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Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Eule » Sa 23. Jul 2016, 23:14

@ Shiva205
Nacktheit und Sexualität sind kulturgeschichtlich indirekt miteinander verbunden, dadurch, dass die Kulturen Bekleidungsregeln eingeführt haben um sexuelle Aktivitäten zu unterbinden.
Eine recht gewagte ab er kaum zu beweisende These. Ich halte diese schlichtweg für nicht zutreffend.
Sobald diese Regeln ausser Kraft gesetzt werden und man nackt herumlaufen darf, können die natürlichen Auslöser der Sexualität - Anblick eines gegengeschlechtlichen Menschen, an dem man sich erfreut - erst mal wieder wirken.
Diese deine Aussage unterstellt bei den sog. "Nacktläufern" (Völker, die ohne Kleidung leben) einen höheren Grad an sexueller Empfindung, als bei den bekleideten Völkern. Mir ist eine derartige Beobachtung, die zu einer solchen Aussage führen könnte, nicht bekannt.
Das heisst natürlich nicht, dass sofort auch sexuelle Kontakte stattfinden - aber der veränderte Wahrnehmungsraum macht erst mal etwas mit uns - eine andere Sinnlichkeit der Wahrnehmung, die zuvor verhindert war.
Gut, dieser Satz ist die logische Schlußfolgerung deines vorangegangenen Satzes, ohne den Wahrheitsgehalt der zuvor aufgestellten Aussage stützen zu können.

Shiva205, du musst dich mal davon lösen, dass die moralischen Vorstellungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts die generell gültigen Moralvorstellungen der Geschichte darstellten. Wenn auch viele religiös konservativ denkende Menschen dieses so sehen, so entspricht dieses jedoch nicht der geschichtlichen Wahrheit.

Wenn diese deine Meinung, dass
... diese Regeln ausser Kraft gesetzt werden und man nackt herumlaufen darf, können die natürlichen Auslöser der Sexualität - Anblick eines gegengeschlechtlichen Menschen, an dem man sich erfreut - erst mal wieder wirken
zuträfe, dann müssten wir bekleidete Menschen einen Mangel an sexuellen Impulsen leiden und somit verstört sein. Nicht die Kleidung, nicht der Zustand oder die Vollständigkeit der Kleidung bestimmt mein sexuelles Leben. Ich finde in der Tat einen Menschen nicht deswegen interessant, nur weil dieser Mensch keine oder eine knappe Kleidung trägt.

Weiter fällt mir bei deiner Aussage auf, dass du dich nur auf gegengeschlechtliche Personen beziehst. Wie ist es den bei den Personen, die gleichgeschlechtlich orientiert sind? Oder kennst du die gleichgeschlechtliche Sexualität nicht?

Überdenke mal diese deine Aussage und frage dich, ob diese nicht aus einer zu engen religiösen Sicht gespeist wurde.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Hans H. » So 24. Jul 2016, 00:13

Eule hat geschrieben:... , ob diese nicht aus einer zu engen religiösen Sicht gespeist wurde.

Diese Sicht kann meiner Meinung nach auch dadurch entstehen, dass man das eigene Empfinden in dem Moment, wenn man als einer, der in unserer bekleideten Kultur aufgewachsen ist, erstmalig einen FKK-Bereich betritt, auf alle Menschen projiziert und verallgemeinert und dabei davon ausgeht, dass dieses Empfinden jeder haben müsse, auch wenn er in einer nackten Gesellschaft ausgewachsen ist. Dieses Projizieren auf nicht vergleichbare Grund-Situationen ist eines der großen Probleme dieser Diskussion, denn viele können sich nicht davon lösen, dass zunächst einmal unser Empfinden in vielen Situationen nicht das angeborene sondern das durch die Kultur und Erziehung geprägte Empfinden ist. Dieses ist allerdings auch sehr fest in uns "einprogrammiert". Deshalb braucht es sehr klare, wissenschaftliche Beobachtung, um herauszufinden was wirklich angeboren und nicht unbewusst gelernt ist.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Aria » So 24. Jul 2016, 18:03

