Zett muss ja ein tetraploides Wesen sein, wenn er 100% der Gene seiner Mutter und zusätzlich 100% der Gene seines Vaters hat

Ich weiß, so hat er es nicht gemeint, aber das war ja ein klares Beispiel dafür, dass bei jedem Setzen von Prozentwerten auch der Bezugspunkt klar sein muss, sonst gibt es Missverständnisse. Und das war ja auch vorher das Problem mit dem Vergleich des Anteils aus einer Abstammungslinie und dem Anteil gleicher Gene.
Heute wissen wir, das wir ca. 1% Gene vom Neandertaler haben und 99% Gene von dem ostasiatischen Urmenschen. Wie geht das, wenn wir doch 97% übereinstimmende Gene mit dem Schimpansen haben? Diese 97% übereinstimmenden Gene hatten aber auch der Neandertaler und auch der asiatische Urmensch, also haben wir diese 97% von denen einfach nur unverändert übernommen. Das sind die Gene aller grundlegenden Funktionen und Formgebungen, die bei allen Menschen übereinstimmen müssen.
Was jetzt verglichen werden muss, für die Abstammung sind nur diese restlichen 3%, die nicht mit dem Schimpansen übereinstimmen, und auch unter den Menschen verschiedener Herkunft Unterschiede zeigen können. Daraus werden dann in den Stammbäumen der Entwicklung des Menschen dickere und dünnere Linien gezeichnet, bei denen in seltenen Fällen, wie diesem, auch mal zwei Linien getrennter Stämme zusammengeführt haben, weil es eine genetische Vermischung gab. Die Abstammungslinien werden manchmal mit geschätzten Prozentwerten gekennzeichnet, die besagen, zu welchem Anteil die eine und die andere Linie in die nächste Stufe der Entwicklung eingegangen ist.
@Eule: du schreibst:
Mir ist es durchaus bekannt, dass vor einiger Zeit der älteste Frühmensch in Zentralasien gefunden worden sein sollte. Diese Meldung hat aber keinen großen Wiederhall gefunden. Dem spricht auch der Weltgenatlas entgegen, der nur in Afrika eine Vielfahlt von unterschiedlichen menschlichen Genentypen nachweist und in der übrige Welt nur 7 Gentypen.
Dieser älteste Frühmensch ist nach meinem Kenntnisstand nicht derselbe, wie der ebenfalls asiatische Typ, den ich mit "ostasiatischem Urmenschen" gemeint hatte. Aber gerade dieser Fakt der geringen Anzahl an Gentypen der hellen Bevölkerung ist ja gerade der klare Beweis dafür, dass wir nicht wie die Afrikaner eine größere Anzahl, sondern nur eine sehr geringe Zahl an Typen von Ur-Vorfahren haben.
Eine der aktuell diskutierten Fragen ist, wann die Menschen außerhalb Afrikas hellhäutig geworden sind. Eine hier zitierte Arbeit:
http://www.zeit.de/2007/18/N-Hautfarbe besagt, dass dies erst in den letzten 6000 Jahren geschah. Es gibt aber auch andere Meinungen dazu, also abwarten, was noch an Ergebnissen kommt. Die Vitamin-D-Theorie der Aufhellung baut darauf auf, dass die helle Haut einen Selektionsvorteil in Bezug auf bessere Vitamin-D-Bildung mit sich brachte. Mit dem zeitlichen Verlauf der Entwicklung passt das allerdings schlecht zusammen.
In "Die Evolution der Hautfarben". Spektrum der Wissenschaft 6/2003 wird diese Theorie noch ausführlich dargestellt. Sie wird aber seit 2009 mit dieser Arbeit widerlegt: (A.H. Robins, The evolution of light skin color: Role of vitamin-D disputed. American Journal of Physical Anthropology 139:447-450). Es war nicht leicht, aber ich habe eine kurze Zusammenfassung in Sekundärliteratur im Internet gefunden:
http://www.welt.de/wissenschaft/article ... kamen.html Wir brauchen hier wirklich nicht darüber zu diskutieren, ob Robins Recht hat oder nicht. Darüber können andere in der Fachwelt besser streiten. Ich finde es dennoch witzig, wie man sich so einfach als Laie über die wissenschaftliche Fachwelt erheben und sagen kann, das sei eben ganz anders, und dann nach Erklärung des eigenen Verständnisses der Sache dazu "so einfach ist das". Schön wäre es wirklich, wenn Wissenschaft so einfach wäre. Damit meine ich jetzt nicht Eule, denn er hat geschrieben: "... aber meines Wissens nach noch nicht widerlegt." Das ist eine voll zulässige Formulierung, wenn man den zitierten Artikel von Robins noch nicht kennt, oder wenn man noch nicht sicher ist, ob dieser von der Fachwelt anerkannt wurde. Deshalb habe ich hier als Reaktion auf die Antwort von Eule das Zitat von Robins eingefügt.
