riedfritz hat geschrieben:1. wird in unserem Land niemand gehindert an der Wahl teilzunehmen.
Das stimmt formal, aber nicht real. Wenn ich die Menschen mit Konsum und Unterhaltung zuschütte (und dies wird durch die regierenden Parteien nicht nur geduldet sondern gezielt vorangetrieben, siehe z.B. die Privatisierungserlaubnis des Fernsehens [Einführung der Privatsender] durch die CDU/CSU), aus ihnen konsum- und unterhaltungssüchtige Junkies mache, kann ich nicht so tun, als seien wir ein Volk mündiger Bürger, die einen eigenen Willen besäßen, um zur Wahl gehen zu können. Ein bedeutender Teil der Bevölkerung ist zwar wahlberechtigt aber nicht wahlfähig und aus gesundheitlichen Gründen nicht wahlwillig.
riedfritz hat geschrieben:2. Jeder sollte auch das Recht haben, auf sein Wahlrecht zu verzichten.
Warum? Sollte auch jeder das Recht haben, zu entscheiden, ob er Steuern zahlt oder nicht?
Es sollte vielmehr jeder unter Androhung von Bußgeld zur Wahl gezwungen werden (wie zur Zahlung von Steuern) und erst an der Wahlurne entscheiden, ob er wählen will oder nicht. Die Wahlfreiheit hätte dann einen Sinn.
riedfritz hat geschrieben:3. dürfte sich das Wahlergebnis durch eine höhere Wahlbeteiligung nicht wesentlich verändern.
Sagt wer? Im Moment gehen überdurchschnittlich viele sozial Schwache nicht zur Wahl. Alle schön den Mittelstand umschwärmenden Parteien würden wahrscheinlich ihr blaues Wunder erleben.
riedfritz hat geschrieben:4. sollte jeder wissen, dass eine Partei, die nicht genügend Stimmen für eine Regierungsbildung erhält, einen Koalitionspartner braucht. Durch eine Stichwahl in einer zweiten Runde fiele der Wille eines Großteils der Wahlberechtigten ebenfalls unter den Tisch.
Sicher ist Koalitionsbildung eine Möglichkeit, aus der Not das Beste zu machen. Nichts desto trotz schwächt es das demokratische Prinzip.
riedfritz hat geschrieben:5. Wahlberechtigte, die ihr Wahlrecht nicht ausüben, (ihnen ist offensichtlich egal, wer die Wahl gewinnt!) brauchen sich nicht über das Wahlergebnis zu beschweren, sie hätten ja die Möglickeit zur Mitbestimmung gehabt.
Dies mag für den mündigen Bürger so gelten. Für den realen, kranken Durchschnittsbürger unserer Zeit aber eben nicht, siehe oben.
riedfritz hat geschrieben:Auf welche bessere Art und Weise sollte eine Regierung bestimmt werden?
Durch ein anderes Gesellschaftssystem: keine formale Demokratie sondern eine effektivdemokratische Gesellschaftsordnung. Effektiv heißt:
a) tatsächlich, wirklich
b) wirkungsvoll (im Verhältnis zu den aufgewendeten Mitteln)
c) überhaupt, ganz und gar
d) lohnend
Das bedeutet, die Bürger müssen umfassend in Politik und Gesellschaftslehre ausgebildet werden und sie müssen soweit von Konsum und Unterhaltung befreit werden, dass sie genug Zeit, Geld und Gesundheit besitzen, um sich auf diesen Gebieten zu informieren, zu bilden und sich aktiv zu beteiligen. Erst mit einem tatsächlich mündigen Bürger ist es möglich, eine effektive Demokratie zu errichten.
Aber ich glaube, wir schweifen langsam zu weit ab.