Shiva205 hat geschrieben:Nacktheit und Sexualität sind kulturgeschichtlich indirekt miteinander verbunden, dadurch, dass die Kulturen Bekleidungsregeln eingeführt haben um sexuelle Aktivitäten zu unterbinden.
Bild


Eule hat geschrieben:
Shiva205 hat geschrieben:Nacktheit und Sexualität sind kulturgeschichtlich indirekt miteinander verbunden, dadurch, dass die Kulturen Bekleidungsregeln eingeführt haben um sexuelle Aktivitäten zu unterbinden. Sobald diese Regeln ausser Kraft gesetzt werden und man nackt herumlaufen darf, können die natürlichen Auslöser der Sexualität - Anblick eines gegengeschlechtlichen Menschen, an dem man sich erfreut - erst mal wieder wirken.
Diese deine Aussage unterstellt bei den sog. "Nacktläufern" (Völker, die ohne Kleidung leben) einen höheren Grad an sexueller Empfindung, als bei den bekleideten Völkern. Mir ist eine derartige Beobachtung, die zu einer solchen Aussage führen könnte, nicht bekannt.
Natürlich nicht, denn die Aussage Shiva205s impliziert eben nicht, dass die Naturvölker sexuell aktiver sind – das ist allein auf deinem Mist gewachsen.

Zum x-ten Male: Jemand der mit Kleidung sozialisiert worden ist und sich ggf. nur zum Sex auszieht, für den hat die Nacktheit eine andere (erotische) Komponente als für jemand, der den ganzen Tag nackt herumläuft. Wird jemand in unserer Kultur zum FKK-ler, für den verliert sich mit der Zeit der (sexuelle) Reiz der Nacktheit natürlich.

Eule hat geschrieben:Shiva205, du musst dich mal davon lösen, dass die moralischen Vorstellungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts die generell gültigen Moralvorstellungen der Geschichte darstellten. Wenn auch viele religiös konservativ denkende Menschen dieses so sehen, so entspricht dieses jedoch nicht der geschichtlichen Wahrheit.
Natürlich bestimmen die moralischen Vorstellungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nach wie vor unser denken, sonst würde es nicht so viele Vorbehalten gegenüber der FKK geben: Von 80 Millionen sind vielleicht 80.000, die hierzulande FKK praktizieren, da sind 0,1 Prozent. Der Grund dafür? Die alten moralischen Vorstellungen!


Hans H. hat geschrieben:
Eule hat geschrieben:... , ob diese nicht aus einer zu engen religiösen Sicht gespeist wurde.

Diese Sicht kann meiner Meinung nach auch dadurch entstehen, dass man das eigene Empfinden in dem Moment, wenn man als einer, der in unserer bekleideten Kultur aufgewachsen ist, erstmalig einen FKK-Bereich betritt, auf alle Menschen projiziert und verallgemeinert und dabei davon ausgeht, dass dieses Empfinden jeder haben müsse, auch wenn er in einer nackten Gesellschaft ausgewachsen ist. Dieses Projizieren auf nicht vergleichbare Grund-Situationen ist eines der großen Probleme dieser Diskussion, denn viele können sich nicht davon lösen, dass zunächst einmal unser Empfinden in vielen Situationen nicht das angeborene sondern das durch die Kultur und Erziehung geprägte Empfinden ist.
Dem stimme ich zu.

 
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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Eule » So 24. Jul 2016, 23:02

@ Hans H.
Diese Sicht kann meiner Meinung nach auch dadurch entstehen, dass man das eigene Empfinden in dem Moment, wenn man als einer, der in unserer bekleideten Kultur aufgewachsen ist, erstmalig einen FKK-Bereich betritt, auf alle Menschen projiziert und verallgemeinert und dabei davon ausgeht, dass dieses Empfinden jeder haben müsse, auch wenn er in einer nackten Gesellschaft ausgewachsen ist.
Dieser deiner Aussage kann ich voll zustimmen. Nur beginnt deine Betrachtung mit der Situation der Personen unserer jetzigen Zeit. Ich hingegen habe auf eine Betrachtung der Problematik aus der historischen Sicht hingewiesen, die eine unterschiedliche Betrachtungsweise dieser Problematik eröffnet.
Dieses Projizieren auf nicht vergleichbare Grund-Situationen ist eines der großen Probleme dieser Diskussion, denn viele können sich nicht davon lösen, dass zunächst einmal unser Empfinden in vielen Situationen nicht das angeborene sondern das durch die Kultur und Erziehung geprägte Empfinden ist.
Alles was mit einer moralischen Beurteilung versehen ist, ist stets das Produkt, das Ergebnis, eines Lern- und Erziehungsprozesses. Es gibt hier kein "angeborenes" Verhalten und Empfinden, sondern grundsätzlich und ausschließlich nur ein erlerntes und anerzogenes.

