behandelten unbedenklich (das mit dem Schälen gilt ebenso bei Bananen). Kritisch sind oft Ananas. In Costa rica ist in großen Bereichen bereits das Grundwasser so mit Pestiziden belastet, dass die Menschen ihr Trinkwasser per LKW bekommen müssen. Bei den Ananas aus diesen Plantagen wurden schon um ein Vielfaches über den Grenzwerten liegende Belastungen festgestellt. Dennoch gibt es aus Costa rica auch Bio-Ananas. Hoffentlich stimmt´s auch und nicht nur auf dem Etikett... Grundsätzlich muss man bei allen leicht verderblichen Südfrüchten mit sehr hohen Belastungen rechnen, oder sie sind steinhart (und sauer, weil total unreif, wie Bio-Mango in der letzten Zeit), dass man damit einen Nagel in die Wand hauen könnte.
Beispiel Käse und Wurst:
Da verzichten die guten Biohersteller (nicht alle!) z.B. auf Nitrit. Das ganze Herstellverfahren muss darauf abgestimmt sein und entspricht einem ursprünglicheren Verfahren. Kaum einer, der mal Wurstwaren von "Chiemgauer Naturfleisch" probiert hat, sagt nicht, dass es viel besser schmeckt, als alles andere von normalen Wursttheken. Und außerdem ist die Masse an Nitrit, die von den meisten Menschen konsumiert wird, weit oberhalb der Empfehlungswerte für das tägliche Maximum. Ähnlich beim Käse: der Gouda vom Biomarkt ist nur mit dem zu vergleichen, den man direkt in Amsterdam auf dem Käsemarkt bekommt, aber alles Andere was man hier kaufen kann schmeckt nicht mehr, wenn man den probiert hat. Das gilt ebenso für einige (natürlich nicht alle) andere Sorten. Ich kaufe auch sehr gern im normalen Laden französische Käse, die schließlich nie Nitrit enthalten (dort für Käse nicht zugelassen).
Also, ich hör mal damit hier auf und wollte hauptsächlich zeigen, dass es für den Normalbürger undurchschaubar ist. Aber leicht zu beachten ist: Was besser schmeckt, ist oft auch besser, was weit über den Ozean geflogen wird, sollte man meiden, Äpfel aus dem Kühlhaus sind im Februar in der Ökobilanz besser als die von Südamerika und in der Qualität meistens auch. Und je mehr industriell zubereitet (Dosen, Fertiggerichte) desto mehr überflüssige Zusatzstoffe sind enthalten, von denen aber der überall darin viel zu viel enthaltene Zucker am bedenklichsten von allen ist!
Noch zurück zum Einwand von Aria:
Grundsätzlich richtig, dass Obst gewaschen und damit in der Regel hygienisch einwandfrei wird. Bei Salat ist es aber vollkommen unmöglich, durch handwarmes Waschen die Bakterien daraus zu entfernen. Auch EHEC kann über Salat übertragen werden. Deshalb ist Selbstbedienung bei Kopfsalat und ganz besonders Feldsalat ein Unding. Da macht es bei uns Rewe besser als Alnatura! Beiletzterem grabscht jeder darin herum und wühlt, um solche mit einem braunen Blatt zu vermeiden. Die vorverpackten Verkaufseinheiten bei Rewe waren zuletzt in weich-Pappe (Material wie für Eierschachteln) mit hauchdünner Schutzfolie oben darauf, also nur einer winzigen Folienmenge. Außerdem sind solche Verpackungs-Folien wegen der extrem hohen Recycling-Quote (von der andere EU-Länder weit entfernt sind) bei uns kein ökologisches Problem.
Zur Sache mit den Bio- und nicht Bio-Eiern:
dazu wurde schon veröffentlicht, dass wesentlich mehr Bio-Eier verkauft, als produziert werden. Aber an nicht Bio-Eiern ist mir nichts Bedenkliches bekannt. Bei Eiern kommt es in erster Linie auf die gesunde Tierhaltung und gute Fütterung an, damit sie gut schmecken. Der Geschmacksunterschied zwischen denen hier vom Bauern und den billigen vom Supermarkt ist riesig. Die vom Supermarkt würde ich im Geschmack als seifig bezeichnen. Die vom Biomarkt sind in der Geschmacks-Qualität nahe an denen vom Bauern, aber nicht ganz dran.
Angeblich soll der Dotter bei guter Fütterung hellgelb sein und ein dunkelgelber Dotter bestimmte Futterzusatzstoffe anzeigen, die zwar die Menge erhöhen, aber die Qualität verringern. Dies hat mir eine Tiroler Bäuerin mal gesagt, bei der es die besten Eier gab, die ich je hatte.