Eule hat geschrieben:Aria hat geschrieben:Wenn z.B. ein Erzbischof etwas sagt oder tut, was mir sauer aufstößt, dann zitiere ich das. Ginge es nach dir, dürfte ich das nicht tun, sondern höchstens nur die salbungsvollen Äußerungen der Führungskräfte der Kirche kolportieren.
Nein, wenn ein Erzbischof etwas sagt, was dir sauer aufstößt, so sollst du dieses ruhig darlegen. Was du nicht sollst, ist uns religiösen Menschen zu unterstellen, unbedingt der gleichen Meinung zu sein. Ich bin mit Vielem, was Ratzinger als Kardinal oder als Papst sagte, nicht einverstanden und kritisiere dieses auch deutlich.
Deutlich? Du sagst höchstens, dies und jenes ist nicht schön, aber …
Eule hat geschrieben:Aria hat geschrieben:Und weil die katholische Kirche autoritär regiert wird, ...
Die kath. Kirche ist keine Demokratie. Sie hat jedoch auch niemals einen derartigen Anspruch für sich in Anspruch genommen.
Nicht für sich in Anspruch genommen? Und, macht dies eine Diktatur besser?
Eule hat geschrieben:Aria hat geschrieben: ... um sich von der Judenhetze ihres Gründers Martin Luther zu distanzieren.
Du musst bitte nicht vergessen, dass das Wissen der heutigen Zeit sich erst hat bilden müssen. Du kannst geschichtliche Ereignisse nicht nur aus der heutigen Sicht beurteilen und kritisieren.
Heutige Sicht? Spätestens seit dem III. Reich weiß jedes Kind, dass Luther ein erbärmlicher Judenhetzer war –
Zitat:
Man solle:
ihre Synagogen niederbrennen,
ihre Häuser zerstören und sie wie Zigeuner in Ställen und Scheunen wohnen lassen,
ihnen ihre Gebetbücher und Talmudim wegnehmen, die ohnehin nur Abgötterei lehrten,
ihren Rabbinern das Lehren bei Androhung der Todesstrafe verbieten,
ihren Händlern das freie Geleit und Wegerecht entziehen,
ihnen das „Wuchern“ (Geldgeschäft) verbieten, all ihr Bargeld und ihren Schmuck einziehen und verwahren,
den jungen kräftigen Juden Werkzeuge für körperliche Arbeit geben und sie ihr Brot verdienen lassen.Trotz dieser eindeutigen Faktenlage hat die evangelische Kirche nach dem Krieg jetzt 70 Jahre gebraucht, um von sich von Luthers Hetzschriften zu distanzieren. Das sagt alles über diese Kirche.
Eule hat geschrieben:Deine Geschichtssicht und die heutigen Geschehnisse werden von dir hier sehr vordergründig gesehen. So einfach kann und darf man es sich nicht machen.
Was, frage ich dich, ist an der obigen Sichtweise über die evangelische Kirche vordergründig?
Eule hat geschrieben:Ich denke, dass dein unreflektierter Konflikt mit der kath. Kirche dich dazu verleitet, so simpel zu argumentgieren.
Was schwarz ist, nenne ich schwarz, was weiß ist, nenne ich weiß – wo agiere ich hier unreflektiert?
Eule hat geschrieben:Aria hat geschrieben:Aber was es nach wie vor gibt, sind Teufelsaustreibungen.
Diese deine Kritik am Exorzismus teile ich mit dir. Dieses ist ein Verfahren, welches durch die Aufklärung und die Forschungen seit Freud keinen Platz im modernen Weltbild haben sollte. Aber es wird schwierig sein, dort, wo Emotionen vor Ratio herrscht, dieses veraltete Denken und Empfinden zu überwinden.
Dass das Volk von den Emotionen beherrscht wird, muss man nicht noch unterstützen, in dem die Kirche ihm immer mehr Exorzisten zur Verfügung stellt. Das Führungspersonal der Kirche besteht doch aus lauter studierten Leuten!