@ Aria
Eule hat geschrieben:
Shiva205 hat geschrieben:
Nacktheit und Sexualität sind kulturgeschichtlich indirekt miteinander verbunden, dadurch, dass die Kulturen Bekleidungsregeln eingeführt haben um sexuelle Aktivitäten zu unterbinden. Sobald diese Regeln ausser Kraft gesetzt werden und man nackt herumlaufen darf, können die natürlichen Auslöser der Sexualität - Anblick eines gegengeschlechtlichen Menschen, an dem man sich erfreut - erst mal wieder wirken.

Diese deine Aussage unterstellt bei den sog. "Nacktläufern" (Völker, die ohne Kleidung leben) einen höheren Grad an sexueller Empfindung, als bei den bekleideten Völkern. Mir ist eine derartige Beobachtung, die zu einer solchen Aussage führen könnte, nicht bekannt.

Natürlich nicht, denn die Aussage Shiva205s impliziert eben nicht, dass die Naturvölker sexuell aktiver sind – das ist allein auf deinem Mist gewachsen.
Ich denke, dass du jetzt meine Aussage missverstanden hast. Es ging bei der vorliegenden Fragestellung nicht um ein spezielles Ereignis, sondern um eine grundsätzliche Feststellung.

Zum x-ten Male: Jemand der mit Kleidung sozialisiert worden ist und sich ggf. nur zum Sex auszieht, für den hat die Nacktheit eine andere (erotische) Komponente als für jemand, der den ganzen Tag nackt herumläuft.
Dieser zieht sich auch zum Duschen/Baden aus, beim Umkleiden, etc. Die Nacktheit ist bei einem nicht FKK'ler daher nicht grundsätzlich mit sexuellen Interessen verbunden.
Wird jemand in unserer Kultur zum FKK-ler, für den verliert sich mit der Zeit der (sexuelle) Reiz der Nacktheit natürlich.
Ich halte diese Aussage einfach für falsch. Diese Aussage kann nur dann so vertreten werden, wenn vorher ein religiös bedingtes falsches und beengtes Bild der Nacktheit und der Sexdualität vorhanden war. Dass es diese verengten und falsche Bilder gegeben hat und auch heute noch gibt, ist mir durchaus bekannt. Aber dieses verengte und religiös falsch gelehrte Bild ist nicht das Regelbild, selbst nicht in der oftmals zu Recht gescholtenenen kath. Kirche. Ich fordere Dich hier doch nur wiederholt auf, anzunehmen, dass das Bild, welches man dir in deiner Kindheit und Jugend vermittelte, nicht das einzig richtige Bild einer religiösen Erziehung innerhalb der kath. Kirche war und ist. Ich war bis in die Hochschule hinein und dadurch in kath. kirchlichen Bildungseinrichtungen und mir wurde ein völlig anderes religiöses Bild von der Nacktheit und der Sexualität vermittelt, als es dir vermittelt wurde. Im Unterschied zu dir scheine ich aber alle oder zumindest die meisten Erziehungs- und Bildungsvermittlungen zu kennen, die innerhalb der kath. Kirche vorhanden waren und sind. Befreie dich doch bitte von der Vorstellung, dass die moralische Enge, die dir vermittelt wurde und gegen die du dich zu Recht wehrst, allgemeine Gültigkeit hat bzw. hatte. Erst wenn du dich aus dem Gefängnis dieser Enge befreist, wirst du in der Lage sein, meine Argumente richtig zu verstehen. Dann wirst du dich auch nicht mehr von mir angegriffen oder missverstanden fühlen. So sehr ich deine klare Linie bewundere, sie wird aber leider immer noch getragen von der erlebten und anerzogenen Enge, auch wenn du glaubst, dich daraus schon befreit zu haben. Solange du keinen Abstand zu dieser Enge findest, solange du dich gegen diese Enge wehrst und sie bekämpfst, solange bist und bleibst du in ihr gefangen. Und ich wünsche dir und hoffe darum, dass dir die eigene Befreiung gelingt.

