hajo hat geschrieben:Es kann kein Kriterium sein, dass dem einen oder der anderen etwas missfällt.
Ist es aber, in der Realität. Und! Du lässt einfach weg, warum jemandem etwas missfällt. Vielleicht hat er ja gute Gründe dafür.
Wenn uns die Vernunft sagt, das etwas falsch ist, auch wenn es keinen Schaden anrichtet, dann sollte doch allein das Argument zählen.
Das heißt - für mich - natürlich:
Jedweder Zwang ist untersagt.
Da der Freiheit abträglich.
Ist das nicht auch eine Form von Diktatur? Fanatisch, fundamentalistisch?
Für mich sind Moral und Vernunft wertvoller als DIE Freiheit. Freiheit ohne die Einsicht von Notwendigkeiten ist eine Illusion.
Die kann es gar nicht geben, denke ICH.
Gleichwohl ist mir klar, das der Erfolg unseres Wirtschaftssystems genau auf diesem von Dir postulierten Freiheitsbegriff beruht.
Weil eben NICHT die Tugend, sondern das Laster die eigentliche Triebkraft in der wirtschaftlichen Entwicklung ist. Mandeville hat es ja mit seiner Bienenfabel schon vor 300 Jahren auf den Punkt gebracht:
In seinem Hauptwerk, der Bienenfabel, beschrieb er als einer der ersten die Wirtschaft als Kreislaufsystem und stellte die provozierende These auf, dass nicht die Tugend, sondern das Laster die eigentliche Quelle des Gemeinwohls sei.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bernard_Mandeville
Für ihn beruhte die Prosperität einer Gesellschaft auf der billigen Arbeit der Unterprivilegierten. So gelte, „daß in einem freien Volke, wo die Sklaverei verboten ist, der sicherste Reichtum in einer großen Menge schwer arbeitender Armer besteht.“
Noch mal zur Erläuterung, warum ich Probleme mit dieser Form der Freiheit habe,
hier aus einer anderen Quelle:
Die Tugendlosigkeit, die Mandeville beschreibt, besteht in der Wendung von einer
Gebrauchswert- zu einer Tauschwert-Orientierung, von konkret-sinnlichen und
deshalb begrenzten zu abstrakt-unbegrenzten Bedürfnissen. Genau durch diese
allgemeine Lasterhaftigkeit aber gedieh der Bienen-Staat:
„Trotz all dem sündlichen Gewimmel
War’s doch im Ganzen wie im Himmel.
In Krieg und Frieden warb mit Kunst
Manch fremde Macht um ihre Gunst;
Ihr Überfluß an Geld und Leben
Ließ immer sie den Ausschlag geben. -
Wie hat’s ein solches Land doch gut,
Wo Macht ganz auf Verbrechen ruht !"
Ja, soviel zur Freiheit.
Ich denke das Problem bei der Bewertung des kategorischen Imperativs ist der Schadensbegriff, der unbestimmt ist und deswegen missbraucht wird. Wenn etwas für den einen ein Vorteil ist, dann kann das für den anderen ein Nachteil sein. Aber wenn er diesen Nachteil nicht als Schaden reklamieren kann oder wenn den Nachteil den er da ertragen muss, in der gesellschaftlichen Bewertung oder gar unter freiheitlichen Gesichtspunkten als erträglich bewertet wird, dann hat man die Arschkarte, auch mit Schaden.
Die Moral ist dann tatsächlich nebensächlich.
Shiva205 hat geschrieben:Moral ist eine Form von Gewalt - gegen sich und Andere.
Das ist Freiheit auch.