Damit alle, die sich dafür interessieren, ein Bild davon machen können, wie die bisherige Lehrmeinung mit dem Vitamin-D-Einfluss aussieht und welcher Effekt für den Selektionsdruck zum Erhalt der dunklen Farbe im zentralen Afrika maßgeblich war, hier noch dieser Link von 2003 (entspricht dem oben genannten Artikel in Spektrum der Wissenschaft):
http://www.spektrum.de/magazin/die-evol ... ben/829886 Die Zusammenhänge nach bisheriger Sicht sind da gut zusammengestellt.
Allerdings, dass die Sache recht kompliziert und vielschichtig ist, zeigen die Arbeiten um das Filaggrin-Gen. Dazu habe ich jetzt leider nur diese eine kurze (etwas zu oberflächliche) Notiz hier gefunden:
http://www.spektrum.de/news/woher-die-h ... mt/1298938 Diese Arbeit geht noch von der Vitamin-D-Wirkung aus, verneint aber den Einfluss der Aufhellung der Haut auf bessere Vitamin-D-Bildung, da die UV-Absorbierende Wirkung der 4-Imidazolacrylsäure einen viel stärkeren Einfluss hat. Dieser natürliche UV-Schutz fällt bei vielen Nordeuropäern weg.
Die Verbesserung der Vitamin-D-Bildung durch Filaggrin-Verlust wird übrigens „teuer erkauft“, denn darunter leidet die Struktur der Oberhaut (verminderte Vernetzung des Keratins) und die Anfälligkeit für Dermatitis und andere Hautkrankheiten (auch Allergien) steigt deutlich an.
Und der Vollständigkeit halber, der Einfluss, den der Neandertaler auf unsere Haut und Haare hat wurde hier beschrieben:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 46256.html Der Neandertaler war weiß. Das ist unumstritten. Der hat in Europa sehr wahrscheinlich auch einen Faktor zur Hellhäutigkeit eingebracht. Da der Einfluss der Abstammung vom Neandertaler in China, Japan, bei den Inuit und Indianern nicht so hoch ist (wenn überhaupt? – manche schreiben: „überhaupt nicht“), wie in Europa, können manche Unterschiede schon daher kommen. Es gibt hier z.B. eine Punktmutation mit deutlichem Einfluss, da sie die Melanin-Biosynthese stark beeinträchtigt, während in Ost-Asien die Melanin-Biosynthese gut funktioniert (daher die schwarzen Haare), aber die Haut durch eine Vielzahl anderer Mutationen hell ist, die in biochemische Regelungsmechanismen bei der Pigmentierung eingreifen.
Eule hat geschrieben:Aber ich denke, wir sollten diese Themen jetzt nicht weiter vertiefen. Denn diese haben jetzt keinen direkten Bezug mehr zum Thema des Threads.
Nun, im Detail hat es noch etwas mit dem Sonnenschutz zu tun, wenn man bedenkt, dass die Entwicklung zur hellen Haut viel jünger ist, als die Entwicklung der Kleidung (Beginn vor ca. 130 000 Jahren). Da kommt in der ganzen Überlegung noch ein weiterer Faktor hinzu, der nur in wenigen der Veröffentlichungen der Sekundärliteratur mit berücksichtigt wurde. In den wissenschaftlichen Fachartikeln wird durchaus auch darüber diskutiert und auch über die Ernährung der verschiedenen Volksstämme. Z.B. ist viel Vitamin-D in der Ernährung der Inuit und so konnten sie im hohen Norden trotz stärkerer Pigmentierung und mehr Kleidung überleben.