Eule hat geschrieben:
Shiva205, du musst dich mal davon lösen, dass die moralischen Vorstellungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts die generell gültigen Moralvorstellungen der Geschichte darstellten. Wenn auch viele religiös konservativ denkende Menschen dieses so sehen, so entspricht dieses jedoch nicht der geschichtlichen Wahrheit.

Natürlich bestimmen die moralischen Vorstellungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nach wie vor unser denken, sonst würde es nicht so viele Vorbehalten gegenüber der FKK geben: ...
Ich kann dir hier nur insoweit zustimmen, solange man sich nur mit den moralischen Vorstellungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts beschäftigt. Jeder, der sich jedoch mit der moralischen Entwicklung in der Geschichte beschäftigt, wird erkennen, dass es zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Auffassungen gegeben hat. Nicht jede dieser historischen Auffassungen muss unsere Zustimmung finden, zumindest bei mir finden diese nicht unbedingt meine Zustimmung, aber der Blick auf die moralische Normbildung wird dadurch erweitert. Und mit diesem erweiterten Blick wird man in die Lage versetzt, ggf. eine neue und andere moralische Normbildung zu befürworten und zu unterstützen. Hier wird nicht der Revolution das Wort geredet, sondern der Evolution.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Hans H. » Mo 25. Jul 2016, 00:05

Zum sexuellen Reiz der Nacktheit möchte ich hier noch eine weitere These aufstellen und bin schon gespannt, was Aria und Eule dazu schreiben:
Meine ersten FKK-Erfahrungen begannen in einem Alter, in dem ich noch nicht auf Mädchen geschaut habe. In dem Alter hatte die Nacktheit für mich absolut keinen sexuellen Reiz, weil ich einen solchen ja noch nicht kannte. FKK-Gebiet war beim Campingplatz Grömitz damals ausschließlich auf der Seeseite des Deiches, aber wir als Kinder hatten keine Lust bei jedem Weg über den Deich zum Zelt uns eine Hose anzuziehen, liefen also hin und wieder nackt den ganzen Weg. Das war kein Problem, aber Erwachsene hätten sich das damals mit Sicherheit nicht trauen dürfen. Wäre daran nun irgendetwas mit sexuellem Reiz gewesen, gehe ich mal davon aus, wir hätten uns auch die Hose vor dem Weg über den Deich immer angezogen.

Später, als ich dann in der Studentenzeit an die Freiburger Baggerseen ging oder wir mit minimalem Budget und mit Kinderwagen in einem 2CV nach Südfrankreich z.B. zum Plage de Pampelonne fuhren, war mein Empfinden beim ersten Ausziehen nur das Gefühl der Befreiung von den für die Sommertemperatur viel zu warmen Klamotten, aber auch wieder absolut nichts dabei, was auf einen sexuellem Reiz hindeuten könnte. Ich habe mich damals auch nie umgesehen, ob oder wie die anderen Leute schauen, wenn ich mich ausziehe (oder ob ich auch schon weit genug im FKK-Bereich drin bin - war ich allerdings oft noch nicht :-) ), ein Verhalten (dieses sich Umschauen vor dem ausziehen) das ich später bei anderen Menschen immer wieder (eigentlich recht häufig) beobachten und nie verstehen konnte.

Meine These ist nun, dass ich dieses Gefühl eines sexuellen Reizes beim nackt Ausziehen deshalb niemals kannte, weil meine ersten FKK-Erfahrungen in der vor-pubertären Zeit lagen.