Eule hat geschrieben:Ich kann dir nur berichten, dass in meiner Schulzeit, die ich in einer kath. Konfessionsschule verbrachte, wir Ende der 50ger und Anfang der 60ger Jahre uns sehr kritisch zum Exerzismus verhalten haben und dieses als ein unverantwortliches Handeln der Exorzisten bewerteten. Diese gleiche Haltung hatte ich während meines Studiums an einer kath. Hochschule und diese Haltung wurde ebenso von der Hochschulleitung getragen. Der Exorzismus ist somit innerhalb der kath. Kirche höchst umstritten.
Höchst umstritten? Das ich nicht lache – hier noch einmal das Zitat aus
welt.de:
Dass die Kirche immer mehr Exorzisten ernennt, sei eine Reaktion darauf, dass die Nachfrage in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, berichtet Slawomir Sosnowski, Pfarrer und Exorzist im Auftrag des Bistums Lodz.
Damit handelt die polnische Kirche ganz im Sinne des Vatikans, denn der beschloss 2008, dass in Zukunft jede der rund 3000 Diözesen einen Exorzisten haben soll. In Polen kommen jetzt schon drei Exorzisten auf eine Diözese.Im Klartext: Mögen die deutsche Bischöfe noch so distanziert zu den Teufelsaustreibungen stehen, wenn der Diktator im Vatikan, der Papst also, das anders sieht, geschieht eben das, was geschieht: Den gläubigen Völkern werden so viele kirchlich approbierte Exorzisten geliefert wie die sich wünschen.
Eule hat geschrieben:Aria hat geschrieben:Auch das ist ein Zeichen des gesellschaftlichen Wandels, denn in den 70er Jahren gab es in Polen lediglich einen Exorzisten, aber ich bin mir sicher, Tim und Eule werden das ganz anders sehen.
Warum sollen Tim und ich diese deine Aussage anders sehen?
Weil ihr beide noch nie ein Zeichen des gesellschaftlichen Wandels gesehen habt, wenn ich es hier postulierte.
Eule hat geschrieben:Weißt du, Tim und ich haben nichts gegen Fakten. Es kommt jedoch darauf an, wie diese Fakten bewertet und genutzt werden.
Komm, Eule, am liebsten wäre Tim und dir, man würde keine Fakten nennen, die die Religionen und Ideologien schlecht da stehen lassen. Wobei die Betonung bei euch beiden auf Religionen liegt, denn zumindest vom Tim kommt jedes Mal der Verweis, dass die Kommunisten auch nicht besser, ja noch schlechter gewesen seien. Oder das man bei allen von den Nazis begangenen Gräuel nicht vergessen dürfe, was die Kommunisten angerichtet haben.
So sieht Relativierung aus: Die Nachsicht mit eigenen Gesinnungsgenossen. Geschieht dauernd, auch jetzt noch. Eine gewisse Tatjana Festerling hat bei einer Pegida-Kundgebung gefordert – Zitat:
die volksverhetzenden Eliten mit Mistgabeln aus den Parlamenten, den Gerichten, den Kirchen und den Pressehäusern zu prügeln.Dazu schreibt die Süddeutsche heute – Zitat:
Das ist die Wortwahl der Nazis in der Weimarer Republik. Das ist Aufruf zur Gewalt. Das ist eine Straftat. Wenn aus einer Demonstration heraus Straftaten begangen werden, kann die Polizei sie auflösen. In Dresden geschieht das nicht. Festerling kann weiter reden, bis heute.Nicht die Masse bei einer Demonstration ist gefährlich, sondern die geistigen Brandstifter. Wir Deutsche wissen das.
Dennoch werden jetzt manche wieder sagen: Man müsse die Leute verstehen …
Auch das ist ein Zeichen des gesellschaftlichen Wandels: Was gestern noch unmöglich schien, ist heute ohne weiteres wieder möglich. Mit dem Segen der Behörden, die anscheinend nicht (mehr) wissen, was in unserem Grundgesetz steht.