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass dies bei vielen oder vielleicht auch all denen anders ist, die sich bis nach der Pubertät noch niemals fremden Menschen gegenüber ausgezogen haben, sondern überhaupt das erste Mal erst im Rahmen einer Partnerschaft in den eigenen 4 Wänden. Der Vorgang des Ausziehens bekommt dann doch von vornherein eine andere Bedeutung, wenn die ersten Erfahrungen damit, dass man sich vor einem anderen Menschen auszieht im Rahmen einer intimen Zweisamkeit erfolgte. Ich denke, das prägt sich in einen unbewussten Teil unserer Erfahrungen ein und damit bekommt das Ausziehen auch in ganz anderem Zusammenhang zunächst diese unbewusste sexuelle Komponente, die aber abtrainiert werden kann.

Auch wenn es meine ganz persönlichen Erfahrungen sind, dass es niemals bei FKK einen sexuellen Reiz gab, sondern das Körpergefühl in Bezug auf Sexualität oder Erotik vollkommen unverändert blieb gegenüber dem angezogenen Zustand, glaube ich nicht, dass ich hier als Einzelfall nichts verallgemeinern dürfte. Zumindest einige wenige kenne ich, bei denen es genauso liegt.

Natürlich wäre es interessant, wenn hierzu andere über die eigenen Erfahrungen und Empfindungen berichten würden, die nicht nur als kleine Kinder, sondern auch als Heranwachsende bereits vor der Pubertät FKK-Erfahrungen sammeln konnten.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von BOeinNackter » Mo 25. Jul 2016, 01:27

Das Argument, Scham und das sich bedecken wollen sei natürlich, wird immer wieder gern genutzt.

Dabei ist unsere Natur, wie auch immer man sie definiert, oft gar nicht so segensreich.
Der aufrechte Gang beschert uns Beschwerden, unsere Lust auf Süßes macht uns dick und wir haben häufig tierische Probleme mit unseren Emotionen.

Wer schnell aggressiv, ja gewalttätig reagiert, mag manches Gen (Verbrechergen?) in sich tragen, das hier mitwirkt. Dennoch sind die meisten Mitmenschen mit solchem Problem in der Lage, zu lernen, mit ihrer psychischen Gegebenheiten so umzugehen, daß sie keine Straftaten begehen.
Eigentlich sollten wir nicht so sehr Ursachen und Kulturgeschichten ins Feld führen.

Es kommt eigentlich darauf an, wie leicht oder schwer Emotionen und Verhaltensweisen, z.B. Schamgefühle, geändert oder aufgegeben werden können. Dazu braucht es immer zuerst gute Gründe und Bereitschaft gewohntes in Frage zu stellen.

Scham ist der Drang, Peinliches zu verbergen. Was es zu verbergen gilt, hängt an Gesetzen, Regeln, Moden und verbreiteten Ansichten. Wir, als Gemeinschaftswesen unterwerfen uns gern solchen Grenzen. Wir wollen dazu gehören, keinen Ärger bekommen und vieles im Leben ist uns wichtiger als z.B. unsere Nacktheit. Das beginnt in der Kindheit, endet aber nicht mit ihr.
Das Verbergen kann uns helfen, Teil einer Gemeinschaft zu bleiben.

Mit ihrem Handeln brechen FKKler mit verbreiteten Regeln. Dieser "Ausbruch" findet allerdings in engen Grenzen statt.
Nackt ist man nur an dafür erlaubten Orten, an denen dann wiederum Bekleidung verboten sein kann.

In meinem Verein ist der Aufenthalt in der Sauna und im Schwimmbecken nur nackt erlaubt. Ansonsten findet man oft mehr Bekleidete als Nackte auf dem Gelände. Man könnte auch sagen, daß freiwillige Nacktheit bei uns nicht so häufig stattfindet.
Sie wird immerhin akzeptiert.
Manche mögen sich ihrer Nacktheit bei gewissen Gelegenheiten sogar schämen.
Niemand macht z.B. nackt Gymnastik, zum duschen ziehen manche sich nachher aus. Ich habe es auch darum bisher vermieden, dort hin zu gehen. Aus Scham? Die Konfrontation ist mir lästig. Ich werde es trotzdem demnächst versuchen.

Nur wenige sind außerhalb des Geländes nackt (wandern), zuhause nackt, schlafen nackt, reden über ihre zeitweise Nacktheit mit Verwandten oder KollegInnen, suchen gar die Auseinandersetzung.

Die Ausgrenzung von Sexualität und Erotik bietet vielen FKKlern, die bei zuviel Offenheit um die guten Sitten fürchten, die für sie nötige Sicherheit. Immerhin ist ihnen so Nacktheit möglich. Es soll besonders Frauen geben, die unser Gelände manch öffentlichem Nacktbereich vorziehen, weil sie sich in dem begenzten Kreis sicherer fühlen.
Niemand kann sicher sagen, wie es z.B. um die Lust am sehen und gesehen werden bei uns Nackten steht. Es bleibt verborgen. Verschwiegen? Schamhaft?

Sex und Nacktheit haben nichts miteinander zu tun?

Sexualität und Nacktheit sind in fast allen Gesellschaften der Welt tabuisiert. Praktischerweise steckt man beide auch gern in einen Topf. Dabei gibt es Sex auch bekleidet.

Wenn es so ist, daß bei den meisten "normalen" Menschen, ziemlich sicher eine sexuelle Handlung folgt, wenn sie sich zuvor voreinander ausgezogen haben, kann man solchen Automatismus auch etwas schlicht, dumpf und primitiv finden.
Nacktkultur kann den Raum zwischen Sexualität und Nacktheit erweitern und dabei beides als etwas von uns bejahen.

Soll der Raum für Nacktheit wachsen oder wenigstens so bleiben, braucht es aber immer auch Einige, die sich deutlich an den gesteckten Grenzen reiben oder sie gar übertreten. Schamlos?

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Bummler » Mo 25. Jul 2016, 09:35

Hans H. hat geschrieben:
Meine These ist nun, dass ich dieses Gefühl eines sexuellen Reizes beim nackt Ausziehen deshalb niemals kannte, weil meine ersten FKK-Erfahrungen in der vor-pubertären Zeit lagen.



Zu Deiner These kann ich nichts beitragen, da meine ersten Nackt-Erfahrungen nach der Pubertät stattfanden.

Aber ein Detail scheint mir wichtig. Nämlich das der sexuelle Reiz genau dann, beim Ausziehen wirkt, oder empfunden wird!
Also von einem selber und völlig unabhängig von der Umgebung. So kann der Reiz schon wirken, wenn man allein unter der Dusche steht, oder mit anderen zusammen, von denen man überhaupt keinen sexuellen Impuls erhalten kann, weil sie entweder gleichgeschlechtlich sind oder zu alt oder hässlich usw.

Es ist also ein Reflex, dass wenn die Hose runter gezogen wird, ein Hormonschub sexuelles Verlangen auslöst, der aber bei einigen mehr, bei anderen weniger und bei manchen überhaupt nicht ausgelöst wird. Also IMMER individuell, auf die eigene Persönlichkeit bezogen.

Und das unabhängig von der Nacktheit Anderer!

Es ist also ein äußerst subjektiver Reflex, ob die eigene Nacktheit erotisch oder freiheitlich oder normal oder sonstwie empfunden wird. Insofern kann objektiv Nacktheit mit Sexualität überhaupt gar nichts zu tun haben, wie immer behauptet wird.

So ein Unsinn.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von petrolduck2 » Mo 25. Jul 2016, 09:53

Dieser Thread ist wirklich lustig :D
Alle reden aneinander vorbei, es wird tausend mal das gleiche Erzählt und Männer über 50 versuchen Leuten zu erklären was Sexualität ist.
Wie wäre es denn wenn man sich einfach darauf einigt zu sagen, dass Sexualität und Nacktheit nicht das gleiche sind und auch nicht zwingend zusammenhängen müssen (durch Abstumpfung verliert sich das sexuelle Intresse am menschlichen Körper irgendwann), sexuelle Gedanken bei Nacktheit aber auch nichts "fehlgeleitetes" oder "falsches" sind, da es eigentlich nur logisch ist bei sekundären und primären Geschlechtsmerkmalen an sexuelle Dinge zu denken?

 

Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Sauna » Mo 25. Jul 2016, 09:56

Bummler hat geschrieben:Aber ein Detail scheint mir wichtig. Nämlich das der sexuelle Reiz genau dann, beim Ausziehen wirkt, oder empfunden wird! Also von einem selber und völlig unabhängig von der Umgebung. So kann der Reiz schon wirken, wenn man allein unter der Dusche steht, oder mit anderen zusammen, von denen man überhaupt keinen sexuellen Impuls erhalten kann, weil sie entweder gleichgeschlechtlich sind oder zu alt oder hässlich usw.

Ein interessanter Gedanke. Dass bei dir dieser Reiz eintritt, ist angelerntes Verhalten / Ritualisierung. Indem du es gewohnt bist, dich für den Sexualakt auszuziehen. Da dieser Vorgang für dich emotional stärker ins Gewicht fällt, als z.B. das Ausziehen zum Duschen, bleibt dieses Ausziehritual vor dem Akt besser im Gedächtnis haften. So entsteht der Reiz auch bei nicht-sexuellen Gelegenheiten, gewissermaßen ein Trittbrettfahrer-Reiz. :-)

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Aria » Mo 25. Jul 2016, 10:37

BOeinNackter hat geschrieben:Eigentlich sollten wir nicht so sehr Ursachen und Kulturgeschichten ins Feld führen.
Doch, das sollten wir tun, denn nur wer die Ursachen und die Geschichte kennt, kann ggf. dagegen steuern.

BOeinNackter hat geschrieben:Scham ist der Drang, Peinliches zu verbergen. Was es zu verbergen gilt, hängt an Gesetzen, Regeln, Moden und verbreiteten Ansichten. Wir, als Gemeinschaftswesen unterwerfen uns gern solchen Grenzen. Wir wollen dazu gehören, keinen Ärger bekommen und vieles im Leben ist uns wichtiger als z.B. unsere Nacktheit. Das beginnt in der Kindheit, endet aber nicht mit ihr.
Das Verbergen kann uns helfen, Teil einer Gemeinschaft zu bleiben.
Das ist das Problem, denn Teil einer Gemeinschaft kann man nur werden und bleiben, wenn man sich gesellschaftskonform verhält. Nacktheit in der Öffentlichkeit gehört in dieser Gesellschaft nicht dazu.

Die alten Griechen – unter dem Einfluss der Spartaner! – sahen das nicht so eng: Bei den olympischen Spielen mussten die Akteure sogar nackt auftreten, allerdings waren da Frauen weder als Teilnehmerinnen noch als Zuschauerinnen zugelassen. Bei der Wiederbelebung der olympischen Idee am Ende des 19ten Jahrhunderts war die Nacktheit der Sportler kein Thema: Man hat sich an den damals herrschenden Moralkodex gehalten und so ist es bis heute geblieben. Sport wird allgemein bekleidet betrieben, selbst in manchen FKK-Anlagen, wie man den Berichten in diesem Forum entnehmen kann.


Bummler hat geschrieben:Es ist also ein Reflex, dass wenn die Hose runter gezogen wird, ein Hormonschub sexuelles Verlangen auslöst, der aber bei einigen mehr, bei anderen weniger und bei manchen überhaupt nicht ausgelöst wird. Also IMMER individuell, auf die eigene Persönlichkeit bezogen.

Und das unabhängig von der Nacktheit Anderer!

Es ist also ein äußerst subjektiver Reflex, ob die eigene Nacktheit erotisch oder freiheitlich oder normal oder sonstwie empfunden wird. Insofern kann objektiv Nacktheit mit Sexualität überhaupt gar nichts zu tun haben, wie immer behauptet wird.

So ein Unsinn.
Du widersprichst dir: Einerseits bestätigst du, dass es beim Ausziehen einen Reflex gibt, der ein sexuelles Verlangen auslösen kann, und auf der anderen Seite verneinst du weiterhin, dass Nacktheit etwas mit der Sexualität zu tun haben könnte. Was gilt denn nun?

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